Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Bann mit einem Funkenregen explodierte, lachte er leise auf. Ich starrte ihn an. »Was hast du denn eingeworfen, Johnson?«
»Ich musste nur mal Dampf ablassen«, erwiderte er.
Trillian brummte ihm etwas zu, das ich nicht verstand.
Die Leichenhalle war im Keller, und als wir uns den Türen zum zweiten Obduktionsraum näherten, spürte ich, dass irgendetwas Schreckliches passiert war. Wir kamen zu spät. Ich spürte es bis in die Tiefe meines Herzens. Ich schob mich an den anderen vorbei, stieß die Türen auf und schaltete das Licht an. Drei Edelstahl-Tische standen leer vor mir, die ehemals sterilen Tücher auf dem Boden, besudelt.
»O verflucht! Sie haben sich erhoben. Seid vorsichtig.« Sofort begann ich kampfbereit den Raum zu umrunden, den Pflock leicht erhoben.
»Sharah!« Chase’ Ruf klang wie ein rauhes Bellen, und Trillian trat zu ihm, um ihm Deckung zu geben. Ich folgte dem Geruch der jüngsten Neugeborenen. Drei weitere Vampire, die frei herumliefen. Mit den dreien, die uns im Park entkommen waren, und ihren beiden neuen Opfern hatte Dredge jetzt mindestens acht um sich geschart.
Sie konnten sonst wo sein – im Gebäude oder bereits draußen. Ich betete nur darum, dass Sharah rechtzeitig geflohen war.
»Chase und Trillian, ihr bleibt zusammen und seid wachsam. Ich sehe mal hinten nach. Roz, gib mir Deckung.« Ich ging auf das Hinterzimmer der Leichenhalle zu, wo Labortests durchgeführt und die Überreste beseitigt wurden.
Roz hielt sich hinter mir. Ich hob den gestiefelten Fuß und trat mit voller Wucht gegen die Tür. Das Kreischen von berstendem Metall zerriss die Luft, als die Angeln und Scharniere sich verbogen und die schwere Metalltür aus dem Rahmen ins Nebenzimmer kippte. Ich sprang darüber hinweg, Roz dicht hinter mir.
Dieses Hinterzimmer hatte ich erst einmal gesehen – Sharah hatte uns während der verspäteten Weihnachtsfeier, die Chase für das gesamte AETT gegeben hatte, das ganze Haus gezeigt. An den Wänden reihten sich Schränke an Becken, auf den Arbeitsflächen blitzten alle möglichen Klingen, Knochensägen, Haken und andere Instrumente, über deren Zweck ich nicht einmal nachdenken wollte. Der Raum wurde von Neonlampen schwach erhellt, und die sterilen Gerüche der Chirurgenseife und des Chlorreinigers, mit dessen Hilfe die Spuren der Toten beseitigt wurden, konnten den Gestank der Fäulnis nicht ganz überdecken. Die letzte Haltestelle der Fahrt. Kein Umsteigen, keine weiteren Reisen in diesem Körper. Außer man bekam seine Fahrkarte von Dredge.
»Jeden Schrank aufmachen und überprüfen.« Ich riss eine Tür nach der anderen auf und suchte nach irgendwelchen Hinweisen auf Sharah oder die Neulinge. Ich fand Flaschen mit Herzen und Augen und Lebern, die in Formaldehyd schwammen, Flaschen voller Blut und Flaschen mit Dingen, die ich lieber nicht benennen wollte. Aber keine Vampire.
Roz nahm sich die andere Seite vor, und wir arbeiteten uns schweigend voran, bis wir das andere Ende des Raums erreicht hatten und vor der zweiten Tür standen. Wortlos trat ich vor, und er gab mir Rückendeckung. Ich rammte die Tür mit der Schulter, das Holz erbebte und splitterte dann, als das Schloss nachgab.
Der Flur war schwach erleuchtet – wieder nur matte Neonlampen – und führte zu Toiletten und einem Notausgang. Die Tür des Notausgangs stand offen, die Drähte zum Feueralarm waren durchtrennt. Ich schob den Kopf nach draußen und starrte in die kleine Grünanlage hinter dem Gebäude. Sie waren weg. Ich konnte ihre Essenz noch wahrnehmen, aber sie waren durch diese Tür gegangen und verschwunden.
Ich drehte mich um und sah Roz auf die Damentoilette zeigen.
»Ist da jemand drin?«, flüsterte ich kaum hörbar. Er nickte.
Ich schlich mich zu ihm und öffnete vorsichtig die Tür, nur einen Spaltbreit. Dahinter waren eine Dusche und zwei Toilettenkabinen, und aus einer davon drang ein schwaches Wimmern. Ich erkannte die Stimme.
»Sharah! Sharah, bist du das? Ich bin es, Menolly. Komm raus.« Vorsichtig näherte ich mich der Kabine. Was, wenn sie angegriffen und verwandelt worden war und sich bereits erhoben hatte? Vampirische Elfen konnten wesentlich schlimmer sein als normale Vampire. Genau wie vampirische Feen besaßen auch sie meist stärkere und dunklere Kräfte. Aber bei den Elfen lief die Verwandlung ihrer grundlegenden Natur so zuwider, dass sie normalerweise den Verstand verloren und wahnsinnig wurden. Nur sehr wenige fanden den Weg zurück.
Die Tür der Kabine ging
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