Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13
und einen Moment lang schimmerte der Trillian hervor, den ich so gut kannte. Wenn es nicht seiner Bequemlichkeit diente, hörte er nie jemand anderem zu. Im Kern seines Wesens war er selbstsüchtig, was in gewissem Grade für alle Feen galt.
»Ich habe dich verlassen, weil ich wusste, dass du mich verlassen würdest. Svartaner sind berüchtigt dafür, ihre Partner einfach wegzuwerfen. Die meisten Leute aus deinem Volk sind so hedonistisch, dass wir Sidhe daneben wie Heilige dastehen. Ich habe versucht, mein Herz zu schützen, Trillian. Ich bin eine Sidhe; ich habe kein Problem damit, mit einer Menge Leuten herumzuspielen. Aber ich bin auch zur Hälfte Mensch, und wenn ich mich verliebe, dann richtig. Ich hätte deine Zurückweisung nicht ertragen.«
Durstig stieg ich aus dem Bett, tapste ins Bad und schenkte mir ein Glas Wasser ein. Die Technologie und ihre Wunder. Einfach genial , dachte ich.
Trillian stand auf, und wieder einmal konnte ich ihn nur wie gebannt anstarren. Seine Muskeln zeichneten sich im Mondlicht ab, das zum Fenster hereinfiel, und er räkelte und streckte sich genüsslich wie eine Katze. Dann warf er mir ein verschlagenes Lächeln zu.
»Camille, o meine Camille... Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich dich nicht einfach wegwerfen würde wie die anderen. Warum willst du mir nicht vertrauen?« Als er gerade einen Schritt auf mich zutrat, klopfte es, und die Tür ging auf. Morio schob den Kopf durch den Türspalt.
Trillian wirbelte mit zorniger Miene herum. Ehe er Morio anschreien konnte, trat ich unbekümmert zwischen die beiden. Nacktheit macht mich selten verlegen, außer sie war demjenigen unangenehm, der mich so sah. Morios Miene hellte sich auf. Er schien sich sogar sehr zu freuen, als er mich so erblickte.
»Was gibt’s?«, fragte ich.
»Deine Schwester Menolly ist am Telefon. Sie will dich sprechen. Und die Gargoyle winselt. Ich glaube, sie hat Hunger.« Er warf einen Blick auf Trillian, und sein Gesicht nahm einen gelangweilten Ausdruck an. »Und du bist in zehn Minuten mit der Wache dran«, fügte er hinzu und schloss die Tür hinter sich.
Trillian schaute zum Bett und sah dann mich an. »Du willst ihn ficken, nicht wahr? Ich konnte den Funken zwischen euch vorhin deutlich spüren.«
Ich seufzte. »Was soll ich dazu sagen? Er ist der erste Mann seit dir, den ich anziehend finde.«
Er räusperte sich. »Spiel ruhig mit dem Fuchs, wenn du willst. Aber lass nicht zu, dass er sich zwischen uns drängt.« Ich hörte einen warnenden Unterton in seiner Stimme.
Ich hob die Hand, ehe er fortfahren konnte. »Zieh dich an. Du musst ihn ablösen, damit er etwas Schlaf bekommt. Und ich will nicht, dass ihr beiden euch streitet.«
Ich schlüpfte in mein neues Nachthemd – das Trillian so gut gefiel, wie ich gehofft hatte – und flauschige Pantoffeln und ging hinunter, um herauszufinden, was Menolly von mir wollte.
Kapitel 11
Sobald ich nach dem Hörer griff und »Hallo?« sagte, schnaubte Menolly.
»Ich weiß, was du gerade getan hast – die Frage ist nur, mit wem?« Seit Menolly zum Vampir geworden war, hatte sie die geradezu unheimliche Fähigkeit, Sex zu erspüren, sei es durch Gerüche, Geräusche oder nur ein Summen in ihrem Kopf. »Nicht so wichtig. Du kannst mir die pikanten Einzelheiten später erzählen. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich jetzt zum Auto gehe. Ich sollte mich doch melden, wenn ich die Bar verlasse.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Zwei Uhr morgens, ganz pünktlich. »Okay, ruf mich noch mal an, wenn du im Auto bist, und mindestens einmal von unterwegs. Wo hast du eigentlich geparkt? Dieses Ding – dieser Fellgänger – ist noch irgendwo da draußen. Außerdem ist heute Nacht jemand ums Haus herumgeschlichen. Trillian und Morio konnten ihn nicht schnappen, aber wir haben seine Jacke und ein äußerst interessantes Notizbuch.«
»Hm... « Ich konnte beinahe hören, wie die Rädchen in ihrem Kopf ratterten. »Ich stehe im Ayers-Parkhaus, Ecke Broadway.« Sie beendete das Gespräch, und ich legte langsam den Hörer auf die Gabel. Diese Gegend, Capitol Hill, beherbergte die tätowierten Spinner und Gothic-Freaks, die ungefähr so abgedreht waren, wie man sein konnte, wenn man noch als Mensch gelten wollte. Es war zwar lustig, mit denen abzuhängen, aber dort trieben sich auch eine Menge Junkies und zwielichtige Gestalten herum.
Ich blickte zu Morio auf, der an der Wand lehnte und mich anstarrte. »Was? Was ist denn?«, fragte ich, denn
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