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Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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dem du aussiehst wie der Vogue entstiegen.«
    »O bitte«, stöhnte ich und steckte mein Haar zu einem möglichst ordentlichen Knoten hoch. Immer wieder schlüpften widerspenstige Strähnen heraus. Lockiges Haar eignete sich eben nicht für den gepflegt-glänzenden Stil. »Ich bin ein bisschen zu bunt für die Vogue ... aber ich glaube, so müsste es gehen. Ist der Eindruck passabel?« Ich hängte mir die Tasche über den Unterarm und posierte mit einer Hand auf der Hüfte.
    Seine Augenwinkel legten sich in Fältchen, und ich sah das Lächeln dahinter. »Du siehst immer schön aus, egal, was du trägst. Sogar in dieser Aufmachung. Aber du siehst irgendwie ... unnatürlich aus, wenn deine Brüste nirgends rausquellen.« Damit bot er mir den Arm. »Wollen wir? Und falls irgendjemand fragt, wir heiraten im Juni - das ist der Standard-Hochzeitsmonat.«
    »Juni, ja? In Y'Elestrial finden Hochzeiten oft im Winter statt, wenn alles in der Stadt gemächlicher läuft und das Julfest näher rückt.« Ich lächelte ein bisschen wehmütig.
    »Meine Eltern haben zu Mittwinter geheiratet. Mutter hatte noch nie eine Feenhochzeit erlebt, und sie wollte ein weißes Kleid, wie eine Braut es in der Erdwelt tragen würde. Das ist in Y'Elestrial natürlich nicht üblich. Aber Vater hat eine Schneiderin beauftragt, ihr ein Brautkleid aus schneeweißer Spinnenseide anzufertigen, mit Goldfäden durchwirkt.«
    »Dein Vater hat deine Mutter sehr geliebt, nicht wahr?«, fragte Morio, während wir auf das Hauptgebäude zugingen.
    »Allerdings. Er hat sie so sehr geliebt, dass er es mit Hof und Krone aufgenommen und eine Petition eingereicht hat, damit sie das Bürgerrecht verliehen bekam. Er hat sie so sehr geliebt, dass er sogar mit ihr zusammengeblieben ist, nachdem sie sich geweigert hatte, vom Nektar des Lebens zu trinken, und er hat sie so sehr geliebt, dass er die Gewissheit ertragen hat, eines Tages ihren Tod zu erleben. Ich habe ihr Kleid aufgehoben«, sagte ich leise.
    »Ihr Hochzeitskleid?«
    »Ja, ich habe es ganz hinten in meinem Kleiderschrank hängen. Ich bin froh, dass ich es mitgenommen habe, wenn man bedenkt, dass alle unsere Sachen entweder hastig irgendwo versteckt oder von Lethesanar konfisziert wurden. Ich würde es wirklich ungern verlieren. Es passt mir nicht - meine Figur ist zu kurvenreich -, aber ich glaube, dass wir es für Delilah ändern könnten. Ich weiß, dass sie eines Tages heiraten wird. Das liegt in ihrer Natur.«
    »Und was ist mit dir?« Morio blieb stehen und wandte sich mir zu. »Wirst du irgendwann heiraten? Trillian ... oder sonst irgendjemanden?«
    Ich fragte mich, ob ein »oder mich« hinter dieser Frage steckte, wollte ihn aber nicht in Verlegenheit bringen, indem ich direkt danach fragte. Stattdessen holte ich tief Luft und stieß sie mit einem langen Seufzer wieder aus. »Heiraten? Wie könnte ich auch nur daran denken? Wenn wir in Y'Elestrial wären oder irgendwo in der Anderwelt, würde ich euch beide heiraten, und zwar auf der Stelle. Zu Hause können wir ganz legal zu dritt verheiratet sein. Aber die Dämonen ... Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich überhaupt noch an die Zukunft glaube. Ob ich daran glaube, dass wir Schattenschwinge besiegen können.«
    Und damit hatte ich endlich meine heimliche Angst enthüllt.
    Ein Teil von mir flüsterte unablässig, dass wir alle dem Untergang geweiht waren.
    Dass wir uns auf dem Weg in die Hölle befanden, wo ein flammender Dämonenfürst schon auf uns wartete. Deswegen würde ich nicht gleich aufgeben, aber ich verlor allmählich die Hoffnung, dass wir dem Ansturm der Dämonen auf unsere Welten noch lange würden standhalten können.
    Ich hob den Kopf und sah Morio fest in die Augen. »Meine Pflicht kommt zuallererst.
    Vater hat mich dazu erzogen, meine Verpflichtungen zu erfüllen und mich meiner Verantwortung zu stellen, selbst wenn ich lieber davonlaufen würde. Der Kampf ist das Wichtigste.«
    Morio sagte nichts, hakte sich aber bei mir unter, als wir uns dem Eingang zum Mountain Aspen Retreat näherten. Wir hatten die Tür noch nicht ganz erreicht, als ein Angestellter uns öffnete und mit großer Geste hereinbat.
    Die Lobby erinnerte mich an das prächtige Foyer eines Luxushotels.
    Die Böden aus Marmorimitat waren glänzend poliert und in einer antik wirkenden Farbkombination aus Grün und Gold gehalten. Es war kaum zu glauben, dass das, was wir hier betraten, im Grunde eine Irrenanstalt war.
    Ich flüsterte Morio ins Ohr: »Die müssen

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