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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sie den knienden jungen Mann sah.
    »Ist er das?«, fragte sie.
    Verna ihre andere Hand sachte auf den Rücken legend, bot Kahlan ihr stumm ihre Unterstützung an.
    »Das ist er«, bestätigte sie.
    »Ganz recht.« Der Bursche sah höhnisch hoch zu Verna. »Ich war das, der den gegnerischen Zauberer erstochen hat. Ich bin ein Held. Der Orden wird den Menschen Trost und Gerechtigkeit bringen, und ich habe dabei geholfen. Leute euresgleichen haben immer nur versucht, uns zu unterdrücken.«
    »Euch zu unterdrücken«, wiederholte Verna tonlos.
    »Wer von Geburt an alles Glück und alle Vorteile auf seiner Seite hat, wird nie etwas davon abgeben wollen. Ich habe lange gewartet, aber nie hat mir jemand eine Chance im Leben geboten, bis es der Orden tat. Ich habe den Unterdrückern der Menschheit einen Schlag versetzt. Ich habe geholfen, denen Gerechtigkeit zu bringen, die niemals eine Chance erhalten. Ich habe einen gottlosen Menschen getötet. Ich bin ein Held!«
    Vor dem hektischen Treiben der Männer, die das Feldlager nach weiteren Meuchelmördern absuchten, wirkte das Schweigen der Umstehenden nur noch unbarmherziger. Offiziere riefen Namen auf, erhielten prompt Antwort. Truppen, deren Kettenpanzer und Waffen wie tausende winzige Glöckchen klangen, trabten auf der Suche nach Eindringlingen durch die Nacht.
    Der auf den Knien liegende Mann sah grinsend hoch zu Verna. »Der Schöpfer wird mir meinen Lohn im nächsten Leben geben. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich habe mir das ewige Leben in seinem ewig währenden Licht verdient.«
    Verna ließ ihren Blick über die Augen der Umstehenden schweifen. »Was ihr mit ihm anstellt, ist mir gleich«, sagte sie, »aber ich will die ganze Nacht sein Schreien hören. Ich möchte, dass das gesamte Feldlager die Nacht hindurch seine Schreie hört. Ich will, dass die Kundschafter des Ordens seine Schreie hören. Das wird mein Zeichen des Respekts für Warren sein.«
    Der junge Mann benetzte sich die Lippen, als er erkannte, dass die Dinge nicht den erwarteten Verlauf nahmen.
    »Das ist ungerecht!«, schrie der junge Meuchelmörder lauthals protestierend.
    Panikartige Angst ließ ihn am ganzen Körper zittern. Er war auf einen Märtyrertod vorbereitet gewesen, auf ein schnelles Ende. Damit hatte er nicht gerechnet.
    »Er ist schnell gestorben. Das Gleiche sollte auch für mich gelten.«
    »Ungerecht? Ungerecht ist«, erwiderte Verna geradezu beängstigend ruhig, »dass deine Mutter jemals für deinen Vater die Beine breit gemacht hat. Wir werden ihren Fehler, wenn auch verspätet, jetzt berichtigen. Ungerecht ist, dass ein rechtschaffener, gütiger Mann durch die Hand eines weinerlichen, miesen Feiglings gestorben ist, der so wenig Verstand besitzt, dass er nicht einmal im Stande ist, die Lügen zu erkennen, die er uns auftischt. Du willst dein Leben gegen das eintauschen, das du genommen hast? Du willst für eine Sache sterben, die du in deiner Dummheit für erhaben hältst? Dein Wunsch sei dir erfüllt, junger Mann. Doch bevor du stirbst, wirst du erst noch in seiner ganzen Tragweite begreifen, was du aufgegeben hast, wie kostbar dein Leben ist und wie gänzlich vergeudet; und am Ende wirst du den Zeugungsakt deiner Mutter ebenso bedauern wie wir.« Verna ließ einen zum Letzten entschlossenen Blick über die Gruppe der Umstehenden wandern. »Das ist mein Wunsch. Bitte sorgt dafür, dass ihm Genüge getan wird.«
    Cara trat einen Schritt vor. »Dann überlasst es mir.« Nichts in ihrer unbarmherzigen Miene verriet, dass sie Gefallen daran fand. »Ich bin wohl am besten geeignet, Euren Wunsch Euren Absichten gemäß zu erfüllen, Verna.«
    Der Junge verfiel in hysterisches Gelächter. »Eine Frau? Glaubt ihr etwa, ihr könnt mir von einem großen blonden Weibsbild eine Lektion erteilen lassen? Ihr seid alle genauso verrückt, wie man mir berichtet hat.«
    Verna nickte. »Ich stehe tief in Eurer Schuld, Cara.« Sie machte Anstalten, sich zu entfernen, hielt aber noch einmal inne. »Lasst ihn nicht vor dem Morgen sterben, wenn ich komme, um Zeuge seines Todes zu werden. Ich möchte ihm in die Augen schauen und sehen, ob dieser junge Mann das Wesen der Wirklichkeit und ihren Mangel an Gerechtigkeit begriffen hat, bevor er sein Leben für etwas völlig Wertloses sowie seine Teilnahme an einer gewaltigen Sünde opfert.«
    »Ich verspreche Euch«, sagte Cara leise an Verna gewandt, »diese Nacht, die Euch in Eurem Kummer endlos erscheinen wird, wird ihm noch unendlich viel länger

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