Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
vertrocknete Schote aussah, aber es war viel zu groß für einen Maiskolben oder anderes Gemüse.
»Du solltest Zachary fragen, ob in letzter Zeit noch andere Mitglieder des Rudels verschwunden sind – ob sie jemanden vermissen«, sagte sie.
»Äh.« Ich wollte nicht fragen, aber es musste sein. »Ist das... «
»Ja, eine weitere Leiche, sieht genau so aus wie die anderen. Ich glaube, wir können jetzt ohne Zweifel sagen, dass wir nach dem Jägermond-Clan als Täter suchen und dass sie das Revier des Rainier-Rudels zu ihrer privaten Speisekammer gemacht haben.«
Kapitel 8
Ich starrte Menolly an und versuchte zu begreifen, was sie gesagt hatte. Dann fiel der Groschen. Der Jägermond-Clan ernährte sich von Zacharys Volk. Gab es eine bessere Möglichkeit, Rivalen loszuwerden?
»O Große Mutter, das ist ja abartig.« Ich schauderte und blickte mich hastig in der Höhle um. Aber wir waren allein – soweit ich sehen konnte.
»Eine clevere Methode, seine Feinde auszuschalten – sehr altmodisch und stammesbezogen. Nicht direkt kannibalistisch, aber nah dran«, sagte Camille. »Die Frage ist, was hat sie dazu getrieben? Und warum gerade jetzt?«
Eine plötzliche Bewegung in den Netzen rechts von uns schreckte mich auf, und ich hob die Hand. »Psst.« Ich beugte mich vor und sah etwas durch die Fäden davonhuschen. Ich sprang auf. »Gehen wir. Den Leichnam nehmen wir mit, aber wir müssen verdammt schnell hier weg.«
»Spinnen?«, flüsterte Camille. Ich nickte. Menolly hob den Leichnam hoch, und wir eilten zum Höhleneingang. Unterwegs blieb ich mit dem Absatz an etwas hängen und schlug der Länge nach hin.
»Scheiße.« Ich setzte mich auf und rieb mir das Schienbein, wo ich mir bestimmt eine hässliche Schramme zugezogen hatte. Camille reichte mir die Taschenlampe. Ich war über einen Schild aus Knochen gestolpert, die mit Lederriemen zusammengebunden waren. Ich verzog das Gesicht und griff danach. »Das sollten wir wohl auch mitnehmen«, sagte ich. »Vielleicht verrät es uns etwas.«
Camille nickte und nahm mir das Ding ab. Sie war weniger zimperlich als ich. »Da hast du recht«, sagte sie, doch auch sie verzog das Gesicht, als sie das Ding anfasste. »Sehen wir zu, dass wir hier rauskommen. Ich will nicht so enden wie... na ja, wer auch immer der arme Kerl da gewesen sein mag.«
Als wir wieder auf dem Sims standen, mussten wir uns überlegen, wie wir hinunterkommen sollten, aber runter ist ja immer leichter als rauf. Oder zumindest schneller. Camille hängte sich den Schild über die Schulter und schlang die Arme um Menollys Taille.
»Ich hasse solche Höhen«, brummte sie und schloss die Augen, aber wir hatten keine Zeit, lange zu überlegen. Wir wussten nicht, wer – oder was – außer uns noch in dieser Höhle gewesen war. In diesem Augenblick könnte bereits ein ganzes Rudel Spinnen auf dem Weg hier heraus sein, um uns zum Schweigen zu bringen.
»Geronimooo«, sagte Menolly. Sie hielt die Leiche auf Armeslänge von sich ab, trat über den Rand der Klippe und schleifte Camille mit sich. Camille kreischte auf, doch die drei trieben sacht abwärts, allerdings ein wenig schneller, als wenn Menolly allein gewesen wäre. Als ich Camilles gequälten Gesichtsausdruck sah, war ich froh, dass wir Chase nicht mitgebracht hatten. Er kam mit unseren Eigenarten besser klar als die meisten VBM, aber dieses kleine Abenteuer wäre sogar für ihn vielleicht doch ein bisschen zu viel gewesen. Es war beinahe zu viel für mich.
Menolly brachte alle sicher zu Boden und legte den Leichnam nieder. Ihre Kraft nahm zu, dachte ich, während ich hinter ihnen herkletterte und das letzte Stück halb rutschend, halb kullernd hinter mich brachte. Monat für Monat wurde sie ein bisschen stärker, bekam mehr Ecken und Kanten.
Als wir unten ankamen, warteten Zachary und Morio auf uns. Venus, Ajax und Tyler brachten Shawns Leichnam nach Hause.
»Wir müssen reden«, sagte ich zu Zach und wies mit einem Nicken auf den Pfad. »Machen wir, dass wir hier wegkommen – irgendwohin, wo es hell und sicher ist. Ihr habt ein gewaltiges Problem hier.«
Zach starrte auf den Leichnam, den Menolly wieder aufgehoben hatte. »Noch einer?« Er schwankte und stützte sich an einem Felsbrocken ab.
»Sieht so aus. Hast du irgendeine Ahnung, ob noch jemand vermisst wird? Jemand, der nicht schon tot aufgefunden wurde?«
Er presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein. Gehen wir zurück zum Haupthaus.« Er erbot sich,
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