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Schwestern der Nacht

Schwestern der Nacht

Titel: Schwestern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masako Togawa
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könnte. Das Wichtigste war das Muttermal.
    Man konnte mit großer Sicherheit davon ausgehen, daß es sich in allen drei Fällen um dieselbe Person handelte.
    Und höchstwahrscheinlich hatte diese Person auch bei den Blutbanken Erkundigungen wegen der seltenen Blutgruppe ein­ geholt.
    Was also steckte hinter dem Vorgehen dieser mysteriösen Figur?
    Weshalb traf sie sich an den Mordtagen oder einen Tag vorher mit Leuten, die AB rh-negativ waren?
    Angenommen, alle drei Männer sagten die Wahrheit und sie hatte keinem von ihnen Blut abgezapft. Welches Ziel verfolgte sie dann?
    Die Begegnungen hatten jedesmal zu sexuellem Kontakt geführt.
    Folglich...
    Vielleicht war sie auf Samen, nicht auf Blut scharf! Das erschien ihm einleuchtend.
    Eine Mörderin ... die Männern Samen abrang ... um ihn anschließend in die Leichen ihrer Opfer einzuführen ... wie makaber! Als Psychiater wäre er vielleicht imstande gewesen, die Verirrung dieses Verbrecherhirns zu erklären, doch als Anwalt fiel ihm dazu nichts ein. Er schreckte vor der Vorstellung zurück, wie sich diese Frau, die zuvor den Männern Sperma abgerungen hatte, über die von ihr erwürgten Frauen beugte. War es wirklich eine Frau und nicht doch ein verkleideter Mann gewesen, der Ichiro Honda in die Falle gelockt hatte?
    Er betrachtete die Liste noch einmal. In Zusammenhang mit dem Mord an Kimiko Tsuda war sie nicht in Erscheinung getreten. Ob sie oder er an diesem Tag ebenfalls eine Verabredung mit irgendwem dieser seltenen Blutgruppe gehabt hatte? Wenn ja, dann mußte es sich entweder um den Tagelöhner Osawa oder um Yamazaki, den Assistentsarzt, handeln. Welcher von beiden hatte gelogen?
    Der Tagelöhner kam immer weniger in Frage, besonders wenn der Täter eine Frau war. Und dann sah Shinji sich wieder im Café Bluebird sitzen, dem blassen Yamazaki gegenüber. Was hatte der Mann auf seine Fragen über Blut geantwortet? >Blut ist ein langweiliges Thema<. Was hatte er damit gemeint? Und dann sah Shinji plötzlich klar.
    Hatte Yamazaki nicht von einem Interview mit einer drittklassigen Zeitschrift gesprochen ... über künstliche Befruchtung? War das vielleicht eine Spur? Hatte sich die Frau mit dem Muttermal auch an Yamazaki herangemacht? Was verband ihn, seine Blutgruppe, die Frau mit dem Leberfleck und den Ichiro­ Honda-Fall?
    Vielleicht hatte Yamazaki ein schlechtes Gewissen, weil Honda zum Tode verurteilt worden war; vielleicht hatte er deshalb verheimlicht... Ja, was hatte er denn verheimlicht? Daß er seinen Samen gespendet hatte. Shinji war sicher, daß Yamazaki die freie Stelle in seinem Notizbuch füllen konnte. Gleich morgen würde er ihm noch einen Besuch abstatten.
    Er rührte in seinem lauwarmen Kaffee. Eine Frage blieb offen. Der Kosmetikvertreter war der Frau mit dem Leberfleck am 14. Januar begegnet. Wenn er nicht log und die Frau ihn nicht um seinen Samen erleichtert hatte, um was dann? Die einzig mögliche Antwort darauf lautete: Blut.
    Während er bewußtlos auf dem Bett gelegen hatte, hatte sie ihm Blut abgenommen.
    Das war's; das machte Sinn. Die Theorie des Alten, daß der Täter diesen Männern Blut abgezapft hatte, war richtig! Und seine Ernte des heutigen Tages war eine Frau mit einem Muttermal am rechten Nasenflügel.
    Shinja war plötzlich zum Umfallen müde. Er versuchte sein Glück noch einmal bei Hatanaka, der jedoch immer noch nicht zurück zu Hause war. Er zahlte und ging.
    Draußen auf der Straße mußte er auf einmal an sein leeres Apartment denken, in dem niemand auf ihn wartete, und dann fielen ihm die rundlichen weißen Hände von Yasue wieder ein, dem Mädchen aus dem Türkischen Bad, und der schlanke Nacken von Michiko Ono, als sie in der muffigen Bücherei vor ihm her marschiert war.
    Er schüttelte seinen Kopf, um ihn von diesen Gedanken zu befreien, und stapfte schweren Schrittes auf den Bahnhof zu.

Der schwarze Fleck (1)
I
    Der Wartesaal gleich neben dem Haupteingang des Krankenhauses war mit bandagierten ambulanten Patienten und Müttern bevölkert, die ihre quengeligen Kinder zu beruhigen versuchten. Es war kurz nach neun — Öffnungszeit. Shinji saß auf einer harten Holzbank und wartete auf Dr. Yamazaki, den Assistenzarzt. Das kleine Mädchen mit Bürstenhaarschnitt neben ihm hatte gerade seine bonbonverschmierten Hände an seiner Hose abgewischt; seine Mutter quittierte es mit einem abwesenden »Laß das sein!«, den Blick in die Ferne gerichtet.
    Dann kam Yamazaki herein. Er war groß und elegant und trug seinen

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