Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
noch nie zuvor begegnet, aber Camille war schon bei ihr gewesen, und die Beschreibung reichte mir, um zu erkennen, wen ich da vor mir hatte. Meine Reißzähne zogen sich zurück, und ich schluckte den Kloß herunter, den ich plötzlich in der Kehle hatte. Großmutter Kojote war eine der Ewigen Alten – sie konnte mich einfach ausradieren, ohne auch nur ein Flüstern von sich geben zu müssen, und genau das würde sie auch erbarmungslos tun, falls sie es für nötig hielt.
»Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich... «
»Das war nicht ihre Schuld«, mischte Nerissa sich ein. »Ich habe damit angefangen.« Sie warf Zach einen Blick zu, der sie anstarrte; sein Gesicht war verzerrt vor ungläubiger Verwirrung.
»Es ist mir gleich, wer damit angefangen hat«, sagte Großmutter Kojote. »Denkt daran, wo ihr seid. Denkt daran, warum ihr hier seid. So viel hängt von diesem Abend ab. Enttäuscht mich nicht.« Sie wandte sich ab und ging hinüber zu Camille, die nervös lächelte. »Und, haben sich diese Dämonenfinger schon als nützlich erwiesen, meine Liebe?«, fragte die Alte. Ich entspannte mich allmählich und drehte mich wieder zu den Werpumas um.
Zach starrte Nerissa an. »Was zum Teufel ist hier los? Nerissa?«
Sie wirkte nicht im mindesten verlegen, sondern zuckte nur mit den Schultern. »Ich denke, ich werde nach der Versammlung noch in der Stadt bleiben, Cousin«, erklärte sie und warf mir einen fragenden Blick zu.
Ich zögerte. Seit Dredge hatte ich mich niemandem hingegeben. Er war der letzte Mann – lebendig oder tot –, der mich intim berührt hatte. War ich bereit für eine sexuelle Beziehung? Die Vorstellung von Männerhänden auf meinem Körper jagte mir eine Scheißangst ein – die Erinnerung an Dredge war noch viel zu frisch. Aber eine Frau... und nicht bloß irgendeine Frau. Nerissa hatte so etwas an sich... Konnte ich sie mit in meine Welt nehmen, ohne dass ihr etwas geschah? Ich betrachtete sie, und sie warf mir eine Kusshand zu. Ich musste es herausfinden, so oder so.
»Sie übernachtet bei uns, Zach. Nerissa, du kannst mit mir nach Hause fahren.« Ohne ein weiteres Wort wandte ich mich ab und ging in den vorderen Teil des Saals, wo meine Schwestern gerade eine geflüsterte Konferenz mit Wade, Sassy, Großmutter Kojote, Morio und Trillian abhielten. Iris hatte die Gastgeber-Pflichten übernommen – sie empfing die Leute an der Tür, begrüßte sie und sorgte dafür, dass sich alle wohl fühlten.
Camille räusperte sich. »Nett, dass du auch vorbeischaust«, bemerkte sie trocken. »Es kommen immer mehr. Wir haben von den wichtigsten Clans Wachen rekrutiert und sie im Raum verteilt, damit sie für Ordnung sorgen können. Hoffen wir, dass heute Abend niemand eins auf die Schnauze bekommt.«
Ich blickte mich im Saal um, der sich rasch füllte. Die meisten Gruppen, die ihre Teilnahme zugesagt hatten, hatten eine Handvoll Abgesandte hergeschickt – die Anzahl hing von der Größe des jeweiligen Clans ab und von seiner Stellung innerhalb der Übernatürlichen-Gemeinde.
Die Pumas des Rainier-Rudels stachen natürlich hervor, allein durch ihre Größe und ihr gutes, skandinavisch wirkendes Aussehen. Aber die Wolfclans waren ebenso ansehnlich. Die meisten ihrer schlanken, muskulösen Leute sahen aus, als hätten sie mongolische Vorfahren gehabt, und sie bewegten sich mit einer kultivierten Arroganz, die man kaum ignorieren konnte. Ich erkannte Mitglieder des Olympic-Wolfsrudels, dem bedeutendsten Rudel in diesem Bundesstaat, aber auch ein paar von den Loco-Lobo- und Cascadia-Rudeln.
Die Werpumas waren auf zwei Gruppen beschränkt – das Rainier-Rudel und das Icicle-Falls-Rudel, dessen Mitglieder schmaler und kleiner waren als Zachs Leute. Mit dem Obsidianschimmer ihrer Haut konnten sie Trillian Konkurrenz machen, aber Trillian hatte diesen Anderwelt-Ausdruck in den Augen, und sein Haar schimmerte platinhell, während die Icicle-FallsPanther eher wie erdgeborene Menschen aussahen als wie Feen. Sie waren schwarze Panther, die sich in den Tiefen der Wälder verbargen, und ihr Haar war so schwarz wie ihre Haut.
Camille rückte näher an mich heran, und Trillian folgte dicht hinter ihr. Mit einem Nicken wies sie zur Tür. »Sieht so aus, als hätten sich auch ein paar, die ganz im Verborgenen leben, dazu durchgerungen, heute zu kommen.«
Sie hatte recht. Ich war nicht ganz sicher, was für Übernatürliche das sein mochten, aber ein Grüppchen von drei sehr ungleich aussehenden Gestalten hatte
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