Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
etwas eingefallen. Der Jägermond-Clan – das sind Spinnlinge. Die könnten ihre Spione sonstwo versteckt haben. In den Ecken der Bar. Oder hier im Haus«, sagte ich leise und spähte zur Decke hinauf.
»Wir wissen noch gar nicht sicher, ob sie etwas mit den Morden auf dem Land des Rainier-Rudels zu tun haben. Warum sollten sie Spione in den Wayfarer schicken?« Menolly schwebte zur Decke hinauf und fummelte an dem Draht herum, der den Baum sicherte. »So, das dürfte genügen«, sagte sie und kehrte auf den Boden zurück.
»Ich habe da so ein Gefühl«, sagte ich. »Glaubt mir, sie haben etwas damit zu tun. Und ich weiß, mit wem wir sprechen könnten, um hinter ihre Geheimnisse zu kommen, aber ich fürchte, das wird euch nicht gefallen. Es ist gefährlich, aber ich glaube, wir müssen es riskieren.«
»Von wem sprichst du?«, fragte Camille. »Was riskieren?«
Menolly starrte mich an, und der Frost ihrer eisblauen Augen bohrte sich bis in mein Herz. »Ich weiß, von wem du sprichst, und du musst den Verstand verloren haben.«
Ich hielt ihrem Blick stand und straffte die Schultern. »Ich weiß ganz genau, was für ein Risiko wir damit eingehen würden, aber Menolly, hier geht es um viel mehr als einen Serienmörder, der Werpumas dezimiert. Ich weiß es . Ich wünschte, ihr würdet mir glauben und ein bisschen mehr auf meine Instinkte vertrauen.«
»Kätzchen«, sagte sie sanft, und ihr Blick durchdrang mich vollkommen. Dass Menolly nur selten blinzelte, fand ich total unheimlich. Ich wandte den Kopf ab, um diesem starren Blick auszuweichen. Das war ein Vampir-Ding – früher hatte sie nie so eine Wirkung auf mich gehabt. »Es ist ja nicht so, dass wir dir nicht vertrauen, es ist nur –«
»Das reicht! Ich habe die Nase voll.« Ich stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und starrte die beiden nieder. »Ihr haltet mich für eine naive, dämliche Blondine, oder? Ihr seht mich immer noch als das Baby der Familie, das nicht für sich selbst denken oder auf sich selbst aufpassen kann!«
Camille ruderte stammelnd zurück. »Delilah, bitte. So etwas haben wir nie behauptet. Keine von uns hält dich für dumm –«
»Halt die Klappe und hör endlich mal mir zu. Okay?« Ich war so nervös, dass ich spürte, wie ich an den Rändern verschwamm. Ich schloss die Augen und tat alles, um die Kontrolle über mich zu behalten. Das Letzte, was ich brauchte, war, mich zum zweiten Mal an diesem Abend unfreiwillig zu verwandeln. Ich atmete dreimal tief durch, während die anderen mich abwartend ansahen.
»Okay, es geht um Folgendes«, sagte ich. »Ihr beiden tut so, als wäre ich voller fröhlicher Seifenblasen, immer nur Friede, Freude, Eierkuchen. Aber das stimmt nicht. Jedenfalls nicht mehr. Ja, ihr habt schon recht: Ich habe gern an das Gute in allem und jedem geglaubt. Ich liebe Sonnenschein, Blümchen und Mäusejagen. Aber das alles ist mir ziemlich verdorben worden, von Bad Ass Luke. Wisteria hat meine Illusionen auch nicht gerade genährt. Und das kotzt mich so dermaßen an.«
Ich hatte immer noch eine Narbe an der Stelle, wo die abtrünnige Floreade mich in den Hals gebissen hatte – sie hatte auf die Halsschlagader gezielt. Aber jetzt war sie sicher in den Kerkern der Elfenkönigin daheim in der Anderwelt weggesperrt, also versuchte ich, sie zu vergessen.
Camille ergriff das Wort. »Vernommen und verstanden, Delilah.« Sie wandte sich Menolly zu. »Ich vertraue ihrem Bauchgefühl. Wenn ihr Instinkt ihr sagt, dass das der richtige Weg ist, dann bin ich dafür. Ich wünschte, ich hätte nur halb so viel instinktive Reaktionen wie sie. Dank meiner magischen Ausbildung habe ich zwar das Zweite Gesicht, aber das ist nicht angeboren. Und du... « Sie verstummte und schloss den Mund. Menolly hatte noch nie einen sechsten Sinn besessen, im Gegensatz zu Camille und mir.
»Und ich... ich habe nichts dergleichen, außer meinen Reflexen. Und dank der Tatsache, dass ich ein Vampir bin, habe ich ein außerordentlich scharfes Gehör und einen Untoten-Detektor.« Menolly schenkte ihr ein zahniges Grinsen. »Das ist die Wahrheit; du brauchst nicht herumzudrucksen. Du hast recht. Ich vergesse leicht, dass Katzen Dinge spüren können, die uns entgehen. Es würde mich überraschen, wenn unser Kätzchen hier nicht noch ein paar Tricks draufhätte, die wir noch nie gesehen haben.«
Sie warf mir einen wissenden Blick zu, und ich schaute rasch weg. Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, aber ich war noch nicht bereit,
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