Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
verlieh. Der stechende Blick ihrer braunen Augen schien Flechten von Granit entfernen zu können. Die Falten ihres entschlossenen Gesichtsausdrucks, für immer in ihr Gesicht gegraben, deuteten auf eine Frau hin, deren äußere Schale eng saß wie die eines Käfers und ebenso undurchdringlich war.
    Zedd verneigte seinen Kopf. »Prälatin, der Oberste Zauberer Zeddicus Z’ul Zorander, zu Euren Diensten.« Sein Tonfall verriet, dass es nur eine Floskel war.
    Dies war die Frau, die Richard in die Alte Welt verschleppt hatte. Auch wenn sie geglaubt hatte, ihm damit das Leben zu retten, in seiner Funktion als Oberster Zauberer betrachtete Zedd eine solche Tat als verabscheuungswürdig. Die Schwestern – Hexenmeisterinnen allesamt – glaubten, einen jungen Mann mit der Gabe zum Zauberer ausbilden zu können. Das war ein Irrtum; in angemessener Form konnte eine solche Aufgabe nur von einem anderen Zauberer bewältigt werden.
    Sie reichte ihm ihre Hand mit dem goldenen Sonnenbannerring ihres Amtes. Er beugte sich vor und küsste ihn, weil es, wie er vermutete, wohl so Brauch bei ihnen war. Als er fertig war, zog sie seine Hand heran und erwiderte seinen Kuss.
    »Es erfüllt mich mit Demut, jenem Mann zu begegnen, der unseren Richard großgezogen hat. Bestimmt seid Ihr ein ebenso ungewöhnlicher Mensch, wie ich dies zu Beginn unserer Ausbildung bei ihm beobachten konnte.« Sie zwang sich zu einem amüsierten Lachen. »Zu unserem Leidwesen mussten wir feststellen, dass der Versuch, Euren Enkelsohn auszubilden, ein ungeheuer mühevolles Unterfangen war.«
    Zedd korrigierte seine Meinung über die Frau ein wenig und begegnete ihr mit größerer Vorsicht. Die Luft im Zelt war stickig und drückend.
    »Das liegt daran, dass Ihr alle Ochsen seid, die einem Pferd das Laufen beibringen wollen. Ihr Schwestern solltet Euch an Aufgaben halten, die eher Eurer Natur entsprechen.«
    »Ja, sicher, du bist ein so brillanter Mann, Zedd«, spöttelte Adie. »Einfach brillant. Eines schönen Tages nehme ich dir das vielleicht sogar ab.« Ihn am Ärmel zupfend bewog sie ihn, sich von Vernas tiefrotem Gesicht abzuwenden. »Und das ist Warren«, sagte sie.
    Zedd neigte seinen Kopf in Warrens Richtung, der Junge fiel jedoch bereits auf die Knie und neigte seinen blonden Schopf.
    »Zauberer Zorander! Es ist mir eine große Ehre.« Er schnellte wieder hoch, ergriff Zedds Hand mit beiden Händen und schüttelte sie, bis Zedd glaubte, sein Arm werde an der Schulter ausgerenkt. »Ich bin überaus erfreut, Euch kennen zu lernen. Richard hat mir alles über Euch erzählt. Es ist mir eine große Freude, einem Zauberer von Eurem Rang und Können zu begegnen. Ich wäre glücklich, wenn ich von Euch lernen könnte!«
    Je glücklicher er aussah, desto mehr verfinsterte sich Vernas Miene.
    »Nun, freut mich auch, dich kennen zu lernen, Junge.« Zedd verschwieg Warren, dass Richard nie von ihm gesprochen hatte. Das war weder aus mangelndem Respekt noch aus Nachlässigkeit geschehen; Richard hatte einfach keine Gelegenheit gehabt, Zedd über zahlreiche wichtige Dinge zu unterrichten. Anhand von Warrens Griff glaubte Zedd zu spüren, dass der junge Mann ein Zauberer von ungewöhnlichen Fähigkeiten war.
    Ein Bär von einem Mann mit krausem, rostfarbenem Bart und einer weißen Narbe von der linken Schläfe bis zum Kinn und buschigen Brauen, trat vor. Seine grau-grünen Augen hefteten sich mit grimmiger Eindringlichkeit auf Zedd, dabei grinste er wie ein Soldat auf einem langen Marsch, der soeben ein herrenloses Fass Bier erspäht.
    »General Reibisch, Kommandant der d’Haranischen Streitkräfte hier im Süden«, stellte der Mann sich vor und ergriff Zedds Hand, nachdem Warren sie endlich freigegeben hatte und wieder an Vernas Seite getreten war. »Lord Rahls Großvater! Welch großes Glück, Euch hier zu sehen, Sir.« Sein Griff war fest, aber nicht schmerzhaft. Er wurde fester. »Welch überaus großes Glück!«
    »Ja, gewiss«, murmelte Zedd. »So unglücklich die Umstände auch sind, General Reibisch.«
    »Unglücklich?«
    »Nun, macht Euch im Augenblick nichts daraus«, tat Zedd die Frage ab und stellte stattdessen eine andere. »Verratet mir nur eins, General, habt Ihr eigentlich schon damit begonnen, all die Massengräber auszuheben? Oder gedenkt Ihr etwa, ihr wenigen, die man verschonen wird, die Leichen einfach liegen zu lassen?«
    »Leichen?«
    »Nun ja … gewiss, die Leichen all Eurer Soldaten, die in Kürze sterben werden.«

16. Kapitel
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher