Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
auf, und Sharah taumelte heraus. Sie war verletzt, das war offensichtlich – Blut tropfte von ihrer Schulter und ihren Handgelenken. Aber ihr Mund war sauber, und ich spürte bei ihr nichts von einer Untoten. Sie lebte noch.
»Sag schnell, haben sie dich gezwungen, ihr Blut zu trinken?«, fragte ich und warf meinen Pflock Roz zu, der ihn auffing und die Tür zum Flur im Auge behielt.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein... du kannst gern an mir riechen, wenn du willst.«
Ich bedeutete ihr, Abstand zu halten. »Das wäre nicht klug, das weißt du doch. Du bist mit Blut beschmiert, und ich bin in vollem Jagdmodus. Komm mir nicht zu nahe.« Ich zögerte. Sie brauchte Hilfe, und zwar schnell, aber dazu mussten wir sie zu den anderen zurückbringen. Ich durfte es nicht riskieren, mit ihr allein zu bleiben, während Roz Hilfe holte, und ich wollte ihn auch nicht mit ihr allein hierlassen, nur für den Fall, dass die Neulinge zurückkehren sollten.
»Roz, trag sie zurück in die Haupthalle.«
»Meinst du wirklich, dass wir sie bewegen sollten?« Er reichte mir die Pflöcke und fing die schwankende Sharah auf.
Seine Augen blitzten auf, als sie sich an ihn lehnte, und ich schüttelte den Kopf. »Bild dir ja keine Schwachheiten ein. Sie ist schwer verletzt.«
Er grinste verschlagen und zuckte mit den Schultern. »Ein Dämon wird doch noch träumen dürfen, oder?«
Sharah schnappte nach Luft. »Dämon?«
»Halt still, sonst lasse ich dich noch aus Versehen fallen«, erwiderte er grimmig. »Ich bin ein Incubus. Na und? Uns erwarten viel größere Gefahren als die, die ich je für euch darstellen könnte, verehrte Elfe.«
Sie blickte ihm ins Gesicht, nickte dann und lehnte den Kopf an seine Schulter, als er herumwirbelte und den Raum verließ. Ich folgte ihm und trat kurz beiseite, um den Notausgang zu schließen. Es war nichts da, womit ich ihn hätte verbarrikadieren können, aber eine offene Tür wäre eine Einladung an jedermann gewesen, der hier vorbeikam, ob Vampir, Mensch oder Fee.
Wir kehrten zu den anderen in die Leichenhalle zurück. Delilah und Wade waren inzwischen gekommen. Delilah sah stinkwütend aus.
»Das hat ja nicht lange gedauert. Gab es Schwierigkeiten mit Bob?«, fragte ich.
Delilah nickte. »Ja. Auf halbem Wege hat er es geschafft, sich aus seinen Fesseln zu befreien. Wir mussten ihn vernichten, sonst hätte er uns gehabt.«
»Verflucht... «, begann ich, doch Wade hob die Hand.
»Uns blieb keine andere Wahl. Verbuch es unter Pech oder wo immer du willst, jedenfalls ist er weg. Konzentrieren wir uns auf das Hier und Jetzt.«
Ich brummelte vor mich hin, wusste aber, dass er recht hatte. Jetzt konnten wir ohnehin nichts mehr tun, und Delilah war eine gute Kämpferin. Sie hätte unseren potenziellen Informanten nicht getötet, wenn sie nicht ernsthaft in Gefahr gewesen wäre.
Delilah warf einen einzigen Blick auf Sharah, als Roz sie hereintrug, und rannte hinüber, um zu helfen, Chase ihr dicht auf den Fersen.
»Nach oben«, sagte er. »Da ist ein Behandlungsraum. Folgt mir.«
»Sei vorsichtig. Wir wissen nicht, ob sie durch das ganze Haus gezogen sind, ehe sie den Ausgang gefunden haben. Sie könnten auch außen herum geschlichen und oben wieder eingestiegen sein.« Dredge und seinen Kindern traute ich alles zu, vor allem, wenn es verschlagen, hinterhältig oder dazu geeignet war, so viel Schmerz wie nur möglich zu verursachen.
Wade und Trillian übernahmen die Nachhut, Roz und ich gingen voran. Wir blieben vor den Aufzügen stehen, direkt neben der Treppe.
»Die Aufzüge will ich nicht riskieren«, sagte ich. »Falls uns da oben ein Trupp Vampire erwartet, möchte ich nicht in einer kleinen Metallkiste gefangen sein.«
Chase beäugte die Treppe. »Dann müssten wir Sharah drei Stockwerke hochtragen, und sie ist ziemlich schwer verletzt.«
Ich trat zurück. »Ich könnte sie problemlos tragen, aber... « Ich zögerte, und Delilah verstand sofort.
»Sie blutet. Ich mache das.« Delilah war stärker als Chase.
Er fühlte sich dadurch zum Glück nicht gekränkt, sondern war sofort einverstanden. »Ja, nimm du sie. Du bist stärker und schneller als ich.«
Delilah lagerte Sharah auf ihren Armen und stieg die Treppe hoch, geführt von Roz und mir. Chase lief neben ihr her und half ihr, das Gleichgewicht und Sharah zu halten.
Am Kopf der Treppe spähte ich durch das Sichtfenster in der Flügeltür, die zum Großraumbüro führte. Chase hatte ein Büro im Polizeihauptquartier und eines
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