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Schwestern der Nacht

Schwestern der Nacht

Titel: Schwestern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masako Togawa
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»Eintausend oder fünfzehnhundert.« In seiner Stimme schien Selbstverachtung zu liegen.
    »Und wie sah die Person aus — die das Reagenzglas in Empfang genommen hat?«
    »Es war eine Schwester in weißer Tracht. Ich glaube, es war am Nachmittag. Ich hatte gerade zu Mittag gegessen und ging über den Korridor, als eine unbekannte Schwester mit einem Reagenzglas auftauchte und mir, nachdem sie sich von meiner Identität überzeugt hatte, zehnmal soviel wie üblich für eine Samenspende bot, unter der Voraussetzung strengster Geheimhaltung allerdings. Ich zögerte keine Sekunde. Also wirklich, zehntausend Yen... Außerdem war es gar keine so ungewöhnliche Bitte. «
    Die Schwester hatte gewartet, bis er mit dem Spenden fertig war, und sich dann aus dem Staub gemacht. Nach eigenen Angaben kam sie von der K-Entbindungsklinik in Setagaya.
    »Hat sie Sie sofort bezahlt?«
    »0 ja, sie gab mir das Geld in einem braunen Umschlag, zusammen mit dem Reagenzglas.«
    »Was haben Sie mit dem Umschlag gemacht?«
    »Ich hab' ihn weggeworfen.«
    »Wissen Sie noch, wie sie ausgesehen hat?«
    »Nicht genau. Eine kleine Frau in Schwesterntracht. Als sie ging, sah ich, daß sie ihr Haar hochgesteckt hatte.«
    »Hatte sie einen Leberfleck rechts unten an der Nase?« Shinji tippte sich an seinen rechten Nasenflügel, um Yamazakis Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
    »In der Tat, das hatte sie, jetzt wo Sie's sagen. Einen ziemlich großen sogar. Sie trug zuerst einen Mundschutz, deshalb ist er mir nicht aufgefallen.«
    Die Fremde mit dem Leberfleck war also auch hier gewesen, und zwar, um Samen zu sammeln; ihre verbrecherische Absicht schien auf der Hand zu liegen.
    »Später hat sie die Maske dann abgenommen?«
    »Ja. Sie entschuldigte sich für ihre Erkältung und putzte sich die Nase. Deshalb nahm sie den Mundschutz ab, und ich sah den Leberfleck.«
    Die Frau versuchte jedesmal, den Leberfleck zu verbergen, und lenkte gerade dadurch die Aufmerksamkeit darauf. Führte die Täterin einen aussichtslosen Kampf gegen das Schicksal?
    »Hatten Sie den Eindruck, daß sie verkleidet war?«
    »Nicht die Spur. Eine weiße Tracht ist im Krankenhaus das Natürlichste von der Welt, also hab' ich mir nichts dabei gedacht.«
    »Fanden Sie es nicht etwas merkwürdig, daß sie von so weit her kam, um sich Samen zu verschaffen?«
    »Eigentlich nicht — sie konnte ja ein Taxi genommen haben.« »Halten Sie Spenden immer absolut geheim?«
    »Unser Professor hält uns dazu an. Und es ist doch wirklich auch angebracht, finden Sie nicht. Kann ich jetzt gehen? Offengestanden rede ich nicht gern über Dinge, die vorbei sind.« Sein Gesicht war kalt geworden.
    »Selbstverständlich, und ich werde alles, was Sie mir erzählt haben, streng vertraulich behandeln. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe nur noch eine letzte Frage, Dr. Yamazaki. Gestern sagten Sie mir, das Spenden von Blut sei ein langweiliges Thema, künstliche Befruchtung hingegen wesentlich interessanter. Sie erwähnten sogar ein Interview mit einer bekannten Zeitschrift. Ich hatte, ehrlich gesagt, den Eindruck, daß Sie mir irgendwie ausweichen. Ich möchte jetzt, daß Sie völlig offen zu mir sind. Kam es Ihnen später nicht irgendwann mal in den Sinn, daß dieser Vorfall und die Ichiro-Honda-Sache etwas miteinander zu tun haben könnten? Könnte es nicht eine Verbindung zwischen dem Datum Ihrer Samenspende und dem Sexualmord in Kinshi-Cho geben?«
    »Nein, daran habe ich keine Sekunde gedacht. Ihrer Hypothese fehlt jegliche wissenschaftliche Substanz.« Er bedachte Shinji mit einem verächtlichen Blick. »Die menschliche Gattung wird in einen sekretorischen und einen nicht-sekretorischen Typus unterteilt, müssen Sie wissen. Nur im Fall des sekretorischen Typus stimmt die Beschaffenheit von Samen und Speichel mit der Blutgruppe überein. Ich gehöre zum nicht-sekretorischen Typus. Obwohl ich also die Blutgruppe AB habe, trage ich in meinem Samen und Speichel die Gruppe o. Schlagen Sie's nach, wenn Sie mir nicht glauben, oder fragen Sie einen Fachmann.«
    »Und woher wissen Sie, daß Sie zum nicht-sekretorischen Typus gehören? Den meisten Leuten ist das sicher nicht bekannt, oder?« Shinji startete einen letzten Versuch, ihn zu überlisten.
    »Wir haben im gerichtsmedizinischen Labor der Universität herumexperimentiert und einen Zigarettenstummel von mir untersucht. Wußten Sie, daß man den Speicheltypus an dem Drittel einer Briefmarke bestimmen kann, die jemand angeleckt hat? Daher

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