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Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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das Licht und nuschelte einen leisen Sprechgesang vor sich hin, der sich laufend wiederholte. Nach ein paar Sekunden begann der Boden zu schimmern, und ich konnte die vagen Umrisse eines Lochs erkennen. Dann zerbrach die Illusion, und die Fallgrube wurde deutlich sichtbar.
    »Verdammt, das sieht hässlich aus«, flüsterte ich.
    Morio nahm mir den Stock ab und hielt ihn vorsichtig über das gähnende Loch. Er spähte über den Rand. »Ist auch hässlich. Sei vorsichtig.«
    Ich rückte langsam zu ihm auf. Als ich nah genug war, um über den Rand zu schauen, tat sich vor mir ein langer, dunkler Schacht auf, der unten in einer Grube endete, gut dreißig Meter tief, wenn nicht mehr. Von unten drang das Gurgeln fließenden Wassers zu uns herauf – offenbar irgendein unterirdischer Strom. Ein Sturz da hinab wäre tödlich.
    »Na, hurra. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass wir hier nicht willkommen sind, aber ich kann Tom dort unten nicht spüren. Ich glaube nicht, dass er da reingefallen ist.« Das Loch nahm gut zwei Drittel des Gangs ein; man musste sich am glitschigen Rand darum herumschieben. Beim bloßen Gedanken daran, an dieser Grube entlangzubalancieren, begann es in meinem Magen zu kribbeln.
    Morio untersuchte die Ränder um die Grube herum. »Ich frage mich, ob er sie nicht selbst geschaffen hat. Wusste er vielleicht, dass die Dämonen hinter ihm her sind, und versucht sich hier zu verstecken? Der Drache war offenbar nicht besorgt, weil er sich hier versteckt, und der Wyrm würde niemals in diesen Tunnel passen. Aber ein Dämon... «
    »Ein Dämon schon. Aber Tom ist ein Mensch. Wie hätte er eine solche Illusion erschaffen können? Die meisten Menschen, die mit Magie arbeiten, besitzen nur rudimentäre Fähigkeiten. Es gibt ein paar, die besser sind, aber das sind sehr wenige.« Ich starrte in die Fallgrube und versuchte die Situation zu verstehen. »Könnte die Illusion schon vorher dagewesen sein? Vielleicht wusste Tom irgendwie davon?«
    Morio schüttelte den Kopf. »Illusionen verfliegen schnell. Die Grube hier ist vermutlich ein uralter Schacht, aber die Illusion kann höchstens seit ein paar Stunden da sein. Komm, wir müssen weiter. Wenn Tom glaubt, es wären Dämonen in der Nähe, dann hat er vermutlich recht, und das Letzte, was wir jetzt brauchen, ist ein unterirdisches Duell auf Leben und Tod .«
    »Es gefällt mir nicht, wie das klingt«, brummte ich.
    »Wie was klingt?«
    »Auf Leben und Tod. Das hat so etwas Endgültiges, und weder Delilah noch Menolly sind bei mir. Apropos, ich wüsste gern, ob es Delilah gutgeht. Ich hoffe nur, sie hat es geschafft, Smoky da oben aus dem Weg zu gehen.«
    »Vermutlich ist sie zu dem Haus zurückgekehrt, um nach Chase zu sehen, sobald ihr klar war, was wir vorhatten. Sie ist ein schlaues Mädchen. Schreib sie nicht als zu naiv ab.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Schlau, ja. Klug? Nicht besonders. Also schön, wie kommen wir um dieses Loch herum?«
    Morio lachte und tänzelte leichtfüßig an der Kante entlang, ohne auch nur einmal zu wackeln. Als er die andere Seite erreicht hatte, legte er das Licht auf den Boden, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und streckte mir die linke Hand hin.
    »Dreh dich zur Wand und nimm meine Hand. Dann rutschst du langsam herüber. Ich bin stark, ich kann dich halten, falls du abstürzt.«
    »Klar, und ich passe in Kleidergröße zweiunddreißig.« Doch mir blieb nichts anderes übrig, also drückte ich die Wange an die Stollenwand und rutschte mit winzigen Schritten seitwärts am Rand der Grube entlang. Morio packte meine Finger und gab mir so viel Sicherheit, dass ich den restlichen Weg ohne Zwischenfall hinter mich brachte. Ich freute mich jedoch nicht auf den Rückweg.
    Sobald wir wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten, hob Morio das Licht auf, und wir gingen langsam weiter. Morio prüfte jedes Stückchen Boden, ehe er sein Gewicht darauf verlagerte. Wo eine Falle war, könnten noch mehr sein.
    Wir waren kaum dreißig Meter weit gekommen, als der Gang sich wieder gabelte. Diesmal führte unser Stollen weiter geradeaus, und einer zweigte nach rechts ab; dieser würde uns tiefer in den Hügel führen, der inzwischen eher ein Berg war. Wieder suchte ich voran. Diesmal war die Energie stärker und kam eindeutig von rechts.
    »Wir biegen ab«, sagte ich zu Morio.
    Wir hatten den abzweigenden Gang kaum betreten, als Morio stehenblieb. »Schau – genau vor uns. Siehst du das Licht? Das ist keine Illusion.« Und

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