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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sein.
    Schwester Philippa führte Zedd zu einem verhältnismäßig großen Zelt, einem, das groß genug war, um aufrecht darin zu stehen. Der Schein der drinnen hängenden Lampen ließ Wände und Dach aus Zeltleinwand in einem sanften, bernsteinfarbenen Licht erglühen. Sie tauchte unter einer Leine hindurch und steckte ihren Kopf zur Zeltöffnung hinein.
    »Hier draußen wartet ein Zauberer, der die Prälatin zu sprechen wünscht.«
    Von drinnen vernahm Zedd gedämpfte, erstaunte Worte der Bestätigung.
    »Geht nur hinein.« Schwester Philippa versetzte ihm lächelnd einen sanften Stoß in den Rücken. »Ich werde sehen, ob ich für Euch etwas zum Abendessen auftreiben kann.«
    »Dafür wäre ich Euch nicht nur dankbar, ich stünde geradezu tief in Eurer Schuld«, erwiderte Zedd.
    Als er in das Zeltinnere trat, erhoben sich die Anwesenden bereits, um ihn zu begrüßen.
    »Zedd! Du alter Narr! Du lebst!«
    Zedd grinste, als Adie, die alte, in ihrer gemeinsamen Wahlheimat Westland als Knochenfrau bekannte Hexenmeisterin, sich in seine Arme warf. Er gab ein Grunzen von sich, als sie ihm für einen Augenblick den Atem aus den Lungen presste, dann strich er ihr über das gerade geschnittene, kinnlange schwarz-graue Haar und nahm ihren Kopf an seine Brust.
    »Ich habe dir doch versprochen, du würdest mich Wiedersehen, oder etwa nicht?«
    »Ja, das hast du.« Sie löste sich, hielt ihn bei den Armen und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Dann langte sie nach oben und strich seine widerspenstigen, welligen weißen Haare glatt.
    »Du siehst so bezaubernd aus wie immer«, meinte er zu ihr.
    Sie musterte ihn aus ihren vollkommen weißen Augen. Man hatte ihr bereits als junger Frau das Augenlicht genommen, daher sah Adie jetzt mittels ihrer Gabe. In mancher Hinsicht sah sie besser als zuvor.
    »Wo ist dein Hut?«
    »Mein Hut?«
    »Ich habe dir einen eleganten Hut gekauft, den du verloren hast. Wie ich sehe, hast du ihn noch immer nicht ersetzt. Du hast gesagt, du wolltest dir einen anderen besorgen. Ich meine sogar, du hättest es versprochen.«
    Zedd konnte den Hut mit der langen Feder nicht ausstehen, den sie ihm gekauft hatte, als sie seine übrigen Kleidungsstücke erstanden hatten. Viel lieber trüge er das schlichte Gewand, das sich für einen Zauberer von seinem Rang und seiner Machtbefugnis ziemte, doch das hatte Adie ›verloren‹, nachdem er das ausgefallene, kastanienbraune Gewand mit den schwarzen Ärmeln und den kapuzenartigen Schultern gekauft hatte, das er gegenwärtig trug. Drei Reihen Silberbrokat umringten die Manschetten, noch üppigerer Goldbrokat zog sich um die Halspartie und lief an der Vorderseite herab. Ein roter, mit einer goldenen Schnalle abgesetzter Samtgürtel raffte den gesamten Aufzug an seiner schmalen Taille. Normalerweise wiesen derartige Kleider eine Person mit der Gabe als Neuling aus. Bei jemandem, der die Gabe nicht besaß, deuteten solche Kleider auf einen Adligen oder, in den meisten Gegenden, auf einen reichen Kaufmann hin, daher hatte sich diese protzige Aufmachung, obwohl sie Zedd missfiel, gelegentlich als nützliche Verkleidung erwiesen. Davon abgesehen mochte Adie ihn in dem kastanienbraunen Gewand. Der Hut jedoch war ihm zu viel, deshalb hatte er ihn ›dummerweise verlegt‹.
    Ihm war nicht entgangen, dass es Adie gelungen war, ihre schlichten Kleider die ganze Zeit über anzubehalten. Gelbe und rote, in der Form uralter Symbole ihres Handwerks als Hexenmeisterin aufgenähte Perlen um die Halspartie ihres Gewandes waren ihr einziger Schmuck.
    »Ich war sehr beschäftigt«, sagte er und machte eine wegwerfende Handbewegung, in der Hoffnung, die Angelegenheit sei damit erledigt, »sonst hätte ich den Hut längst ersetzt.«
    »Pah«, spottete sie, »du hast nichts als Unfug im Sinn.«
    »Nun ja, ich war…«
    »Still jetzt«, sagte Adie. Seinen Arm mit fester Hand umklammernd, deutete sie mit den dürren Fingern ihrer anderen Hand auf die Frau neben sich. »Zedd, dies ist Verna, die Prälatin der Schwestern des Lichts.«
    Dem Aussehen nach schien die Frau Ende dreißig, vielleicht Anfang vierzig zu sein; Zedd wusste, dass sie erheblich älter war. Ann, Vernas Vorgängerin, hatte ihm Vernas Alter verraten, und obwohl ihm die genaue Zahl entfallen war, wusste er, dass sie nahe bei einhundertsechzig Jahren lag – jung für eine Schwester des Lichts. Sie hatte natürliche, gewinnende Züge und braunes Haar mit gerade so vielen Locken und Fülle, dass es ihr einen Hauch von Weltklugheit

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