Schwestern Des Blutes
verschleppt hat?«
Trillians Augen funkelten gefährlich. »Ich habe den Lärm hier drin gehört und die Tür eingetreten. Roche war verschwunden, und du warst nirgends zu finden. Ich habe überall gesucht. Im ganzen Haus, überall darum herum, aber ich konnte dich nirgends finden. Allerdings bin ich darauf gekommen, dass er dich in ein anderes Reich entführt haben musste. Also habe ich nach Darynal geschickt, der auch in meinem Hotel wohnt.«
»Reines Glück, dass ich diesen Monat in der Stadt bin. Ich mache für gewöhnlich keine Geschäfte hier in Y’Elestrial«, warf Darynal ein.
Trillian nickte ihm knapp zu und fuhr fort: »Ich wollte unbedingt in der Nähe bleiben. Falls Roche ohne dich zurückgekehrt wäre und ich ihn erwischt hätte, dann hätte ich ihn mit einem sehr stumpfen Messer in kleine Scheibchen geschnitten, bis er mich zu dir geführt hätte.«
Ich schluckte. Ich hatte geglaubt, ich könnte gnadenlos sein, wenn es nötig war, aber der Ausdruck auf Trillians Gesicht war so grausam hart, dass man damit Stein hätte zerschlagen können. Ihn wollte man wirklich nicht zum Feind haben.
Darynal lachte nur. »Du kannst ihm ruhig glauben. Genau das hätte er getan.«
Ich erzählte ihnen von meinem Ausflug in den Astralraum und von dem Brombeerstrauch in dem Wäldchen, der mich mitsamt meiner Witterung vor Roche versteckt hatte. Von meiner Begegnung mit der Herrin der Nebel sagte ich nichts. Diese reizende kleine Unterhaltung musste ich für mich behalten, damit ich erst eine Weile in Ruhe nachdenken konnte, ehe ich mit jemandem darüber sprach. Trillian fiel die Lücke in meiner Geschichte natürlich sofort auf.
»Wie bist du hierher zurückgekommen?«, fragte er.
»Ich habe jemanden gefunden, der bereit war, mir zu helfen«, antwortete ich ausweichend. »Einen Astralgeist, der gerade gute Laune hatte. Und, ist Roche wieder aufgetaucht?«
»Siehst du hier irgendwo Blut?«, erwiderte Trillian. Er schüttelte den Kopf. »Nein, aber glaub mir, er wird hierher zurückkommen, wenn er glaubt, wir hätten die Suche nach ihm aufgegeben. Das hier will er ganz sicher nicht zurücklassen.« Er hob eine offene Reisetasche an, in der einige magische Schriftrollen und diverse fragwürdige Gegenstände lagen. »Die habe ich im Schrank gefunden. Der war zwar verschlossen, aber die meisten Schlösser halten mich nicht allzu lange auf.«
»Wir müssen hier Wache halten, damit wir ihn erwischen, wenn er zurückkommt«, sagte ich. »Aber er kann nicht wissen, dass ich wieder hier bin. Wenn er davon ausgeht, dass ich noch im Astralraum festsitze, wird er sich sicher fühlen. Du solltest auch gehen, und zwar nicht unauffällig, denn ich wette zehn zu eins, dass er das Gebäude gerade jetzt beobachtet.« Ich runzelte die Stirn und wühlte in der Tasche herum. Spruchrollen, Tränke, ein paar Amulette – all das konnte ich nur zu gut gebrauchen.
Ich schnappte mir meinen Beutel, der noch auf dem Tisch lag, kippte den Inhalt der Reisetasche hinein und stahl ihm damit nicht nur die Schriftrollen, sondern auch alles andere, was er darin gesammelt hatte. Dann schloss ich die Tasche und stellte sie auf den Boden.
Ich blickte auf und erklärte: »Die eisernen Handschellen habe ich unterwegs verloren, aber auf dem Markt finde ich sicher neue. Die Schriftrollen sind magisch. Roche hat sich wahrscheinlich einen ganzen Haufen Zauber gekauft, die ihm bei seinem Meisterwerk im Frauenzerstückeln nützen könnten.«
Ich hob den Blick von meinem Beutel und bemerkte, dass Trillian und Darynal mich anstarrten. Beide grinsten. »Was ist? Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?«
Trillian schüttelte mit fast zärtlichem Lächeln den Kopf. »Ach, Camille, du bist wahrhaftig eine Frau nach meinem Geschmack.« Als ich ihn fragend ansah, lächelte er nur.
»Na schön«, sagte ich. »Wie gehen wir jetzt vor?«
Darynal zuckte mit den Schultern. »Ich schlage vor, Trillian geht möglichst auffällig zur Vordertür hinaus. Du schleichst dich hinten raus – wenn du in der Nähe bleibst, kann Roche womöglich deine Energiesignatur erspüren. Ich verstecke mich hier.«
»Hört sich gut an«, sagte ich.
»Dann ab mit euch beiden. Er weiß nicht, dass ich zu euch gehöre, denn ich bin ja nicht mit euch hergekommen. Ich verstecke mich im Schrank. Vielleicht gelingt es mir ja, ihn zu überrumpeln.« Darynal nahm die Reisetasche, öffnete die Schranktür und verzog das Gesicht, als er die zahllosen Spinnweben darin sah. »Also
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