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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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bieten. Das war alles, mehr gab es nicht. Ihre Mutter hatte Recht behalten.
    Nicci holte das Metzgermesser hervor und legte es leise auf den Tisch.
    Richard hatte genug gelitten.
    Es wäre nur zum Besten so.

59. Kapitel
    Eine Ewigkeit saß Nicci, ihre Hand auf dem Messer, so am Tisch und betrachtete seinen Rücken. Seine Brust wölbte sich langsam mit seinem Atem, sank wieder in sich zusammen. Es gab Zeit genug, ihm das Messer in den Rücken zu stoßen – zwischen seine Rippen – und sein Herz zu durchbohren.
    Bis zum Morgengrauen war noch reichlich Zeit.
    Der Tod hatte etwas so Endgültiges. Sie wollte ihn noch eine Weile betrachten. Nicci wurde niemals müde, Richard anzusehen.
    Wenn sie es erst getan hatte, würde sie ihn niemals mehr so anschauen können. Er wäre fort, für immer. Jetzt, angesichts des Schadens, den die Chimären den Welten und der Verbindung zwischen ihnen zugefügt hatten, war sie nicht einmal mehr sicher, ob die Seele eines Menschen noch in das Reich der Seelen würde eintreten können. Sie wusste nicht einmal mehr, ob die Unterwelt überhaupt noch existierte, und ob Richards Seele dorthin wandern oder ob er für immer … verloren sein würde – ob er und das, was sein innerstes Wesen ausmachte, einfach zu existieren aufhören würden.
    In ihrer Benommenheit war ihr jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen.
    Als ihr Blick zufällig aus dem Fenster fiel, das Richard von seinem selbst verdienten Geld hatte einbauen lassen, bemerkte sie, dass der Himmel die Farbe eines eine Woche alten Blutergusses angenommen hatte.
    Wegen ihrer Verbindung mit Kahlan konnte sie die Tat nicht mit Hilfe ihrer Magie ausführen. So sehr ihr die Vorstellung zuwider war, und obwohl sie genau wusste, wie schauderhaft es werden würde, sie war gezwungen, die scharfe Klinge zu benutzen.
    Nicci schloss ihre Finger um den Holzgriff des stabilen Messers. Schnell sollte es gehen; den Gedanken, dass er leiden könnte, fand sie unerträglich. Er hatte genug gelitten in seinem Leben, sie wollte ihm nicht auch noch einen qualvollen Tod bereiten.
    Ein kurzer Todeskampf, dann würde es vorbei sein.
    Unvermittelt wälzte Richard sich auf den Rücken und richtete sich anschließend auf. Nicci, noch immer auf ihrem Stuhl sitzend, erstarrte. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen. Würde sie es fertig bringen, ihn zu töten, wenn er wach war? Würde sie ihm in diese Augen sehen können, wenn sie ihm das Messer in die Brust stieß?
    Ihr würde gar nichts anderes übrig bleiben.
    Es wäre nur zum Besten so.
    Richard gähnte und räkelte sich, sprang aus dem Bett.
    »Nicci, was tust du da? Bist du gar nicht schlafen gegangen?« »Ich … ich glaube, ich bin auf dem Stuhl eingenickt.«
    Er nahm ihr das Messer aus der Hand. »Was dagegen, wenn ich es mir kurz ausleihe? Ich muss dringend etwas damit machen. Ich fürchte, ich werde es nachher für dich schleifen müssen, doch bevor ich gehe, werde ich wohl keine Zeit mehr dafür haben. Könntest du mir etwas zu essen machen, ich bin ziemlich in Eile. Ich muss vor der Arbeit noch bei Victor vorbei.«
    Nicci war wie vom Donner gerührt. Er war schlagartig zu neuem Leben erwacht; im Licht der durch die Fenster hereinfallenden Morgendämmerung konnte sie sehen, dass er wieder diesen Blick in seinen Augen hatte. Er wirkte … entschlossen, unbeirrbar.
    »Ja, in Ordnung«, antwortete sie.
    »Danke«, rief er über die Schulter, bereits auf dem Weg zur Tür.
    »Wo willst du denn …?«
    Aber er war längst fort. Sie kam zu dem Schluss, dass er auf dem Weg hinters Haus sein musste, um etwas Gemüse zu holen. Aber wieso brauchte er dafür das große Messer? Sie war verwirrt, aber auch sie war erfüllt mit neuem Leben. Richard schien wieder ganz der Alte zu sein.
    Nicci holte ein paar Eier, die sie aufgehoben hatte, aus der Speisekammer, dazu eine eiserne Bratpfanne, und lief hinters Haus zur Kochstelle. Die Scheite glühten noch vom Abend zuvor und spendeten ein wenig Licht. Behutsam legte sie ein paar kleine Zweige und Anmachholz nach, dann schichtete sie eine Lage fingerdicker Äste darüber. Statt sie auf den Rost zu setzen, stellte sie die Eisenpfanne einfach direkt aufs Holz, als dieses Feuer fing; Eier brauchten nicht lange.
    Während sie darauf wartete, dass die Pfanne heiß wurde, vernahm sie ein eigenartiges Kratzgeräusch. Im flackernden Schein des Feuers konnte sie nicht erkennen, ob Richard im Garten war. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin er gegangen sein konnte oder was er im

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