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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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wusste, dass er in diesem Augenblick großzügiger Laune sein würde. »Im Grunde frage ich mehr aus Neugier.«
    Ihm entfuhr ein genervtes Stöhnen. »Was wollt Ihr wissen?«
    Nicci beugte sich noch näher zu ihm, so nahe, dass sie seinen schalen Schweiß riechen konnte. »Den Namen der Person, die meinen Ehemann angezeigt hat; den Namen dessen, der Richard vor den Richter gebracht hat.«
    Nicci wusste, im Augenblick ging ihm nur ein Gedanke durch den Kopf: dass Männer eher in die Bruderschaft aufgenommen wurden, wenn sie halfen, große Summen für die Bedürftigen einzutreiben. Die Frage des Namens wäre nicht mehr als eine lästige Mücke, die ihn in seinen wohligen Gedanken störte. Er zog einige Papiere heran, die er überflog und nach der Durchsicht hektisch beiseite legte.
    »Hier steht es«, verkündete Protektor Muksin schließlich. »Richard Cypher wurde von einem jungen Soldaten angezeigt, der sich freiwillig zur Armee der Imperialen Ordnung gemeldet hat. Sein Name lautet Gadi. Der Bericht ist einige Monate alt; es hat eine Weile gedauert, dafür zu sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird, doch am Ende ist der Orden darin stets erfolgreich. Aus diesem Grunde nennen wir unseren Großen Kaiser auch ›Jagang den Gerechten‹.«
    Nicci richtete sich auf. »Ich danke Euch, Protektor Muksin.«
    Ihr ruhiges Gesicht ließ ihre innere Aufgewühltheit darüber, dass dieser kleine Schurke für sie unerreichbar war, nicht erahnen. Gadi hatte es verdient, zu leiden.
    Während der Protektor seine Strafe für einen Verstoß gegen das Zivilrecht notierte, erklärte er: »Bringt den Strafbefehl, den ich Euch gegeben habe, zum Arbeiterkollektiv bei den Docks, und kehrt hierher zurück, sobald Ihr im Besitz der Siegel seid, die nachweisen, dass seine Strafe von zweiundzwanzig Goldtalern voll entrichtet wurde.
    Des Weiteren erhält Richard Cypher die Auflage, sich beim Kollektiv der Bildhauer zu melden, wo man ihm eine Aufgabe zuteilen wird.« Er überreichte ihr das Schreiben mit den Anweisungen. »Ab sofort ist Richard Cypher Bildhauer des Ordens.«
    Die Sonne war bereits im Begriff unterzugehen, als sie mit sämtlichen Dokumenten und Siegeln wiederkamen. Die Art, wie Nicci nach dem Scheitern des Bestechungsversuchs mit den Goldmünzen mit dem Beamten umgesprungen war, hatte den Schmied sichtlich beeindruckt. Ishaq wurde nicht müde, ihr zu danken. Für sie zählte nur, dass man Richard freilassen würde.
    Sie war erleichtert, dass sie sich getäuscht hatte und Richard schließlich doch kein Betrüger und Dieb war.
    Mr. Cascella, Ishaq und Nicci warteten vor dem Seiteneingang der Festung. Die Schatten wurden dunkler; schließlich öffnete sich die Tür. Zwei Gardisten traten, Richard zwischen sich, heraus auf den Treppenabsatz. Als die drei Richard erblickten, als sie sahen, in welchem Zustand er sich befand, entfuhr Mr. Cascella ein leiser Fluch; Ishaq sprach ein stilles Gebet.
    Die Gardisten ließen Richard los und versetzten ihm einen Stoß, sodass er nach vorn stolperte. Ishaq und der Schmied eilten zur Treppe, um ihn zu stützen.
    Richard fing sich und richtete sich auf, eine dunkle, aufrechte Gestalt im letzten Tageslicht, die den langen Schatten ringsum trotzte. Mit ausgestreckter Hand befahl er den beiden Männern, zu bleiben, wo sie waren. Die beiden verharrten, einen Fuß auf der untersten Stufe, trotz allem bereit, ihm zu Hilfe zu eilen, sollte er sie brauchen. Nicci vermochte sich nicht vorzustellen, welche Schmerzen es Richard bereiten musste, so sicher, aufrecht und elegant die Stufen hinunterzusteigen, ganz ohne Hilfe, so als wäre er ein freier Mann.
    Noch wusste er nicht, was sie ihm angetan hatte.
    Nicci war sich darüber im Klaren, dass sie Richard in keine schlimmere Lage hätte bringen können. Selbst die Foltern in den Tiefen der Festung waren nicht so furchtbar wie jene Strafe, zu der sie ihn soeben verurteilt hatte.
    Sie war überzeugt, dadurch endlich jene Antwort erzwingen zu können, die sie suchte – sofern es tatsächlich eine Antwort zu finden gab.

57. Kapitel
    Bruder Narev blieb hinter Richards Schulter stehen, ein Geist, gekommen, um ihn heimzusuchen. Er trieb sich häufiger ganz in der Nähe herum, um sich zu vergewissern, dass es mit den Bildhauerarbeiten seinen Anweisungen gemäß voranging. Dies war das erste Mal, dass der große Mann persönlich bei Richard Halt machte, um ihm bei der Arbeit zuzusehen.
    »Kenne ich dich nicht?« Die Stimme erinnerte an das mahlende Geräusch

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