Schwesterlein, komm tanz mit mir
bißchen Spaß in dein Leben bringen willst, versuch’s mit Tanzen.›»
Darcy trat zurück, um zu prüfen, ob das Poster auch gerade hing. Das tat es. Was also ging ihr nicht aus dem Kopf?
Die Kontaktanzeigen.
Warum gerade jetzt? Achselzuckend schloß sie ihren Werkzeugkasten.
Sie fuhr direkt zur Sheridan-Galerie. Bisher hatte sich das Betrachten der alten Fotos als nutzlos erwiesen. Sie hatte eines von Jay Stratton gefunden, aber Vince D’Ambrosio hatte seinen Namen bereits durch die Studentenliste erfahren. Gestern hatte Chris Sheridan gesagt, die Chance, das Große Los zu gewinnen, sei wahrscheinlich größer als die, auf ein vertrautes Gesicht zu stoßen.
Sie hatte befürchtet, er bereue vielleicht, daß er ihr den Konferenzraum überlassen hatte, aber das war nicht der Fall.
«Sie sehen müde aus», hatte er gestern am späten Nachmittag zu ihr gesagt. «Wie ich hörte, sind Sie schon seit dem frühen Morgen hier.»
«Ich konnte ein paar Termine verlegen. Das hier erschien mir wichtiger.»
Gestern abend hatte sie Chiffre 3823 getroffen, Owen Larkin, einen Internisten aus dem New York Hospital. Er war ziemlich von sich eingenommen gewesen. «Wenn man Arzt und unverheiratet ist, dann bieten einem sämtliche Krankenschwestern dauernd selbstgekochte Mahlzeiten an.» Er stammte aus Tulsa und haßte New York. «Sobald ich meine Facharztausbildung hinter mir habe, gehe ich sofort wieder nach Hause in Gottes eigenes Land. Diese überfüllten Städte liegen mir nicht.»
Beiläufig hatte sie Erins Namen erwähnt. In vertraulichem Ton hatte er darauf erwidert: «Ich habe sie nicht kennengelernt, aber einer meiner Freunde im Krankenhaus, der solche Anzeigen beantwortet, hat sie getroffen.
Nur einmal. Er hält die Daumen und hofft, daß sie nicht Buch geführt hat. In einer Morduntersuchung vernommen zu werden, wäre das letzte, was er brauchen könnte.»
«Wann ist er ihr begegnet?»
«Anfang Februar.»
«Ich frage mich, ob ich ihn wohl kenne.»
«Nur, wenn Sie ihn um diese Zeit herum getroffen haben. Er hatte sich damals von seiner Freundin getrennt, und inzwischen sind sie wieder zusammen.»
«Wie heißt er?»
«Brad Whalen. Sagen Sie, ist das ein Verhör? Reden wir besser über Sie und mich.»
Brad Whalen. Noch ein Name, den Vince D’Ambrosio überprüfen konnte.
Chris stand am Fenster seines Büros, als er das Taxi vorfahren und Darcy aussteigen sah. Er schob die Hände in die Hosentaschen. Es war windig, und er beobachtete, wie Darcy die Tür des Taxis schloß und sich dem Gebäude zuwandte.
Sie hielt den Halsausschnitt ihrer Jacke zu und beugte sich leicht nach vorn, während sie den Gehsteig überquerte.
Gestern hatte er viel zu tun gehabt. Ein paar wichtige japanische Kunden hatten das Silber aus dem Wallens-Nachlaß besichtigt, das nächste Woche versteigert werden sollte. Den größten Teil des Nachmittags hatte er mit ihnen verbracht.
Mrs. Vail, die in der Galerie für Ordnung sorgte, hatte Darcy Scott mit Morgenkaffee, einem leichten Mittagessen und Tee bewirtet. «Das arme Mädchen wird sich noch die Augen ruinieren, Mr. Sheridan», hatte sie gejammert.
Um halb fünf war Chris in den Konferenzraum gegangen. Er hatte erkannt, welchen Fehler er gemacht hatte, als er sagte, die Aufgabe sei hoffnungslos. So ernst hatte er das nicht gemeint. Aber wenn man sie analysierte, waren Darcy Scotts Chancen, jemanden zu treffen, der Nan gekannt hatte, und ihn dann auf einem fünfzehn Jahre alten Foto zu erkennen, ziemlich gering.
Gestern hatte sie ihn gefragt, ob Nan sich je mit einem Mann namens Charles North getroffen habe.
Er wußte nichts davon. Als er nach Darien gekommen war, hatte Vince D’Ambrosio ihm und seiner Mutter die gleiche Frage gestellt.
Chris merkte, daß er Lust hatte, nach unten zu gehen und jetzt mit Darcy zu sprechen. Er fragte sich, ob sie wieder das Gefühl haben würde, er wolle sie loswerden.
Das Telefon läutete. Er ließ seine Sekretärin den Hörer abnehmen. Einen Augenblick später sagte sie über die Sprechanlage: «Es ist Ihre Mutter, Chris.»
Greta kam gleich zur Sache. «Chris, du weißt ja, es war die Rede von jemandem, der Charles heißt. Nachdem wir alle Bilder herausgesucht hatten, habe ich mich entschlossen, Nans restliche Sachen durchzusehen. Es hat ja keinen Sinn, daß du das eines Tages machen mußt. Ich habe ihre Briefe wieder gelesen. Es gibt einen vom September vor … vor ihrem Tod. Sie hatte gerade das Wintersemester begonnen. Sie schrieb, sie sei
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