Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Außerdem hatte sie noch ein Glas Milch für sich und einen leeren Kelch für mich mitgebracht, den sie nun hochhielt. »Etwas zu trinken?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, danke, ich habe keinen Durst.«
»Okay, Waffenstillstand, was deine Vorgehensweise bei Zuhältern betrifft«, sagte Chase und nahm einen Becher Kaffee entgegen. »Sag mal, woher bekommst du eigentlich das Blut, das du in der Tiefkühltruhe lagerst? Oder will ich das lieber nicht wissen?«
Ich grinste. »Ich hatte mich schon gefragt, ob du je den Mumm aufbringen würdest, mich darauf anzusprechen. Alle paar Wochen stattet Camille einer kleinen Farm in der Nachbarschaft einen Besuch ab.«
Chase sah sie fragend an. »Und?«
Camille lachte. »Ein Kuss, und der Bauer gibt mir alles, was ich will. Sie legen etwas für uns zurück, wenn sie Vieh schlachten und ausbluten. Das ist ein Bio-Bauernhof, also ist das Blut nicht mit Chemikalien verseucht.«
»Tierblut funktioniert also auch?«, fragte Chase, der weniger geschockt aussah, als ich erwartet hatte; aber das konnte daran liegen, dass die Antwort wesentlich weniger schrecklich war, als er vermutlich befürchtet hatte.
»Na klar. Ist nicht meine Lieblingsnahrung, aber es erfüllt seinen Zweck, zumindest eine Zeitlang. Tierisches Blut kann den Hunger nicht allzu lange stillen, aber es reicht, um mich eine Weile über die Runden zu bringen. Unsere Tiefkühltruhe ist voll davon – das würde mir vier, fünf Monate reichen, falls ich mich hier verschanzen müsste.« Ich schwieg einen Moment lang. »Okay, was hast du für Neuigkeiten, Johnson?«
Er starrte in seinen Becher, blickte dann auf und sah mir direkt in die Augen. »Die vier Leichen, die wir heute Abend zur Autopsie gebracht haben – die Vampiropfer.«
Sein Tonfall sagte mir, dass mir nicht gefallen würde, was er mir zu sagen hatte. Camille und Delilah schauten auf den Boden. Offenbar wussten sie schon Bescheid.
»Sie sind weg.«
»Was soll das heißen, sie sind weg?« Ich starrte ihn an. »Leichen spazieren nicht einfach so davon. Na ja, jedenfalls nicht allzu häufig.«
»Gebrauche deinen Kopf, Mädchen«, sagte Chase, der erschöpft aussah. »Es laufen vier neugeborene, hungrige Vampire in der Stadt herum. Einer der Laboranten hat gesehen, wie sie sich erhoben haben. Er konnte sich verstecken, bis sie weg waren. Einer der Elfen, die mit Sharah zusammenarbeiten.« Chase hob den Becher an die Lippen. Der Kaffee musste kochend heiß sein, aber er zuckte nicht mit der Wimper.
Verfluchte Scheiße. »Glaubst du, dass sie Möchtegern-Vamps waren? Groupies, die einen Vampir gefunden haben, der bereit war, sie zu erwecken?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe sie überprüft. Keiner von ihnen hat sich in solchen Kreisen herumgetrieben. Sie sind nicht durch die einschlägigen Clubs gezogen, sie hatten gute Jobs, Wohnungen, Haustiere, Familien. Jetzt muss ich entscheiden, ob ich ihre Familien benachrichtigen soll oder nicht. Was soll ich denen sagen? Ihre Tochter ist tot, aber sie ist aufgestanden und davonspaziert? Oder warte ich einfach, bis die Opfer als vermisst gemeldet werden? Ich bewege mich da auf verdammt dünnem Eis, und ich bin heilfroh, dass bis jetzt nur das AETT involviert ist. Aber ich brauche unbedingt jemanden, der da rausgeht und diese neuen Vampire erledigt, ehe sie über die Bevölkerung von Seattle herfallen. Und außerdem muss ich den Scherzkeks kriegen, der sie erweckt hat.«
Toll. Diese Nacht wurde ja immer besser. »Hast du irgendwelche Hinweise?«
»Keine Ahnung. Du kennst die Vampirgemeinschaft viel besser, als ich sie je kennenlernen könnte. Meine Männer und ich wären wandelnde Zielscheiben, wenn wir ein paar von den Subkult-Clubs beträten, die in den vergangenen Jahren aus dem Boden geschossen sind. Und glaub nicht, ich wüsste nicht, was da drin vor sich geht. Ich habe von diesen Partys im Dominick’s gehört.« Er stellte seinen Becher weg und zuckte müde mit den Schultern. »Ich weiß, das ist verdammt viel verlangt, noch dazu, wo ich dich eben erst wegen dem Kerl, der sie getötet hat, um Hilfe gebeten habe, aber... «
Ich blickte von Delilah zu Camille. »Ich nehme an, ihr seid dabei?«
Camille nickte. »Was sollten wir sonst tun?« Sie sah aus, als wollte sie noch etwas sagen, schüttelte dann aber nur den Kopf.
»Also, du hast irgendwas auf dem Herzen. Raus damit.«
Sie starrte einen Moment lang auf den Boden. »Wie oft kommt es deiner Erfahrung nach vor, dass Vampire ihre Beute einfach so
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