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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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wussten nicht, dass Ann noch lebte, zumindest hatte sie noch gelebt, als Zedd sie vor mehreren Monaten das letzte Mal gesehen hatte. Damals hatte Ann etwas in ihr Reisebuch geschrieben und Verna mitgeteilt, dass sie am Leben sei, hatte sie aber darüber hinaus gebeten, diese Information erst einmal für sich zu behalten. Zedd hatte gehofft, Ann sei inzwischen zusammen mit ihren Schwestern des Lichts im d’Haranischen Feldlager eingetroffen. Es betrübte ihn zu hören, dass dem nicht so war, denn das ließ Schlechtes für sie ahnen.
    Zedd hatte keine besonders hohe Meinung von den Schwestern des Lichts – lebenslange Ablehnung ließ sich nicht einfach unter den Teppich kehren –, aber er hatte gelernt, Ann als eine Frau von Selbstdisziplin und Entschlossenheit zu respektieren, auch wenn er von einigen ihrer Überzeugungen und früheren Zielen nicht viel hielt. Er wusste jedoch, dass zumindest er und Ann eine Reihe von wichtigen Werten teilten. Was die übrigen Schwestern anbetraf, war er sich dessen jedoch nicht so sicher.
    Schwester Philippa schien mittleren Alters zu sein, doch bei Schwestern musste das nicht viel bedeuten. Vielleicht hatte sie gerade mal ein Jahr im Palast der Propheten gelebt, vielleicht aber auch Jahrhunderte. Mit ihren dunklen Augen und den hohen Wangenknochen mutete sie exotisch an. Wie in den Midlands, so gab es auch in der Alten Welt Orte, an denen die Menschen unverwechselbare äußerliche Merkmale aufwiesen. Schwester Philippa bewegte sich, wie man dies des Öfteren bei hochmütigen Frauen beobachten konnte: wie ein Schwan in Menschengestalt.
    »Womit kann ich Euch dienen, Zauberer Zorander?«
    »Zedd genügt vollkommen. Ist Eure Prälatin wohl noch wach?«
    »Ist sie. Wenn Ihr mir bitte hier entlang folgen wollt, Zedd.« Zedd folgte der Frau, als diese auf die dunklen Umrisse der Zelte zuschwebte. »Kann man hier vielleicht irgendwo etwas zu essen bekommen?«
    Sie warf einen Blick über ihre Schulter. »Um diese Zeit noch?«
    »Nun, ich habe eine anstrengende Reise hinter mir … und so spät ist es doch noch gar nicht, oder?«
    Sie musterte ihn kurz im Dunkeln. »Die Lehren des Schöpfers haben mich in dem Glauben bestärkt, dass es nie zu spät ist. Übrigens wirkt Ihr tatsächlich ausgezehrt – von Euren Reisen, wie ich stark vermute.« Ihr Lächeln wurde ein wenig herzlicher. »Es steht immer etwas zu essen bereit; einige Soldaten sind die ganze Nacht im Dienst und müssen mit Essen versorgt werden. Ich denke, ich kann etwas für Euch auftreiben.« Sie richtete ihren Blick wieder auf den kaum erkennbaren Pfad.
    »Ihr würdet mir damit eine große Gefälligkeit erweisen«, erwiderte Zedd mit aufgeräumter Stimme, während er ihrem Rücken finstere Blicke hinterher schleuderte. »Im Übrigen bin ich nicht ausgezehrt, sondern drahtig. Die meisten Frauen fühlen sich zu schlanken Männern hingezogen.«
    »Ach, tatsächlich? Das wusste ich noch gar nicht.«
    Schwestern des Lichts waren doch ein überheblicher Schlag, dachte Zedd wehmütig. Über Tausende von Jahren war es für sie einer Todesstrafe gleichgekommen, auch nur einen Fuß in die Neue Welt zu setzen. Zedd war stets ein wenig nachsichtiger gewesen – wenn auch nicht sehr. Früher hatten die Schwestern die Neue Welt ausschließlich aufgesucht, um Knaben mit der Gabe zu entführen – um sie zu retten, wie sie behaupteten. Dabei oblag die Ausbildung von Zauberern ausschließlich einem anderen Zauberer. In Zedds Augen war es ein überaus schweres Verbrechen, wenn sie einen Knaben hinter die große Barriere und in ihren Palast verschleppten.
    Erst im letzten Winter waren sie aus ebendiesem Grund erschienen und hatten Richard mitgenommen. Schwester Verna hatte ihn gefangen genommen und in die Alte Welt verschleppt. Womöglich hätte er unter dem Bann ihres Palastes Jahrhunderte dort zubringen müssen. Und ausgerechnet mit den Schwestern des Lichts hatte Richard sich angefreundet.
    Vermutlich waren er und die Schwestern quitt – sie hatten allen Grund, Zedd in einem schlechten Licht zu sehen, schließlich hatte er jenen Bann bewirkt, mit dessen Hilfe Richard ihren Palast zerstört hatte. Allerdings hatte Ann ihn dabei unterstützt, denn sie wusste, nur so war zu verhindern, dass Jagang den Palast eroberte und die darin enthaltenen Prophezeiungen für eigene Zwecke in seinen Besitz brachte.
    Überall streiften Wachtposten, hoch gewachsene Wachtposten, durch das Feldlager, in ihren Kettenpanzern und Lederrüstungen boten sie einen

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