Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
ein paar Worte und blies Venus dann ins Gesicht. Einen Augenblick später sah es so aus, als sei Venus ein Haufen Steine. »Die Illusion müsste halten, bis wir zurückkommen.« Er eilte in den Tunnel, in dem Camille verschwunden war. Mit einem letzten Blick zurück in Richtung Hauptgang rannten wir ihm nach.
∗∗∗ Dieser Tunnel war eng und niedrig; Menolly konnte aufrecht gehen, aber ich musste mich ducken, um mir nicht den Kopf an der Decke zu stoßen. Wir folgten Morio und der schwachen Spur von Camilles Parfüm, die immer stärker wurde, bis sich der Tunnel zu einer weiteren Kammer öffnete, nur halb so groß wie die von gerade eben.
Aber mitten in diesem Raum endete die Höhle an einer Klippe. Ich spähte über den Rand. Steinerne Stufen, in den Fels gehauen, führten die Steilwand hinab. Trotz meines verstärkten Sehvermögens konnte ich kaum den Grund erkennen. Da unten schien ein unterirdischer Teich oder Bach zu sein.
Ich wandte mich Menolly zu. »Kannst du Wasser rauschen hören?«
Sie schloss die Augen, und wir alle verhielten uns so still wie möglich. Gleich darauf nickte sie. »Hört sich an wie ein lauter Bach. Aber nicht laut genug für einen Fluss.«
Ich schnupperte. Ja, Camille war hier gewesen, aber wo steckte sie jetzt?
»Versuchen wir es da unten«, sagte ich, doch ein lautes Krachen unterbrach mich. Als wir herumfuhren, standen drei Gestalten im Tunneleingang. Einer von ihnen war Geph van Spynne. Der andere war ein Svartaner, und er hatte den Arm so fest um Camilles Taille geschlungen, dass es aussah, als bekäme sie kaum Luft. Ich war der Meinung gewesen, Trillian sehe gefährlich aus, aber dieser Svartaner hatte ein Glitzern in den Augen, das mir das Blut gefrieren ließ. Lianel.
Geph schoss vor. »Ich kenne dich«, sagte er und drohte mir mit erhobenem Zeigefinger. »Ich kenne dich von irgendwoher!«
Ich hob das Messer, doch Lianel schüttelte den Kopf. »Das würde ich nicht tun, wenn du deine Schwester retten willst.« Er drückte die Nase an ihren Hals, und sie wehrte sich, doch als er sie noch fester packte, erstarrte sie. »Oh, sie ist reif, sie ist so reif. Wären wir doch nur im Tempel, zu Hause in Svartalfheim. Was würden wir uns für eine herrliche Zeit mit ihr machen, meine Brüder und ich.« Die Sehnsucht in seiner Stimme klang ekelhaft, wie der Duft einer längst verwelkten Rose. Verdorben bis ins Mark.
Unsicher, was ich tun sollte, warf ich Menolly einen Blick zu.
Sie schäumte und war so angespannt, dass ich die Muskeln an ihrem Hals hervorstehen sah. »Was wollt ihr?«
Geph blickte mit selbstzufriedenem Grinsen zu seinem Gefährten zurück. »Ich glaube, sie sind bereit zu verhandeln«, sagte er. »Ein Jammer, dass sie das nicht erst versuchen konnten, ehe sie diesen lächerlichen Angriff auf unser Nest gestartet haben.«
Lianel wollte etwas erwidern, doch er hatte kaum den Mund geöffnet, als Camille seine Unachtsamkeit ausnutzte. Sie warf sich zurück, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und landete auf ihm, als beide umkippten. Sie war bereit und rammte ihm den Ellbogen in den Magen, rollte sich ab und kam geduckt auf die Beine. Ehe er sich rühren konnte, verschränkte sie die Finger und hieb ihm mit beiden Händen und voller Wucht auf die Nase, was ihn für den Augenblick außer Gefecht setzte. Geph griff sie mit einem rostigen Dolch an.
»Nein!«, schrie Menolly, doch Rhonda war näher dran. Sie stürzte sich auf ihn, und er wirbelte herum, als sie mit ihrem Schlagstock ausholte und ihn in die Magengegend traf. Stöhnend krümmte er sich zusammen.
Dann ging alles zum Teufel.
Geph erholte sich überraschend schnell, während Rhonda für den nächsten Schlag weit ausholte, so dass ihre Brust ungeschützt war. Blitzschnell stieß er ihr das Messer von links in die Brust. Sie schrie, der Schlagstock fiel ihr aus der Hand und landete mit lautem Gepolter am Boden.
Menolly und ich sprangen hinzu, doch bevor wir sie erreichen konnten, erlosch das Licht in ihren Augen, und sie kippte rückwärts um, sein Messer noch in der Brust.
Morio stürmte los, blieb aber stehen, als Camille zu Geph herumfuhr, die Hände hoch erhoben und einen Ausdruck schieren Zorns auf dem Gesicht, wie ich ihn erst einmal bei ihr gesehen hatte – im Kampf gegen Bad Ass Luke.
» Mordentant, mordentant, mordentant «, brüllte sie, und ein schwacher Lichtstrahl schoss aus ihren Fingerspitzen.
Das war keine Mondmagie. Sogar ich konnte den Unterschied spüren. Nein, das hier war etwas
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