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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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für Seine Exzellenz geschäftlich unterwegs.«
    »Natürlich«, erwiderte Schwester Georgia, sich die Hände reibend und mehrmals mit dem Kopf nickend.
    Die beiden anderen, die Schwestern Rochelle und Aubrey, legten den Beutel mit den beinernen Knöpfen und Zeltgarn fort, befreiten sich aus meterweise Segeltuch und stellten sich dann neben Schwester Georgia; die beiden neigten leicht den Kopf in Niccis Richtung. Das rätselhafte Ansehen, das sie bei Jagang genoss, machte den dreien Angst.
    »Schwester Nicci … Seine Exzellenz ist überaus erzürnt«, begann Schwester Rochelle.
    »Er ist außer sich«, bestätigte Schwester Aubrey. »Er … schrie die Wände an, diesmal wärt Ihr zu weit gegangen.«
    Nicci starrte sie nur an.
    Schwester Aubrey benetzte ihre Lippen. »Wir dachten nur, Ihr solltet es wissen, damit Ihr Vorsicht walten lasst.«
    Nicci fand, dies war ein schlechter Augenblick, um damit anzufangen, vorsichtig zu sein. Sie empfand die Unterwürfigkeit von Frauen, die Hunderte von Jahren älter waren als sie, als ärgerlich. »Wo ist Jagang?«
    »Er hat ein eindrucksvolles Gebäude, nicht weit außerhalb der Stadt, zu seinem Quartier gemacht«, antwortete Schwester Aubrey. »Früher war es das Anwesen des Ministers für kulturelle Angelegenheiten«, setzte Schwester Rochelle hinzu.
    Nicci runzelte die Stirn. »Wieso? Er hat doch seine Zelte.«
    »Da Ihr fort wart, hat er beschlossen, dass ein Kaiser ein angemessenes Quartier benötigt«, sagte Schwester Rochelle.
    »Angemessen? Angemessen wofür?«
    »Um der Welt zu zeigen, wie bedeutend er ist, nehme ich an.«
    Schwester Aubrey nickte. »Er lässt einen Palast errichten. In Altur’Rang. Das ist seine neueste Vision.« Sie schwenkte ihren Arm durch die Luft, offenbar um mit ihrer Handbewegung die gewaltigen Ausmaße des Palastes anzudeuten. »Er hat den Bau eines prächtigen Palastes angeordnet.«
    »Ursprünglich hatte er vor, den Palast der Propheten zu benutzen«, sagte Schwester Rochelle, »doch da er zerstört wurde, hat er beschlossen, einen neuen zu errichten, nur schöner und größer – es soll der verschwenderischste Palast werden, der je ersonnen wurde.«
    Nicci musterte die drei Frauen stirnrunzelnd. »Er wollte den Palast der Propheten, weil dort ein Bann existiert, der einen langsam altern lässt. Das war es, was ihn interessierte.«
    Die drei Frauen zuckten mit den Achseln.
    Nicci beschlich eine düstere Ahnung, worauf Jagang es abgesehen haben konnte. »Dieses Haus, in dem er sich zurzeit befindet, was tut er dort? Lernt er dort mit etwas anderem zu essen als mit seinen Fingern? Will er herausfinden, wie ihm das feine Leben mit einem Dach über dem Kopf zusagt?«
    »Uns hat er nur gesagt, dass er sich zurzeit dort aufhält«, sagte Schwester Georgia. »Die meisten der … jüngeren Frauen hat er mitgenommen. Uns trug er auf, hierzubleiben und uns um alles zu kümmern, falls er den Wunsch verspüren sollte, in seine Zelte zurückzukehren.«
    Das klang nicht so, als hätte sich, vom äußeren Rahmen einmal abgesehen, viel verändert.
    Nicci seufzte. Ihre Kutsche war fort. Sie würde zu Fuß gehen müssen.
    »Also schön. Wie finde ich diesen Ort?«
    Nachdem Schwester Aubrey ihr den Weg genau beschrieben hatte, bedankte Nicci sich bei ihnen und wandte sich zum Gehen.
    »Schwester Alessandra ist verschwunden«, sagte Schwester Georgia mit einer Stimme, die sich größte Mühe gab, unbekümmert zu klingen.
    Nicci blieb auf der Stelle stehen.
    Sie drehte sich zu Schwester Georgia um. Die Frau war mittleren Alters und schien jedes Mal, wenn Nicci ihr begegnete, schlimmer auszusehen. Ihre Kleider waren kaum mehr als zerrissene Lumpen, die sie mit einem Stolz trug, als seien sie eine elegante Uniform. Ihr dünnes Haar enthielt mehr Weiß als Braun.
    Vielleicht hatte es früher einmal vornehm ausgesehen, jetzt jedoch schien es seit Wochen schon keine Bürste, geschweige denn Seife gesehen zu haben; vermutlich war sie obendrein von Läusen befallen.
    Manche Leute freuten sich aufs Älterwerden, gewissermaßen als Ausrede dafür, dass sie altmodisch wurden, so als sei es schon immer ihr größter Ehrgeiz gewesen, fad und unattraktiv zu wirken. Schwester Georgia schien an ihrer Schlampigkeit Gefallen zu finden.
    »Was soll das heißen, Schwester Alessandra ist verschwunden?«
    Nicci war das kaum merkliche Zucken der Zufriedenheit nicht entgangen. Georgia breitete naiv die Hände aus. »Wir wissen nicht, was passiert ist. Plötzlich stellte sich einfach

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