Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
nächsten Gruppe weitergezogen. Sein tiefes Lachen hallte durch den Park.
Der Gestank dieses Blutvergießens war ekelhaft süßlich, und ich konnte mich kaum mehr konzentrieren. Wie lange wir schon hier waren, wusste ich nicht, aber allmählich kam es mir wie eine Ewigkeit vor. Doch mir blieb keine Zeit, mich auszuruhen. Ein weiterer Goblin griff mich an, und weiter ging's.
Ich hatte so viel Energie auf den Todeszauber verwendet, dass ich kaum noch Reserven hatte. Also war ich auf mein Kurzschwert angewiesen.
Wieder einmal segnete ich die weise Voraussicht meines Vaters, der uns diese Silberdolche geschenkt hatte. Mit Zaubern verstärkt, waren sie zwar nicht allzu mächtig, aber es reichte, um Geschöpfe mit extradicker Haut zu verletzen. Menolly besaß auch einen, aber da sie nun Vampyr war, konnte sie ihn nicht mehr berühren.
Der Goblin und ich umkreisten einander. Er wirkte vorsichtiger als seine gefallenen Kameraden, und ich bezweifelte, dass er so leicht in irgendwelche Fallen tappen würde. Das war nicht gut für mich. Ich wurde allmählich müde, und müde Kämpfer lebten meist nicht mehr lange.
Er parierte meinen Hieb, und ich schoss zur Seite. Dabei erhaschte ich einen Blick auf die Fassade gegenüber. Das war der Eingang zu Underground Seattle, dem unterirdischen Museum. Die Stadt war im Jahr 1889 fast vollständig niedergebrannt, und beim Wiederaufbau hatte man sie einfach über den Ruinen errichtet, bis zu zehn Meter höher als vorher. 1907 hatte man die unterirdisch verbliebenen Stadtteile wegen eines Ausbruchs der Beulenpest endgültig aufgegeben. Aber ein ansehnlicher Teil des alten Seattle war noch öffentlich zugänglich und wie ein Museum zu besuchen.
Mehrere weitere Goblins kamen aus dem Eingang. Mist! Ich wich dem Dolch meines Angreifers aus und kreischte so laut ich konnte, wobei ich mit beiden Händen auf die andere Straßenseite zeigte: »Sie kommen aus dem Eingang vom Underground Seattle!
Da unten muss ein Portal sein!«
Was zum Teufel sollten wir jetzt tun? Irgendjemand musste da unten reingehen und die Kontrolle über das Portal übernehmen, damit wir die Goblins - und was immer auf der anderen Seite sonst noch Schlange stehen mochte - daran hindern konnten, weiter durchzubrechen.
»He, du mit den großen Titten! Wie wär's, wenn du dich ergibst? Dann lass ich dich leben. Noch 'ne Weile.« Der Goblin sprach Calouk, und falls er mich mit diesen Worten hatte wütend machen wollen, so war ihm das gelungen.
Ich war wütend, müde und hatte das Ganze so gründlich satt, dass ich beschloss - zum Teufel damit. Wenn ich dabei ein bisschen angesengt wurde, na und? Ich hob die Arme, rief einen Blitz herab und spürte, wie sich die Ladung in mir aufstaute wie vor einem gewaltigen Gewitter; sie fegte durch meinen ganzen Körper. Womöglich würde ich mir selbst einen Kurzschluss verpassen, aber verdammt noch mal, ich hatte die Schnauze voll von diesem Abschaum. Statt direkt auf einen bestimmten Goblin zu zielen, richtete ich die Energie auf den Eingang zur Underground Tour und schickte einen Blitz los, der die Luft zerriss und die Wand um die Tür herum bröckeln ließ.
Das Gebäude erbebte, und einen Moment lang glaubte ich, ich hätte nur ein kräftiges Wackeln verursacht. Das Haus blieb stehen. Die Tür und das Mauerwerk darum herum jedoch nicht. Eine Lawine aus Schutt löste sich, donnerte auf die hervorströmenden Goblins herab und erschlug diejenigen, die nach draußen entkommen wollten.
Rasch blockierten Steinbrocken, Mauerstücke und geborstene Holzträger den Eingang, und die Goblins draußen, die noch lebten, hielten mitten im Kampf inne und starrten mich an.
Mein Gegner wich langsam vor mir zurück, das Gesicht verzerrt vor Angst. Die Energie des Blitzes hatte in mir einen rasenden Zorn hinterlassen, ein Überbleibsel des Gewitters, das aus meinen Händen hervorgeschossen war. Nun marschierte ich mit erhobenem Dolch auf ihn zu. Er brabbelte etwas und ergriff die Flucht, doch ich war ihm dicht auf den Fersen und machte ihn schließlich ohne Gegenwehr nieder.
Die übrigen Goblins auf dem Platz suchten hektisch nach einem Fluchtweg, und wir erledigten in dem Durcheinander einen nach dem anderen.
Ich sah Iris zu dem erschütterten Gebäude laufen; sie presste die Hände auf den Gehsteig davor und murmelte etwas. Eine Barriere bildete sich um das Pioneer Building. Sie wirkte wie aus Eis, doch Eis würde schmelzen, selbst an einem so kühlen Tag. Ich eilte zu ihr hinüber. »Was
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