Schwestern Des Blutes
Mordente dezperantum, vulchinin, mordente la saul ayt Roche! «
Die Zeit schien stehenzubleiben. Meine Stimme hing schwer in der Luft, die Worte rannen zäh wie Honig an einem kalten Morgen. Roches Augen weiteten sich, und er ließ das Messer fallen. Sein Kopf kippte in den Nacken, sein Mund öffnete sich, und schwarzer Rauch quoll aus seiner Kehle hervor. Über unseren Köpfen tat sich ein wirbelnder Strudel auf, der den Rauch einsog und verschluckte. Mit einem letzten jämmerlichen Kreischen fiel Roche vornüber, als sich der Strudel schloss und verschwand.
Ich ignorierte seinen leblosen Körper und fiel neben Trillian auf die Knie. »Trillian, Trillian, bist du schwer verletzt?«
Darynal versetzte Roche einen kräftigen Tritt und hockte sich dann neben mich.
Trillian stöhnte mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er hatte eine tellergroße Brandwunde auf der Brust – der Stoff seiner Tunika war mit seiner Haut verschmolzen. »Ging mir schon besser.«
»Wir müssen einen Arzt holen.« Ich warf Darynal einen Blick zu.
Der schüttelte den Kopf. »Ich bin ein recht geschickter Heiler. Das muss man können, wenn man allein weit draußen im Wald lebt. Lass mich mal sehen.«
Gleich darauf hatte er Trillian die versengte Tunika ausgezogen und strich mit beiden Händen über die Haut. Das Knistern von Magie verriet mir, dass seine Heilkunst sich nicht auf Kräuterkunde beschränkte. Die pulsierende Hitze, die von Trillians Brandwunde ausging, ließ nach. Gleich darauf färbte sich die Stelle knallrosa, doch die schlimmsten Brandblasen waren verschwunden.
»Wie schlimm sind die Schmerzen?«, fragte er Trillian.
Trillian schloss die Augen und zuckte dann leicht mit den Schultern. »Erträglich. Schon viel besser. Danke, Druneh. « Er nahm Darynals Hand und ließ sich von ihm langsam aufhelfen.
Zögerlich trat ich vor ihn hin. »Du hast mir das Leben gerettet. Du hast die Kugel abgefangen, die mich hätte treffen müssen. Da ich halb menschlich bin, hätte sie mich wahrscheinlich umgebracht.«
Er sah mir in die Augen. Dann hob er die Hand und strich mit dem Zeigefinger über meine Lippen. »Wie hätte ich das zulassen können? Nach dem, was zwischen uns geschehen ist? Wir sind miteinander verbunden – ich weiß nicht, warum oder wie, aber es ist geschehen. Ich bin nicht sentimental, Camille, das wirst du früh genug feststellen. Aber was mir gehört, das schütze ich. Und du gehörst mir. «
Normalerweise hätte ein Mann, der so etwas zu mir sagte, ein scharfes Fick dich doch zur Antwort bekommen. Aber Trillian spielte keine Testosteronspielchen, er gab nicht bloß den Macho. Er meinte das völlig ernst, und es stimmte.
Langsam küsste ich seine Fingerspitzen, dann biss ich zart hinein. »Und du gehörst mir.«
»Du solltest den Leichnam in die Zentrale schaffen.« Er wies auf Roche. »Du hast deinen Mörder erlegt. Das sollte deinem Arschloch von Chef das Maul stopfen.«
»Kommst du nicht mit? Immerhin hast du es mir erst möglich gemacht, Roche zu erwischen. Ohne dich würde ich jetzt noch überall vergeblich nach ihm suchen.« Ich gehörte nicht zu denen, die die Lorbeeren für anderer Leute Arbeit ernteten.
»Nein. Ich will damit nichts zu tun haben. Nimm ihn mit, sag ihnen, dass du es endlich geschafft hast, ihn aufzuspüren, und schaff dir diesen Idioten von einem Chef vom Hals! Sonst kümmere ich mich um ihn.« Seine Augen blitzten gefährlich, und mir wurde klar, dass er nur zu gern bereit wäre, Lathe umzulegen, wenn ich ihn darum bäte.
Ich nickte langsam. Zwar log ich nicht gern, aber die Hauptsache war doch, dass Roche außer Gefecht gesetzt war. »Danke«, sagte ich. »Ich schulde dir was.«
Trillian schüttelte den Kopf. »Camille«, sagte er leise, »das ist noch so etwas, das du über mich lernen wirst. Bei dir wird nichts aufgerechnet.« Er breitete die Arme aus, und ich schmiegte mich an ihn. Wieder hielt er mich fest, als umschlinge er mein Herz. Und in diesem Augenblick wusste ich, was ich zu tun hatte. Was wir zu tun hatten.
Lathe starrte auf Roches Leichnam hinab. Ich hatte einen Karren gemietet, um ihn zum Palast zu schaffen, und ihn dann am Kragen über die Flure geschleift, ohne mich um die breite Blutspur zu scheren, die er auf dem pockennarbigen Marmor hinterließ. Ich würde es nicht zulassen, dass mein Chef das Lob für diesen Erfolg an sich riss, also sorgte ich dafür, dass jeder Agent, jeder Gardist und jeder Höfling, der mir auf dem Weg zu Lathes Büro begegnete, mich mit
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