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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Sterne. Schließlich sah Richard im Mondschein den unregelmäßigen Schattenriss des Waldes vor sich. Als er auf den Hof des Holzkohlenhändlers rollte, näherte sich der Köhler, ein nervöser Mann mit Namen Faval, dem Wagen hastig von der Seite her.
    »Richard Cypher! Da bist du ja endlich! Ich dachte schon, du kämst überhaupt nicht mehr.«
    »Wieso?«
    Der Mann verfiel in ein schrilles Gekicher. Faval kicherte oft über Dinge, die alles andere als komisch waren. Mittlerweile hatte Richard eingesehen, dass es einfach seine Art war. Er war ein fahriger, nervöser Kerl, und sein Gekichere hatte nichts mit Respektlosigkeit zu tun, eher war es etwas, gegen das er einfach machtlos war. Eine Menge Leute mieden Faval jedoch wegen seiner eigenartigen Lache, denn sie befürchteten, er könnte vielleicht nicht ganz richtig im Kopf sein – eine Strafe, die der Schöpfer, so glaubten sie, Sündern auferlegte. Andere wurden wütend auf ihn, weil sie glaubten, er mache sich über sie lustig. Dadurch wurde Faval noch nervöser, was ihn wiederum dazu bewog, noch mehr zu kichern. Faval hatte keine Schneidezähne mehr, und seine Nase war nach mehreren Brüchen krumm und schief. Richard wusste, dass der Mann wirklich nichts dafür konnte, und machte ihm deswegen niemals Schwierigkeiten. Faval hatte Vertrauen zu ihm gefasst.
    »Ich weiß nicht, ich dachte bloß, du kämst vielleicht nicht.«
    Faval blinzelte aus seinen großen Augen ins Mondlicht. Richards Gesicht legte sich verwirrt in Falten.
    »Ich habe dir versprochen zu kommen, Faval. Was bringt dich auf die Idee, ich würde es vielleicht doch nicht tun?«
    Faval zupfte nervös an seinem Ohrläppchen. »Gar nichts.«
    Richard kletterte herunter. »Die Stadtwache hat mich angehalten…«
    »Nein!« Favals Gekicher hallte durch die dunkle Nacht. »Was wollten sie denn? Haben sie dich ausgefragt?«
    »Sie wollten wissen, ob ich etwas Ungewöhnliches bemerkt hätte.«
    »Aber das hast du nicht.« Er kicherte. »Sie haben dich fahren lassen. Du hast nichts gesehen.«
    »Na ja«, meinte Richard gedehnt, »diesen Burschen mit den zwei Köpfen habe ich schon gesehen.«
    Das Zirpen der Grillen füllte die Stille. Faval kniff erstaunt die Augen halb zusammen. Im Mondschein konnte Richard erkennen, dass sein Mund weit offen stand.
    »Du hast einen Mann mit zwei Köpfen gesehen?«
    Diesmal war es Richard, der lachen musste. »Nein, hab ich nicht, Faval. Es war bloß ein Scherz.«
    »Wirklich? Aber der war nicht komisch.«
    Richard seufzte. »Nein, vermutlich nicht. Hast du die Fuhre Holzkohle fertig? Ich habe eine lange Nacht vor mir. Victor braucht dringend eine Ladung Stahl, und Priska benötigt Holzkohle, sonst muss er den Laden dichtmachen, behauptet er. Er sagt, du hättest ihm die letzte Lieferung nicht geschickt.«
    Faval kicherte. »Konnte ich doch nicht! Ich wollte ja, Richard Cypher, ich brauche das Geld dringend. Ich schulde den Holzfällern das Geld für die Stämme, aus denen ich die Kohle hier hergestellt habe. Sie meinten, wenn ich sie nicht bezahle, würden sie mir kein Holz mehr liefern. So sieht das aus.«
    Faval lebte am Rand eines Waldgebietes und verfügte daher über eine greifbar nahe Holzquelle, allerdings war es ihm nicht gestattet, das Holz eigenhändig zu schlagen. Sämtliche Rohstoffe waren im Besitz des Ordens, deshalb wurden Bäume nur dann geschlagen, wenn die Holzarbeiter, die im Besitz von Lizenzen waren, Arbeit brauchten, nicht wenn jemand Holz benötigte. Größtenteils verfaulte das Holz ungenutzt auf dem Boden; wer aber beim Holzsammeln erwischt wurde, machte sich des Diebstahls an Ordensbesitz schuldig und wurde festgenommen.
    Faval hob seine Hände, so als wollte er Richard um Verständnis anflehen. »Ich hab ja versucht, die Holzkohle zu Priska transportieren zu lassen, aber das Komitee hat mir die Fuhrerlaubnis verweigert. Sie meinten, ich brauche das Geld nicht. Ich brauche das Geld nicht! Kannst du dir das vorstellen?« Er lachte gequält. »Sie erklärten mir, ich sei ein reicher Mann, weil ich ein Unternehmen habe, und dass ich warten müsse, bis sie sich um die Bedürfnisse der einfachen Leute gekümmert hätten. Dabei versuche ich doch bloß zu überleben.«
    »Das weiß ich doch, Faval. Ich habe Priska erklärt, dass du nichts dafür kannst. Er versteht das – er hat selbst ganz ähnliche Schwierigkeiten. Nur ist er verzweifelt, weil er die Holzkohle unbedingt braucht. Du kennst doch Priska: Er lässt seine Wut an Leuten aus, die überhaupt

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