Schwesterlein, komm tanz mit mir
werden.»
Stratton bemerkte nicht, daß ein anderer Mann leise von einem nahen Tisch aufstand und Merrill Ashton in die Halle folgte.
«Dürfte ich Sie einen Augenblick sprechen, Sir?»
Ashton nahm die Karte, die ihm dargeboten wurde.
Nigel Bruce, Lloyd’s of London.
«Ich verstehe nicht», stammelte Ashton.
«Sir, wenn Mr. Stratton herauskommt, möchte ich nicht gesehen werden. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir in das Juweliergeschäft gleich da drüben gingen? Einer unserer Experten wird zu uns kommen. Wir möchten gern einen Blick auf das Schmuckstück werfen, das Sie gerade gekauft haben.» Der Versicherungsdetektiv hatte Mitleid, als er Ashtons verwirrte Miene sah. «Reine Routine, Sir.»
«Routine! Wollen Sie damit andeuten, daß das Armband, das ich gerade gekauft habe, gestohlen ist?»
«Ich deute gar nichts an, Sir.»
«Doch, das tun Sie. Nun, wenn mit diesem Armband irgend etwas nicht stimmt, dann möchte ich es auf der Stelle wissen. Der Scheck ist noch nicht eingelöst. Ich kann ihn morgen früh sperren lassen.»
Der Reporter der
New York Post
hatte seine Sache gut gemacht. Irgendwie hatte er in Erfahrung gebracht, daß in Nan Sheridans Haus ein Päckchen eingetroffen war und daß es die Gegenstücke der nicht zueinander passenden Schuhe enthielt, die sie getragen hatte, als sie tot aufgefunden wurde. Nan Sheridans Foto; Erins Foto; Claire Barnes’ Foto. Alle drei nebeneinander groß auf der Titelseite. SERIENMÖRDER LÄUFT FREI HERUM.
Darcy las die Zeitung in einem Taxi auf dem Weg zum «Plaza».
«Wir sind da, Miss.»
«Was? Oh, gut. Vielen Dank.»
Sie war froh, daß sie an diesem Tag einen Termin nach dem anderen hatte. Wieder hatte sie Kleidung zum Wechseln ins Büro mitgenommen, diesmal war es das rote Wollensemble, das sie beim letzten Einkaufsbummel mit ihrer Mutter gekauft hatte. Als sie aus dem Taxi stieg, erinnerte sie sich, daß sie es getragen hatte, als sie zum letzten Mal mit Erin sprach. Wenn ich sie doch nur noch einmal gesehen hätte, dachte sie.
Es war zehn vor sieben, etwas zu früh für ihr Treffen mit Jay Stratton. Darcy beschloß, noch kurz in den «Oak Room» zu schauen. Fred, der Oberkellner des Restaurants, war ein alter Freund. Solange sie sich erinnern konnte, hatten ihre Eltern im «Plaza» gewohnt, wenn sie nach New York kamen.
Etwas, das Michael Nash gestern gesagt hatte, nagte an ihr. Hatte er ihr nicht zu verstehen gegeben, daß sie noch immer ihren kindlichen Groll über eine achtlose, ja grausame Bemerkung hege, die mit der Gegenwart nichts zu tun hatte? Sie stellte fest, daß sie sich auf die nächste Begegnung mit Nash freute. Es war, als bekomme sie eine Gratisbehandlung. Aber ich möchte ihn danach fragen, gestand sie sich ein, als Fred strahlend herbeieilte, um sie zu begrüßen.
Pünktlich um sieben ging sie nach nebenan in die Bar. Jay Stratton saß an einem Ecktisch. Sie hatte ihn nur einmal gesehen, und zwar in Erins Wohnung. Ihr erster Eindruck war entschieden ungünstig gewesen. Er war wütend über das fehlende Bertolini-Collier gewesen, und als sie es dann gefunden hatten, hatte er auf ängstliche Sorge um den nicht vorhandenen Beutel mit Brillanten umgeschaltet.
Die Sache mit dem Collier hatte ihn wesentlich mehr interessiert als die Tatsache, daß Erin vermißt wurde. Heute gab er sich wie ein anderer Mensch. Er bemühte sich, größtmöglichen Charme zu versprühen. Irgendwie war Darcy sicher, daß sie den wahren Jay Stratton in Erins Wohnung erlebt hatte.
Sie fragte ihn, wo er Erin kennengelernt habe.
«Lachen Sie nicht. Sie hat auf eine Kontaktanzeige geantwortet, die ich aufgegeben hatte. Ich kannte sie flüchtig und rief sie an. Einer von diesen glücklichen Zufällen.
Bertolini hatte mit mir über die Neufassung dieser Steine gesprochen, und als ich Erins Brief las, fiel mir das wunderbare Stück ein, mit dem sie den N.W. Ayer-Preis gewonnen hatte. So kamen wir zusammen. Es war rein geschäftlich, obwohl sie mich bat, sie zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung zu begleiten. Ein Kunde hatte ihr die Einladungen gegeben. Wir tanzten die ganze Nacht durch.»
Warum hält er es für nötig, mir zu sagen, es sei «rein geschäftlich» gewesen? fragte sich Darcy. War es für Erin auch rein geschäftlich gewesen? Erst vor sechs Monaten hatte Erin fast sehnsüchtig gesagt: «Weißt du, Darce, ich bin an einem Punkt, wo ich wirklich gern einen netten Mann kennenlernen und mich wahnsinnig verlieben möchte.»
Der Jay Stratton, der
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