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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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nichts gesagt? Wohin genau sie wollte? Ob sie eine Verabredung hatte?«
    »Nein, nur dass sie noch mal kurz wegmüsste. Und ob ich ihr helfen könnte. Sonst nichts.«
    »Und was glaubst du selber, wohin sie wollte? Du musst doch darüber nachgedacht haben! Du musst dich doch gefragt haben, was überhaupt los ist? Wieso zwei Zivilbullen euer Haus beobachten? Was sie von Julia wollen? Das hat dich alles nicht interessiert? Das glaube ich dir nicht!«
    »Ja, schon klar. Aber ich hab auch nicht richtig darüber nachgedacht, war ja auch gar keine Zeit dazu, ich brauchte schnell eine Idee, wie ich die Typen da ablenken konnte!« Er nickte zu den beiden Zivilbeamten hinüber. »Und außerdem bin ich nicht Julias Babysitter«, setzte er unerwartet pampig hinzu, »nur dass das mal klar ist.«
    Jan-Ole stieß ihn mit der flachen Hand vor die Brust. »Hau bloß ab, du Idiot! Und zwar jetzt, sofort!«
    Als der Junge in der Toreinfahrt verschwunden war, griff Jan-Ole nach Merettes Arm und zog sie ein Stück mit sich.
    »Das war gute Arbeit«, sagte er leise. »Wie bist du darauf gekommen?«
    »Ich weiß es nicht, einfach so ein Gefühl, dass er vielleicht irgendetwas damit zu tun hatte. – Willst du meine Theorie hören? Julia hat einen Anruf bekommen, deshalb wollte sie weg. Er hat sie aus dem Haus gelockt, um sie irgendwo zu treffen.«
    »Du denkst an Aksel?«
    »Allerdings. Ich bin mir inzwischen fast sicher, dass er neulich ihre Telefonnummer bei mir entdeckt haben muss, ein dummer Zufall, meine Schuld, aber es passt. Und jetzt braucht er nur behauptet zu haben, dass er etwas über Marie wüsste. Und Julia …«
    »Ohne anzurufen, um uns wenigstens zu informieren? Glaubst du wirklich, dass sie …«
    »Ich fürchte, ja. Julia hat die Tendenz, irgendwelche Probleme unbedingt alleine lösen zu wollen.«
    »Womit sie nicht die Einzige hier ist«, sagte Jan-Ole. Seine Stimme klang resigniert. »Verdammt«, stieß er gleich darauf hervor. »Wenn du recht hast, dann kann inzwischen sonst was passiert sein! Wir müssen …«
    Ohne seinen Satz zu beenden, eilte er zu den wartenden Beamten zurück, um ihnen neue Anweisungen zu geben.
    Merette zog ihr Handy aus der Tasche und rief Julias Nummer auf. Wieder meldete sich nur die automatische Ansage: »Der Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar.«
    Jan-Ole kam zurück.
    »Ihr Handy ist immer noch ausgeschaltet«, informierte ihn Merette.
    Er nickte mit zusammengekniffenen Lippen und winkte ihr, in den Camper zu steigen.
    »Was hast du vor? Was machen wir jetzt?«, fragte Merette, als er sich auf den Fahrersitz schob. Sie war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn, eine Entscheidung zu treffen. Als sie für einen kurzen Moment die Augen schloss, hatte sie sofort das Bild vor sich, wie Aksel Julia mit Gewalt zwang, mit ihm mitzukommen. Er hatte ihr von hinten den Arm um die Kehle gelegt und drückte ihr ein Messer an den Hals. Er hatte sie an den Haaren gepackt und hielt ihr eine Pistole an die Schläfe. Er verdrehte ihr den Arm, er würgte sie, er schlug ihr brutal in den Unterleib. Julia versuchte vergeblich, an das Pfefferspray zu kommen, das sie immer in ihrer Tasche trug …
    »He, alles okay?«, drang Jan-Oles Stimme zu ihr. »Entschuldige, blöde Frage, ich weiß.« Er legte ihr kurz die Hand auf den Arm, dann drehte er den Zündschlüssel. »Wir fahren zu Aksels Wohnung«, sagte er, während er bereits den Wahlhebel des Automatikgetriebes einrasten ließ. »Wir suchen nach irgendeinem Hinweis, wo er sich verkrochen haben könnte. Auch wenn die Kollegen bislang nichts gefunden haben, aber wir müssen es noch mal versuchen.«
    Er ließ sich von Merette dirigieren, Sigurdsgate, Håkonsgate, Nygårdsgate, vorbei an der St.-Pauls-Kirche und der Grieghalle. »Jetzt rechts, das Haus mit der Garageneinfahrt daneben ist es.«
    Jan-Ole steuerte eine Parklücke an, die eindeutig zu klein war, und quälte den Bus mit dem rechten Vorderrad auf den Bordstein. Sein Handy klingelte.
    »Ja? … Was? Und wo? … Verstehe. Und das ist sicher, ja? … Okay, ich weiß Bescheid. Danke.«
    Merette packte seinen Arm und blickte ihn fragend an.
    Er schüttelte den Kopf und hob die Hand, damit sie ihn nicht unterbrach. »Nein«, sagte er wieder ins Handy, »darum sollen sich irgendwelche Kollegen kümmern, das ist nicht unsere Sache. Hej hej.«
    Er schob das Handy zurück in die Jackentasche.
    »Sie haben Carlos gefunden. Karl Rasmussen. In einem Motel in Ytre-Yndra. Er macht

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