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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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veränderte seine Körperhaltung und verriet dadurch seine Verzweiflung. »Die Kundschafter behaupten, alles deute darauf hin, dass sie Richtung Süden marschieren werden, aber etwas Genaueres wissen wir zurzeit noch nicht.«
    »Dann haben sie also nicht vor, uns hinterher zumarschieren?«
    »Sie können ihre Marschrichtung natürlich jederzeit ändern oder eine Armee herschicken, im Augenblick aber deutet alles darauf hin, dass sie nicht die Absicht haben, uns bis hierher zu verfolgen.«
    »Jagang hat es nicht nötig, uns nachzulaufen«, warf Warren ein. Kahlan fand, dass er ein wenig blass aussah, was kaum verwundern konnte; vermutlich wirkten sie alle ein wenig blass. »Jagang muss wissen, dass wir ihn angreifen werden. Er wird sich nicht die Mühe machen, uns bis hierher entgegenzukommen.«
    Seiner Logik vermochte Kahlan nicht zu widersprechen. »Wenn er Richtung Norden marschiert, muss er wissen, dass wir hier nicht still sitzen bleiben und ihm zum Abschied nachwinken werden.«
    Der Kaiser hatte seine Taktik geändert – wieder einmal. Noch nie war Kahlan einem Befehlshaber seines Schlages begegnet. Die meisten Militärs hatten ihre bevorzugten Methoden; hatten sie einmal auf eine bestimmte Weise eine Schlacht gewonnen, nahmen sie – in der festen Überzeugung, was einmal geklappt hatte, müsse wieder funktionieren – gewöhnlich ein Dutzend Niederlagen nach derselben Taktik in Kauf. Manchen waren auf Grund ihres Denkvermögens Grenzen gesetzt; diese waren leicht auszurechnen. Für gewöhnlich unternahmen sie einen stümperhaften Feldzug und gaben sich damit zufrieden, ihre Männer in den großen Fleischwolf zu schicken, in der Hoffnung, ihn durch schiere Masse zu verstopfen. Andere Heerführer waren gerissen und entwickelten ihre Taktik aus dem Stegreif; diese wiederum überschätzten sich oft selbst und endeten an der Spitze einer schlichten Lanze. Wieder andere hielten sich sklavisch an die Taktiken aus dem Kriegshandbuch; für sie war der Krieg eine Art Spiel, in der jede Seite der jeweils anderen verpflichtet war, sich an die Regeln zu halten.
    Jagang war anders. Er hatte gelernt, den Feind auszurechnen. Er besaß keine bevorzugte Methode. Nachdem Kahlan ihm mit schnell vorgetragenen, begrenzten Überfällen mitten in sein Feldlager zugesetzt hatte, hatte er sich eben diese Taktik zu eigen gemacht und, statt sich auf seine überwältigende Übermacht zu verlassen, die d’Haranische Armee mit derselben Art von überfallartigen Attacken angegriffen – mit durchschlagendem Erfolg. Manche Männer ließen sich durch eine Schmach zu törichten Fehlern verleiten; Jagang dagegen machte denselben Fehler nie zweimal. Er hatte seinen Stolz im Griff, wechselte abermals die Taktik und tat Kahlan nicht den Gefallen, sich zu unsinnigen Gegenangriffen hinreißen zu lassen.
    Trotzdem war es den D’Haranern gelungen, Breschen in seine Reihen zu schlagen und Truppen der Imperialen Ordnung in nicht vorhersehbarer Zahl auszuschalten. Ihre eigenen Verluste, obschon schmerzlich, waren, verglichen mit den erreichten Zielen, bemerkenswert gering.
    Allerdings waren sehr viel mehr Feinde dem Winter zum Opfer gefallen als allen Einfallen Kahlans oder ihrer Männer. Da die Imperiale Ordnung weit unten aus dem Süden stammte, war sie mit dem Winter in der neuen Welt nicht vertraut und ungenügend auf ihn vorbereitet. Weit mehr als eine halbe Million Soldaten waren erfroren, mehrere hunderttausend waren Fieberanfällen und anderen durch das harte Leben an der Front hervorgerufenen Krankheiten erlegen.
    Allein der Winter hatte Jagang nahezu eine Dreiviertel Million Mann gekostet. Es überstieg fast jedes Vorstellungsvermögen.
    Kahlan befehligte in den südlichen Gebieten der Midlands derzeit ungefähr dreihunderttausend Mann. Unter normalen Umständen hätte eine solche Streitmacht jeden Feind vernichtend schlagen können.
    Die Männer, die in Massen aus der Alten Welt heraufströmten, hatten die feindlichen Verluste jedoch um ein Vielfaches wettgemacht. Jagangs Armee bestand jetzt aus weit mehr als zweieinhalb Millionen Soldaten und wurde mit jedem Tag größer.
    Jagang hatte sich damit begnügt, sich den Winter über nicht von der Stelle zu rühren. Kämpfen war unter solchen Bedingungen meist unmöglich. Klugerweise hatte er das Ende der ungünstigen Witterungsverhältnisse abgewartet, und als der Frühling kam, hielt er noch immer seine Stellung. Offenbar war er klug genug zu wissen, dass Krieg im Frühling ein tödliches

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