Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
unsere Herzen hingen.
Kapitel 4
Am nächsten Morgen sah es nicht besser aus. Wir waren alle nervös, und meine Laune besserte sich nicht gerade, als ich schon auf dem Weg zum Frühstückstisch von Trillian aufgehalten wurde.
Perfekt gestylt wie üblich, trug er schwarze Jeans, einen hellgrauen Rollkragenpulli und Bikerstiefel mit hohen Absätzen. Seine reichlich mit Nieten und Schnallen verzierte Lederjacke saß knackig auf Taille. Er und Camille gaben schon ein irres Paar ab. Irgendwo zwischen Pirat und Urban Ninja, sah Trillian zugegebenermaßen umwerfend aus. Er war ein arroganter Dreckskerl, aber trotzdem umwerfend.
»Morgen«, sagte ich gähnend. Wie üblich war ich die halbe Nacht lang aufgeblieben und plante ein gemütliches Nickerchen nachher im Büro. Ich schnupperte und wurde vom Duft von Würstchen und Pfannkuchen begrüßt, der durch den Flur trieb. »Ist das Frühstück fertig? So, wie es hier riecht, hat Iris schon morgens den Herd angeworfen.«
»Sie ist eine begabte Köchin«, sagte Trillian und hielt mich mit einer leichten Berührung am Arm zurück. »Bevor wir essen, möchte ich dich bitten, etwas für mich zu tun, Delilah.« Seine Augen waren wie flüssiges, geschmolzenes Eis, und wenn ich schwächer gewesen wäre, hätte er mir wohl ein »Klar doch« entlockt, ohne jede weitere Erklärung. Aber ich kannte Trillian zu gut. Wenn er um einen Gefallen bat, konnte es dabei allein um seinen Vorteil gehen.
»Was willst du?«
»Du traust mir immer noch nicht?«, entgegnete er mit leicht hochgezogenem Mundwinkel. Dieses halbe Lächeln machte aus Camille Wachs in seinen Händen, doch ich bekam davon nur eine Gänsehaut. Er war listig und verschlagen. »Ich bitte dich nur darum, Chase davon zu überzeugen, dass ich ihn nicht ausrauben, fesseln oder kastrieren oder seine Wohnung in Schutt und Asche legen werde.« Er verschränkte die Hände im Rücken und schaukelte leicht auf den Fersen vor und zurück, wobei er mich mit einem verschwörerischen Lächeln ansah, das mich an ein lauerndes Krokodil erinnerte. »Dein Freund erlaubt mir nicht, allein in der Wohnung zu bleiben.«
Ich schnaubte. »Das sieht Chase ähnlich. Ich nehme an, euer kleines Arrangement funktioniert nicht besonders gut? Warum beeilst du dich dann nicht einfach und suchst dir eine eigene Wohnung?«
Trillian schnaubte ungeduldig. »Ich habe gewisse Ansprüche.«
»Du meinst, du kannst dir höchstens eine Bruchbude leisten«, entgegnete ich. »Tut mir leid, aber ich habe nicht die Absicht, mich in euren Streit verwickeln zu lassen. Camille und ich haben euch gesagt, dass das eine dämliche Idee ist, aber nein, ihr beiden musstet ja unbedingt gleich zusammenziehen. Jetzt wohnst du erst seit ein paar Tagen da, und schon jammerst du rum.«
Obwohl ich diese Unterhaltung so schnell wie möglich beenden wollte, siegte meine Neugier. »Sag mal, Trillian, wie hast du Chase eigentlich dazu gebracht, dich bei ihm einziehen zu lassen?«
Ich konnte mir das nicht erklären. Chase war ein kluger Mann, der seine Privatsphäre sehr schätzte. Er war absolut kein Umfaller, der sich von irgendjemandem zu etwas drängen ließ, und ich wusste, dass er Trillian nicht traute. Wie es dazu hatte kommen können, dass diese beiden zu Mitbewohnern wurden – auch nur vorübergehend –, war mir ein Rätsel.
Trillian sagte nichts, sondern wandte sich ab, um in die Küche zu gehen, doch ich erhaschte noch einen Blick auf ein Glitzern in seinen Augen. Ich packte ihn an der Schulter und riss ihn herum.
»Du hast ihn behext, nicht wahr? Du hast dieses verdammte Charisma aufgedreht, das ihr Svartaner aus jeder Pore verströmen könnt, und er hatte überhaupt keine Chance, nein zu sagen!« Ich stemmte die Hände in die Hüften, beugte mich vor – ich war ein wenig größer als er – und starrte ihm mitten ins Gesicht. »Das ist der mieseste, arroganteste Trick überhaupt, und –«
»Dürfte ich dich an eine Kleinigkeit erinnern?«, unterbrach er mich milde und inspizierte gelassen seine Fingernägel. »Dein Detective ist Hals über Kopf in dich verliebt, und zwar wegen deines Anteils an Feenblut, meine Liebe. Also wage es nicht, mir ein schlechtes Gewissen einreden zu wollen. Was hat Camille eigentlich dazu gesagt, dass du unseren glorreichen Polizisten bezaubert hast?«
Abrupt schloss ich den Mund und wich einen Schritt zurück. Er war also dahintergekommen, dass ich meinen Glamour aufgedreht hatte, an jenem Abend, als Chase und ich zum ersten Mal
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