Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
allein gewesen waren. Und Chase wusste immer noch nichts davon. Ich hatte mich hinterher so entsetzlich dafür geschämt – einen nichtsahnenden VBM mit meinem Glamour zu verzaubern! –, dass ich Camille nichts davon gesagt hatte. Sie dachte, Chase hätte den ersten Schritt getan, und Chase glaubte das auch. Menolly ebenfalls. Und ich war fest entschlossen, sie alle in diesem Glauben zu lassen.
Trillian lachte bellend. »Sie weiß es nicht, oder? Du hast ihr nicht gesagt, dass du deinen kleinen Liebhaber verzaubert hast, nicht wahr?«
Ich funkelte ihn böse an. »Chase hat Camille genervt, und sie wollte nichts von ihm, also habe ich... ich habe ihn nur –«
»Von ihr abgelenkt, damit sie ihre Ruhe hat? Hach, das ist ja unbezahlbar«, sagte er, wobei er von einem Ohr zum anderen grinste. »Na komm, Kätzchen. Gehen wir frühstücken. Du und ich, wir sind uns ähnlicher, als du zugeben möchtest. Camille kann absolut skrupellos sein, wenn sie will, aber sie tut so etwas völlig offen. Du tust immer so lieb, aber hinter dieser Fassade bist du alles andere als ein braves kleines Schmusekätzchen, nicht wahr?«
Ich biss die Zähne zusammen und sagte nichts. Trillian mochte ein Riesenarschloch sein, aber er nannte die Dinge beim Namen. Und mich durchschaute er, als wäre ich aus Kristall. Ich hatte mich schon länger für Chase interessiert, obwohl ich das nicht hatte zugeben wollen, weil ich neugierig war, was Sex und diese ganze Orgasmus-mit-anderen-Leuten-Sache anging. Er war süß und stand quasi zur Verfügung. Aber ich wusste, dass er weiterhin Camille hinterherlaufen würde, obwohl sie ihn nicht wollte, also drehte ich bei der ersten Gelegenheit, die sich mir bot, meinen Charme auf. Ich hatte genau dasselbe getan wie Trillian, nämlich meinen Glamour dazu benutzt, zu bekommen, was ich wollte.
»Ich habe Camille nichts davon gesagt, weil... «
»Oh, mir brauchst du deine Gründe nicht zu erklären. Mir persönlich ist das völlig gleichgültig. Aber von jetzt an wirst du dich vielleicht nicht mehr so über meine Beziehung zu Camille aufregen oder es mir verübeln, wenn ich hier und da jemanden ein bisschen behexe.«
Am liebsten hätte ich ihm dieses selbstzufriedene Grinsen vom Gesicht gewischt und darauf bestanden, dass man das überhaupt nicht vergleichen konnte. Dass wir einander überhaupt nicht ähnlich waren und ich nie so tief sinken würde wie ein Svartaner. Aber damit hätte ich nur mich selbst belogen.
»Mir war gar nicht bewusst, dass ich Chase anziehend fand, bis ich ganz sicher war, dass Camille ihn nicht wollte«, sagte ich. »Ich war selbst überrascht, als er tatsächlich so auf mich angesprungen ist.«
Trillian trat zurück, um mich vorzulassen. Kopfschüttelnd schob ich mich an ihm vorbei in die Küche, wo Iris Pfannkuchen und Würstchen briet.
Als er mir folgen wollte, drehte ich mich so plötzlich um, dass er gegen mich prallte. Ich flüsterte: »Wenn du mit Chase ein Hühnchen zu rupfen hast, dann mach das gefälligst selbst. Aber merk dir eins: Wenn du ihm ein Haar krümmst, hetze ich Menolly auf dich. Sie mag dich nicht, und sie wartet nur darauf, dass eine von uns ihr grünes Licht gibt. Täusch dich nicht, ich würde es tun.«
Trillian schnaubte, sagte aber nichts. Er betrat die Küche und beugte sich tief hinunter, um Iris auf die Wange zu küssen.
Sie reichte ihm einen Teller und wies auf den Tisch. »Iss tüchtig, dass du etwas auf die Rippen bekommst, Junge«, sagte sie. »Das Frühstück steht auf dem Tisch, und ich habe noch mehr auf dem Herd.«
Trillian setzte sich, spießte mit der Gabel einen Pfannkuchen auf und bestrich ihn reichlich mit Butter und Honig.
Iris warf mir ein vielsagendes Grinsen zu. Sie war die Einzige, die ihn im Griff hatte. Normalerweise nahm er Vernunft an, wenn Iris ihm einen direkten Befehl gab. Camille hatte einmal die Theorie aufgestellt, dass Iris Trillian an seine Mutter erinnern musste. Ich hielt das für weit hergeholt, aber wer weiß?
Ich lud mir den Teller mit Pfannkuchen und Würstchen voll und goss mir ein großes Glas Milch dazu ein. Iris sah befriedigt zu, wie ich mir mein Frühstück schmecken ließ. »Und, was hast du heute vor?«, fragte ich sie.
Sie legte den letzten Pfannkuchen auf den hohen Stapel, nahm die Pfanne vom Herd und kletterte auf ihren Barhocker. Geräusche von der Treppe her sagten uns, dass Camille auf dem Weg nach unten war. Als sie in die Küche trat, aufgedonnert wie üblich, breitete sich ein Lächeln
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