Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
ihre Magie verlassen statt auf ihren Verstand. Kapiert?« Ich fügte noch ein kleines Fauchen hinzu, um die kaum verhohlene Drohung zu unterstreichen.
Er blinzelte, sah meine Schwestern an und dann wieder mich. »Entschuldigung.« Er senkte den Kopf. »Ich habe nicht daran gedacht, wie sich das für euch anhören musste. Ich habe wohl einfach Angst. In der Anderwelt finde ich mich überall zurecht, aber da darf ich mich so bald nicht mehr blicken lassen. Und hier... ich weiß nicht, wie man hier überlebt. Ich habe es nicht böse gemeint.«
»Tja, eine Menge unserer Verwandten haben sich für ihre Beleidigungen nie entschuldigt«, brummte Delilah. »Hier müssen wir uns das wenigstens nicht gefallen lassen – dies ist unser Zuhause.« Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, und ich konnte ihre Aura schimmern sehen – das erste Anzeichen einer Verwandlung.
»Kätzchen, beruhige dich. Du kannst dich jetzt nicht verwandeln, dafür haben wir keine Zeit.« Ich warf Shamas einen finsteren Blick zu. »Reg sie nicht so auf. Sie ist sehr empfindlich, was Kritik aus der eigenen Familie angeht.«
»Ist schon gut, Süße«, sagte Chase und legte Delilah eine Hand aufs Knie.
Delilah warf Shamas einen Seitenblick zu. »Ich packe das schon.« Aber ich hörte sie leise etwas brummen, das sich verdächtig nach »Fick dich doch« anhörte.
»Können wir uns jetzt wieder um Dredge kümmern?« Ungeduldig schwebte ich zur Decke hinauf. Hoch über dem Boden fühlte ich mich immer etwas besser. »Delilah, hast du schon etwas gefunden?«
Delilah nickte. »Ja, passt auf. Vor sechzig Jahren war das Halcyon ein Holzlager. Die großen Lastkähne brachten das Holz von der Halbinsel, wo fleißig Bäume gefällt wurden. Vor dreißig Jahren, als die Holzindustrie praktisch vor die Hunde ging, wurde es zu einem gewöhnlichen Lagerhaus. Vor vier Jahren hat Exo Reed es gekauft, so, wie es damals war, und es zum Halcyon Hotel and Nightclub umgebaut. Gäste sind in erster Linie Erdwelt-ÜW und ein paar Besucher aus der Anderwelt. Soweit ich sehen kann, hat er keine Verbindung zum AND. Hm... ist als Vier-Sterne-Hotel gelistet.«
»Und Exo Reed?«, fragte Morio.
»Lykanthrop. Engagiert sich an mehreren Fronten – ÜWRechte, die NRA... «
»Kinder? Verheiratet?«, fragte Chase.
»Ja, er ist verheiratet. Drei Kinder. Da steht außerdem, Exo sei der Vorsitzende des Jagdverbands von Seattle.«
»Na toll, das hat uns gerade noch gefehlt. Ein Strippenzieher mit einem Jagdgewehr, der sich bei Vollmond in einen Werwolf verwandelt«, brummte Chase.
Ich versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, aber es gelang mir nicht. Camille und Delilah sahen mich fragend an.
»He, der Mann hat nicht ganz unrecht«, sagte ich. »Lykanthropen können bei Vollmond ziemlich schießwütig werden. Aber da Exo so ein aufrechter Geschäftsmann und Familienvater ist, halte ich es für unwahrscheinlich, dass er Dredge ein Zimmer geben würde, wenn er wüsste, was für ein krankes Monster er in Wahrheit ist, was meint ihr?«
»Vor allem, da er und seine Familie in dem Hotel wohnen.« Delilah warf einen Blick auf eine weitere Website. »Okay, mehr kann ich auf die Schnelle nicht finden.«
»Dann denke ich, wir sollten dem Halcyon Hotel einen kleinen Besuch abstatten.« Ich sprang auf und schnappte mir meine Schlüssel. »Wer fährt mit?«
Delilah klappte ihren Laptop zu. »Ich fahre bei Chase mit.«
»Camille und ich fahren zusammen«, sagte Morio, während meine Schwester von seinem Schoß rutschte und ihr Kleid glatt strich.
»Kann ich mitkommen?«, fragte Shamas.
»Nein, du bleibst hier bei Iris. Du bist noch nicht bereit für die Art von Kampf, die uns bevorsteht. Verdammt, wenn doch nur Trillian schon wieder aus... « Ein Klopfen an der Tür unterbrach mich. »Ich gehe schon.«
Als ich die Tür öffnete, fegte ein kalter Windstoß Schnee herein, gefolgt von Roz, der sich ein blutiges Handtuch an den Hals drückte.
»Scheiße, schnell rein mit dir!« Ich scheuchte ihn ins Wohnzimmer. »Er ist verletzt. Holt Wasser und Verbände, ich... « Ich hielt plötzlich inne und wich zurück. Sein Blut roch wie der Nektar der Götter, und eine Woge von Hunger überrollte mich. Ich konnte kaum den Blick von diesem blutgetränkten Handtuch abwenden. »Camille... «
Sie hörte das Zittern in meiner Stimme und eilte sofort zu mir. »Geh da rüber in die Ecke und schau aus dem Fenster, bis du dich im Griff hast. Delilah, sag Iris, sie soll dir helfen – wir brauchen
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