Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
den Teekessel auf. Wir hatten genug Aufregung für einen Abend«, sagte sie, nahm den Mülleimer und eilte geschäftig hinaus.
Ich bedeutete Menolly und Camille, sich mit mir aufs Sofa zu setzen. »Ich wünschte, Iris hätte recht, aber mit der Aufregung ist es noch nicht vorbei.« Finster starrte ich den Baum an.
»Was ist denn los?« Camille stellte die Musik leiser – Tschaikowskis Nussknacker – und machte es sich zu meiner Linken gemütlich. Menolly kuschelte sich rechts neben mich, und wir hielten uns an den Händen wie früher, als wir noch klein gewesen waren.
Ich erzählte ihnen von Zacharys Anruf und meinem Besuch bei Siobhan. »Der Jägermond-Clan ist also ein Nest von unnatürlichen Werspinnen. Giftigen Werspinnen.«
Camille sah aus, als würge sie an ihrer Zunge. »Ich fürchte mich eigentlich nicht vor Spinnen, aber das ist nicht gerade Wilburs kleine Freundin Charlotte, oder? Spinnen denken nicht. Werspinnen haben die natürliche Tücke normaler Spinnen, gepaart mit Intelligenz. Und wenn sie eine widernatürliche Schöpfung sind, wer weiß, was sie sonst noch für Fähigkeiten besitzen? Igitt.« Sie schauderte.
»Wem sagst du das.« Ich wollte gerade meine Idee mit dem Herbstkönig zur Sprache bringen, als das Telefon klingelte. Ich schnappte mir den schnurlosen Apparat im Wohnzimmer. Es war Chase.
»He, Pussykätzchen, ich habe die Informationen, die du wolltest. Na ja, was ich eben ausgraben konnte.«
»Lass mich schnell einen Stift holen«, sagte ich.
»Wenn du willst, aber so viel habe ich nicht herausgefunden.«
»Ich stelle dich auf Freisprechen«, sagte ich und bedeutete Camille und Menolly, dass sie ruhig zuhören konnten. Ich drückte auf den Lautsprecher-Knopf und griff nach Notizbuch und Stift. »Kannst du mich hören? Du kannst loslegen.«
Chases Stimme klang über den Lautsprecher etwas blechern. »Okay, es geht los. Zachary Lyonnesse war ein Treffer. Er wurde vor zwei Jahren wegen einer Prügelei in einer Bar festgenommen. Er hat behauptet, der andere Kerl habe die Schlägerei angefangen, aber keiner von beiden hat Anzeige erstattet, also wurde die Sache fallengelassen und die beiden nur verwarnt.«
»Mit wem hat er sich geprügelt?«, fragte ich und notierte mir trotzdem alles, damit ich es nicht vergaß. In so einer Sache konnte man nicht vorsichtig genug sein; ich wollte möglicherweise fatale Fehler vermeiden.
»Geph van Spynne.«
»Kannst du das bitte buchstabieren?«
Chase buchstabierte den Namen und fuhr dann fort: »Der Beschreibung nach ein großer, schlaksiger Typ mit kurzem braunem Haar und Stachelfrisur. Er und Lyonnesse haben sich einen ernsthaften Kampf geliefert. Zachary hat eine hässliche Stichwunde in der Schulter erlitten. Der Arzt, der ihn zusammengeflöht hat, hat dreißig Stiche gebraucht, aber offenbar hat Lyonnesse jegliche Betäubung abgelehnt. Er wollte auch hinterher keine Schmerzmittel nehmen. Die Zeugen in der Bar sagen, dass alle beide Blut sehen wollten.«
Geph van Spynne. Der Name sagte mir nichts, kam mir aber irgendwie bekannt vor – als hätte ich ihn nur vergessen. »Und wussten deine Informanten etwas über den Jägermond-Clan oder diesen van Spynne?«
Chase räusperte sich. »Äh, nein. Sobald ich seinen Namen – oder den Jägermond-Clan – erwähnt habe, haben alle drei dichtgemacht und wollten kein Wort mehr sagen, nicht einmal mit einem Zwanzig-Dollar-Schein vor der Nase. Und das sind Typen, die für ein Glas Whisky ihre Mutter verpfeifen würden. Ich wette, dass sie so einiges wissen, sich aber nicht trauen, den Mund aufzumachen. Falls du irgendwo mehr in Erfahrung bringen kannst, nur zu. Wir sollten diese Information auch in unsere Datenbank eingeben.«
Ich blinzelte. »Wir werden tun, was wir können. Hat sich bei Siobhan schon jemand gemeldet?«
»Da habe ich gute Neuigkeiten«, sagte er, und seine Stimme hellte sich auf. »Jacinth hat schon einen Termin mit ihr gemacht und will sie gründlich untersuchen. Mit ein bisschen Glück können wir deiner Freundin vielleicht helfen.«
Mit ein bisschen Glück ... »Danke, Süßer«, sagte ich. »Wir hören uns morgen.« Als ich auflegte, merkte ich, dass ich einen mächtigen Kloß in der Kehle hatte.
»Na, das ist ja nicht gerade viel«, sagte Camille stirnrunzelnd. »Wo sollen wir denn anfangen?«
»Ich kann mal den Abschaum im Wayfarer aushorchen«, erbot sich Menolly. »Vielleicht weiß irgendjemand was.«
»Moment mal.« Ich hob die Hand. »Mir ist heute Nachmittag
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