Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
über ihr Gesicht.
»Essen«, sagte sie und beäugte schon den Tisch, während sie Trillian flüchtig küsste. Als ihre Lippen auf seine trafen, sprühten Funken zwischen ihnen, und einen Augenblick lang konnte ich die Bänder aufschimmern sehen, die sie aneinanderfügten.
Iris meldete sich zu Wort. »Wenn ihr jetzt alle essen und verschwinden würdet, könnte ich mit dem Putzen anfangen. Mittwinter steht vor der Tür, und wir müssen alles für die Feiertage vorbereiten.«
Ich warf Camille einen Blick zu. »Mittwinter wird ohne Vater nicht dasselbe sein wie sonst. Sollen wir uns überhaupt so viel Mühe machen?«
Camille zuckte mit den Schultern. »Ich habe auch schon überlegt, ob wir es dieses Jahr einfach vergessen sollten, aber das ist eine Tradition, Delilah. Mutter hätte sich gewünscht, dass wir an den Julfeiern festhalten, und offen gestanden könnte ich zu den Feiertagen ein bisschen Heimatgefühle brauchen.«
Zu Hause in der Anderwelt versammelte sich die Stadt am Mittwinter-Abend an den Eulizi-Fällen, die sich in den Y’Leveshan-See ergossen. Der See und der gewaltige Wasserfall waren dann mit Eis bedeckt und glitzerten in der verschneiten Nacht. Alle kamen am Seeufer zusammen, um den Zeitenwechsel zu feiern, wenn die Herrschaft der Schneekönigin und des Stechpalmenkönigs begann. Magie floss dick wie Honig, und wenn die Sonne aufging, schimmerte auf den im Frost erstarrten Feldern und Wiesen eine üppige Schicht frisch gefallenen Schnees.
Unsere Mutter hatte die Traditionen Y’Elestrials mit ihren eigenen vermischt. Wir nahmen nicht nur an den Feierlichkeiten der Stadt teil, sondern schmückten auch unser Haus mit Stechpalmenzweigen und Immergrün. Sie hatte Vater sogar dazu überredet, jedes Jahr einen Baum hereinzubringen, den wir dann mit Zaubern und Kristallen schmückten. Das Haus war während dieser Tage so wunderschön gewesen.
Plötzlich wünschte ich mir nichts sehnlicher, als das Mittwinterfest hier auf dieser Welt, die von den Göttern verlassen worden war, wiederaufleben zu lassen. »Vielleicht... vielleicht könnten wir ein Ritual am Birkensee abhalten?«
Iris warf mir einen Blick zu, und ein Lächeln hob ihre Mundwinkel. »Ich finde, das ist eine zauberhafte Idee«, sagte sie. »Heute Abend schmücken wir das Haus. Ich werde gern alles vorbereiten, wenn ihr Mädchen mir die Aufgabe anvertrauen wollt.«
Camille lehnte sich mit erleichterter Miene zurück. »Sehr gern, danke. Du gehörst doch jetzt zur Familie, nicht?«
»Wo wir gerade davon sprechen – Delilah, hast du heute Zeit, im Fairy Tale vorbeizuschauen und mein Kleid abzuholen?« Iris blickte fragend zu mir auf. »Es ist schon bezahlt. Jill hat angerufen und Bescheid gesagt, dass es fertig ist.«
Ich nickte. »Kein Problem. Ich bringe es dir heute Abend mit.«
Camille warf einen Blick auf die Uhr. »Huh. Wir müssen wirklich los. Ich werde während der Arbeit versuchen, mehr über diese Jansshi-Dämonen in Erfahrung zu bringen, sofern da überhaupt etwas zu finden ist.«
Trillian folgte ihr ins Wohnzimmer, und ich stand ebenfalls auf. Wir schlüpften in Jacken und Mäntel, und auf dem Weg zur Haustür warf er mir einen letzten Blick zu. »Du wirst doch mit Chase reden?«, fragte er, einen triumphierenden Ausdruck in den Augen.
Ich warf einen Blick auf Camille und seufzte leise. Trotz meiner Drohung, ihm Menolly auf den Hals zu hetzen, hatte er mich in der Hand, und das wusste er auch. »Ja, wenn sich die Gelegenheit ergibt.«
Wir traten in den atemberaubend kalten Morgen hinaus und gingen zu unseren Autos, und ich konnte mir die Schadenfreude nicht verkneifen, als Trillian auf einem Fleckchen eisbedeckter Blätter ausrutschte und Camille vor die Füße fiel. Mit höhnischem Kichern trat ich über ihn hinweg und ging zu meinem Jeep.
Der pfeifende Wind ließ die Temperatur auf unter null absinken, bis ich mein Büro erreichte. Ich ließ die Handtasche auf den Schreibtisch fallen, klappte mein Rolodex auf und drehte mich dann mit dem Stuhl herum, um aus dem Fenster in den bedeckten Himmel zu schauen. Silberhimmel... Schneewetter, sagte Camille. Sie konnte den Schnee im Wind riechen, und wenn sie sich mit etwas bestens auskannte, dann waren es die Gerüche von Blitzen, Schnee und Regen.
Ich fand den Namen, den ich suchte, und griff zum Telefon. Ich kannte ein Werwesen mit besten Verbindungen, das in der Stadt wohnte. Sie ging als Mensch durch und hatte sich noch nicht geoutet, aber sie wusste unglaublich
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