Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
vorgenommen hatte, da hatte ich entsetzliche Angst um alle gehabt. Kollateralschaden war ein so hässlicher Begriff.
Doch nun erkannte ich, dass wir unsere Verbündeten brauchten - jeden Einzelnen von ihnen.
Die Dämonen würden niemanden verschonen, wenn sie hier einfielen, ganz gleich, wie viel Abstand wir zu unseren Freunden hielten. Selbst wenn wir taten, was sie verlangten, und ihnen halfen - diese Geschöpfe waren die geborenen Lügner und würden keinen Moment davor zurückschrecken, uns umzubringen, sobald sie hatten, was sie wollten.
»Das war sie, die Dschinniya«, sagte Delilah. »Und ... war der Mann ...«
»Ja, das war der Raksäsa. Sein Name ist Karvanak. Und sein Kumpel heißt Vanzir.
Ich weiß nicht genau, was für ein Dämon Vanzir ist, aber irgendetwas kommt mir seltsam vor. Karvanak will uns erpressen - er hat damit gedroht, unseren Freunden etwas anzutun, wenn wir ihm nicht geben, was er will.«
»Was will er denn?«, fragte Chase.
Ich seufzte. »Anscheinend glaubt er, dass wir das dritte Geistsiegel haben oder zumindest wissen, wo es ist. Er will es haben. Er hat mir angeboten, uns großzügig zu entlohnen, wenn wir die Seiten wechseln und uns ihm anschließen. Natürlich heißt das nichts anderes als >Ich töte euch eben später, nicht jetzt gleiche Wir müssen sehr vorsichtig sein. Er ist stark. Sehr stark. Ich kann es spüren, und er jagt mir eine Scheißangst ein. Einen offenen Kampf könnten wir niemals gewinnen - er würde uns bei lebendigem Leib auffressen.«
»Ich unterbreche euch ja nur ungern«, sagte Chase, »aber mir wird auf einmal ziemlich komisch.«
Delilah befühlte seine Stirn. »Er bekommt Fieber. Los, zum AETT-Hauptquartier.
Gegen Karvanak können wir im Augenblick nichts weiter unternehmen, also konzentrieren wir uns auf das, was wir tun können.«
Ich fuhr schweigend weiter, doch meine Gedanken schnatterten unentwegt vor sich hin. Wir brauchten eine Strategie. Wir brauchten unbedingt Verstärkung. Wir brauchten ... so vieles, und es war unwahrscheinlich, dass wir irgendetwas davon bekommen würden.
Die Einrichtungen des Anderwelt-Erdwelt-Tatorttxeams befanden sich in einem Gebäude, das eigens für den Umgang mit allen möglichen Anderwelt-Bewohnern erbaut worden war. Die zertrümmerten Türen, von den abtrünnigen Vampiren bei ihrem Ausbruch vor ein paar Monaten beschädigt, waren repariert worden, und man hatte das magische Überwachungssystem verstärkt und umgerüstet, damit eben so etwas nicht wieder vorkommen konnte. Zweifellos würde irgendwann in der Zukunft jemand auftauchen, der auch dieses System knacken konnte, aber es war wie bei Hackern: Jedes Mal, wenn jemand das System besiegte, würden wir es stärker und noch sicherer wieder aufbauen.
Die Leichenhalle befand sich im Keller, genauer gesagt im dritten Untergeschoss, die medizinischen Einrichtungen im Erdgeschoss. Wir platzten zur Tür herein, und ich winkte Yugi zu. Der schwedische Empath war vor kurzem befördert worden, und seit Tylanda nicht mehr da war, trug er in Chases Abwesenheit die Verantwortung.
Tylanda war Vollblutfee und Chases ehemalige Assistentin. Sie war in die Anderwelt zurückgekehrt, wie vom AND befohlen, aber wir hofften, bald Ersatz für sie zu finden.
Sharah nahm uns allen Blutproben ab. Wenn irgendeine unserer Wunden mit Tetsa-Gift in Berührung gekommen war, würde sich das zeigen, sobald sie den Reagenzstoff dazugab. Das Gift drang rasch in den Blutkreislauf vor.
Sie schüttete ein paar Klümpchen eines blauen Pulvers in ein Reagenzglas, fügte etwas Wasser hinzu und löste das Pulver darin auf. Dann reihte sie die Blutproben vor sich auf und gab mit einer Pipette je drei Tropfen der bläulichen Flüssigkeit in jedes Röhrchen. Morios Blut blieb, wie es war, meines ebenfalls. Delilahs zischelte ein bisschen, und Chases blubberte laut zischend im Reagenzglas hoch.
»Chase, Delilah, euer Blut zeigt Anzeichen einer Tetsa-Vergiftung. Ihr werdet beide das Gegengift einnehmen müssen.«
Chase sprang auf. »Was? Werden wir sterben? Was ist mit meinen Männern?«
»Beruhige dich, Chef«, sagte sie und kramte in einem Schrank herum. »Die Männer habe ich schon getestet und ihnen das Gegenmittel verabreicht. Beide leben noch, aber bei Trent habe ich nicht viel Hoffnung - das Gift hat bei ihm sehr schnell gewirkt.
Aber Mallen kümmert sich um sie, und wenn er sie nicht durchbringt, dann könnte es niemand. Ihr beide hingegen steht noch, und das ist ein gutes Zeichen«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher