Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
auf. Sie rannte die Treppe hinauf in ihr Arbeitszimmer, und wir hetzten ihr hinterher.
    Der Flüsterspiegel war ein Produkt der Zauberergilde und erfüllte in etwa die Funktion eines Bildtelefons; das war unsere Verbindung nach Hause. Da unsere Stadt kurz vor dem Ausbruch eines Bürgerkriegs stand, hatten wir uns nicht darüber gewundert, dass kaum noch Nachrichten aus Y’Elestrial durchsickerten. Der AND hatte sich seit einem Erdwelt-Monat nicht mehr bei uns gemeldet. Wir waren so besorgt, dass wir schon darüber gesprochen hatten, nach Hause zu reisen und uns zu vergewissern, ob es Vater auch gutging.
    Er gehörte der Garde an und war Hof und Krone treu ergeben, doch seine Loyalität wurde auf eine harte Probe gestellt – von unserem Troll von einer Königin. Na ja, natürlich kein echter Troll. Sie war hübscher und hauste nicht unter einer Brücke. Aber Lethesanar war dem Opium verfallen und hegte eine besondere Vorliebe für grausame Foltermethoden. Als wir das letzte Mal von Vater gehört hatten, hatte er sich bemüht, neutral zu bleiben, doch bald würde seine Treue wahrhaftig auf dem Prüfstand stehen. Wenn er tat, was sein Gewissen ihm vorschrieb, würde er in großer Gefahr schweben. Die Königin brachte Verrätern etwa so viel Milde entgegen wie Menolly den Perversen, die sie als Happy Meal bezeichnete.
    Camille ließ sich auf einem Stuhl vor dem Flüsterspiegel nieder, der unter einem Bord an der Wand angebracht und mit einem schwarzen Samttuch bedeckt war. Sie riss das Tuch herunter, und Menolly und ich beugten uns über ihre Schultern. Trillian lehnte in der offenen Tür.
    In dem Rahmen aus magischem Silber, das aus den Tiefen des Nebelvuori-Gebirges zu Hause in der Anderwelt stammte, schimmerte das Glas schwach bläulich. Der Nebel im Spiegel wirbelte chaotisch durcheinander und wartete auf die richtige Stimme, um die Verbindung von einer Dimension zur nächsten zu öffnen.
    »Camille«, sagte sie. Der Spiegel funktionierte ganz ähnlich wie Computer-Software zur Stimmidentifizierung oder Spracherkennung. Nachdem ich eine Weile erdseits gelebt hatte, war ich zu dem Schluss gekommen, dass die VBM uns mit ihren Fortschritten bald einholen würden. Ich hatte eine Faszination für ihre Technologie entwickelt – nun ja, auch unsere, denn unsere Mutter war ja menschlich gewesen – und mich auf Computer gestürzt wie eine Katze auf ein ganzes Beet voll Katzenminze.
    Einen Augenblick später begann der Nebel sich zu verwirbeln, dann löste er sich auf, und wir starrten in Vaters Gesicht. Er und Camille ähnelten sich wie ein Ei dem anderen. Ich hingegen kam eher nach unserer Mutter, und bei Menolly mischten wohl die Gene irgendeines unbekannten Vorfahren mit.
    Vater war mittelgroß und schlank gebaut, und sein Haar hatte dieselbe Farbe wie Camilles – rabenschwarz –, wenngleich er es zu einem festen Zopf geflochten trug. Auch seine Augen glichen ihren, violett mit silbrigen Sprenkeln. Er trug keine Uniform, und das Bild im Hintergrund sagte uns, dass er zu Hause war. Die meisten Soldaten, die schon länger in der Garde Des’Estar dienten, hatten einen Flüsterspiegel zu Hause.
    Ich beugte mich vor und warf ihm eine Kusshand zu. »Hallo! Wir hatten uns schon Sorgen um dich gemacht. Was gibt’s Neues?«
    Er blinzelte einmal, dann umspielte ein sanftes Lächeln seine Lippen. »Du erinnerst mich so sehr an deine Mutter, möge sie in Frieden ruhen.« Er musterte unsere besorgten Gesichter, und auf seiner Stirn hatten sich Falten eingegraben, die vor einem Jahr noch nicht da gewesen waren. »Menolly? Wie geht es dir, Kind?« Er kam immer noch nicht ganz damit klar, dass sie ein Vampir war. Sein tiefverwurzelter Hass auf die Untoten wurde nur langsam von der Tatsache aufgeweicht, dass seine Tochter nun eine von ihnen war.
    Sie nickte ein wenig gekünstelt, doch ich merkte ihnen an, wie sehr sie sich freuten, einander wiederzusehen. »Kann mich nicht beklagen. Jedenfalls nicht viel.«
    Camille räusperte sich. »Wir sind so froh, von dir zu hören«, sagte sie erleichtert. »Wir hatten schon daran gedacht, nach Hause zu reisen, um nach dir zu sehen.«
    »Was ist denn los?«, mischte ich mich ein. »Geht es dir gut? Ist der Krieg vielleicht vorüber, ehe er richtig begonnen hat?« Ich blieb optimistisch, obwohl ich die Antwort auf meine letzte Frage schon kannte. Aber, he, die Hoffnung macht das Leben erst lebenswert.
    »Vorüber? Nein, meine Mädchen, er fängt gerade erst an. Die Gräben sind gezogen. Die

Weitere Kostenlose Bücher