Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13
seine Neugier war mir unangenehm.
Er zog eine Augenbraue hoch, zuckte mit den Schultern und sagte: »Ich verstehe zwar nicht, was du an ihm findest, aber es ist offensichtlich, dass ihr zwei etwas miteinander habt. Falls du mal jemanden zum Reden brauchst... «
Ich hatte das Gefühl, dass das Wort Reden für den Fuchsdämon von verborgener Bedeutung erfüllt war, doch er wandte sich ab, als Trillian leichtfüßig die Treppe herunterkam, vollständig angezogen, das selbstgefällige Lächeln wieder auf dem Gesicht.
»Also dann, leg dich schlafen«, sagte Trillian.
Morio blickte sich um und sah mich dann fragend an. Ich deutete auf den Salon, das zweite Wohnzimmer, das wir selten benutzten. »Du kannst da drin schlafen. Das Sofa ist sehr bequem, und niemand wird dich stören, außer Mr. Profeta beschließt, noch mal vorbeizuschauen.«
Er nickte und zog sich zurück. Ich starrte das Telefon an und wartete gebannt auf das Klingeln. Komm schon, Menolly , dachte ich. Sei bloß vorsichtig . Ein paar der Kreaturen, mit denen wir es zu tun hatten, konnten sogar einen Vampir ausschalten. Trillian schien meine Sorge zu spüren, denn er schlang mir einen Arm um die Taille und drückte mich an sich, ohne sich mir aufzudrängen. Ich lehnte den Kopf an seine Schulter und bemühte mich, das Atmen nicht zu vergessen. Vielleicht war es diesmal anders. Vielleicht hatte er sich wirklich verändert. Aber konnte sich jemand überhaupt so sehr verändern?
Ehe ich die Diskussion in meinem Kopf beenden konnte, klingelte das Telefon. Ich riss den Hörer hoch. »Menolly? Bist du das?«
Sie lachte. »Nein, hier spricht der Weihnachtsmann. Ja, ich bin’s. Ich sitze sicher im Auto und bin schon auf dem Heimweg. In einer halben Stunde bin ich da. Du solltest ein bisschen schlafen, außer natürlich, du hast etwas anderes vor. Wer ist eigentlich bei euch? Nur Morio?« Aha, sie versuchte herauszufinden, ob ich mit dem Fuchsdämon geschlafen hatte.
»Nein«, sagte ich gedehnt. »Delilah schläft... Morio hat sich gerade hingelegt... und Trillian ist da.« Ich stieß ein langgezogenes Seufzen aus, das sie natürlich mitbekam.
»Ach, ihr guten Götter, du hast wieder mit dem Svartaner geschlafen!« Ärger klang aus ihrer Stimme und eine Portion Gereiztheit. »Schön, dann richte ihm aus, wenn er dir wehtut, werde ich ihn bis auf den letzten Tropfen leersaugen und ihn für die Geier raushängen.«
Ich schluckte schwer. »Ich glaube, das ist keine so gute Idee –«
»Tu es!« Wenn Menolly etwas wollte, bekam sie es meistens auch. Ich war zwar die Älteste, doch wenn sie der Hafer stach, aßen wir alle Haferbrei.
»Na schön, aber wenn er wütend wird, ist das deine Schuld.« Ich bog den Kopf zurück, um Trillian anzusehen. »Menolly sagt, wenn du mir wehtust, würde sie dich leersaugen und dich den Geiern überlassen.«
Ein zorniger Ausdruck zuckte über sein Gesicht, löste sich aber rasch auf, als er zu lachen begann. »Gib sie mir«, sagte er.
Ich reichte ihm den Hörer.
»Meine liebe, bezaubernde, tödliche Menolly, ich möchte dir nur versichern, dass ich deine Schwester so ehrenvoll behandeln werde, wie ich es bei einer hohen Hofdame tun würde.« Trillian schwieg, während sie sprach, und lachte dann wieder – seine volle, tiefe Stimme durchfuhr mich von den Brüsten bis zu den Zehenspitzen. »Ich werde daran denken.«
O ihr Götter, dachte ich, als ich den Hörer entgegennahm und auflegte. Ich steckte wirklich in der Klemme, wenn die beiden sich verbündet hatten.
Trillian hielt Wache. Hin und wieder trat er vors Haus, um zu überprüfen, ob er irgendwelche unwillkommenen Besucher sehen oder wittern konnte, während ich mich in der Küche um Maggie kümmerte. Als ich zu ihr trat, lag sie zusammengerollt in ihrer Kiste, war aber wach. Sie streckte die Ärmchen nach mir aus, und ich hob sie hoch und ließ mich mit ihr im Schaukelstuhl nieder, um ein paar Minuten zu dösen.
Menollys Auto, das in der Einfahrt hielt, weckte mich auf. Ich strich meinen Morgenrock glatt, setzte Maggie zurück in ihre Kiste und stellte das Teewasser auf. Seit wir erdseits waren, hatte ich eine Vorliebe für Orangen- und Zimttee entwickelt, und ich hatte gleich mehrere Sorten im Schrank. Ich warf vier Teebeutel in die Kanne, übergoss sie mit dampfendem Wasser und schloss die Augen, als der köstliche Duft aufstieg und mich einhüllte. Während der Tee zog, mischte ich Maggies nächste Trinkmahlzeit an und stellte die Schüssel neben die Kiste, so
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