Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
davor, dass die Welters die Anstalt verklagen würden.
»Als wir Benjamin seine abendliche Dosis Medikamente bringen wollten, war er nicht in seinem Zimmer. Wir haben den Wohntrakt abgesucht und das ganze Gelände, aber ohne Erfolg. Im Moment hoffen wir, dass er sich verlaufen und in einem der leerstehenden Räume versteckt hat oder irgendwo eingeschlafen ist. Aber ich wollte Ihnen trotzdem Bescheid sagen. Sie haben mich ja gebeten, Sie anzurufen, falls sich irgendetwas Ungewöhnliches ereignen sollte.«
Den Göttern sei Dank für den Feen-Glamour. Ich bedankte mich bei ihr und versprach, so schnell wie möglich rauszukommen, dann legte ich auf. »Wir müssen diese Höhle finden. Benjamin wird vermisst, und ich glaube, die Dämonen waren vorhin in der Anstalt und haben nach ihm gesucht.«
»Scheiße«, sagte Menolly. »Also los. Iris, du bleibst hier bei Maggie. Schließ alles ab und versteck dich in meinem Unterschlupf. Du kennst ja den geheimen Ausgang, für den Fall, dass hier im Haus etwas passieren sollte.«
Iris nickte, doch sie war blass und sah entsetzlich besorgt aus. Sie beeilte sich, Maggie zu holen, während wir uns fertig machten. Ich befestigte den Silberdolch in der Scheide an meinem Gürtel und vergewisserte mich, dass das Einhorn-Horn sicher in der Innentasche des Umhangs verstaut war, den Eriskel mir gegeben hatte. Um der schnellen Beweglichkeit willen tauschte ich meine Stilettos gegen Omastiefel mit Blockabsatz.
Delilah trug schon warme Jeans und einen Pulli mit V-Ausschnitt; sie schlüpfte nur noch in ihre Lederjacke und befestigte das Futteral für ihr silbernes Kurzschwert an einem Bein. Menolly zog eine blaue Jeansjacke über ihren schwarzen Rolli und tauschte die hohen Absätze ebenfalls gegen ein Paar Doc Martens. Sobald Morio sich vergewissert hatte, dass seine Tasche mit dem Schädel sicher verschlossen war, marschierten wir zur Haustür.
»Morio, am besten fahren wir mit deinem SUV. Da passen wir alle ...«, sagte ich, doch ein Geräusch unterbrach mich, und ich wirbelte herum, sog Energie ein und machte mich bereit, den Eindringling, wer immer es sein mochte, zur Hölle zu schicken.
»Nicht schießen«, rief eine vertraute Stimme.
Langsam ließ ich die Hände sinken. Als wir klappernd die Stufen vor dem Haus hinuntereilten, traten Trenyth und Großmutter Kojote aus der Dunkelheit hervor. Sie sahen nicht so aus, als hätten sie gute Neuigkeiten für uns.
Kapitel 24
Trenyth! Großmutter Kojote!« Ich blieb auf der untersten Stufe abrupt stehen, und Delilah prallte gegen mich. Wir stürzten auf den matschigen Boden vor der Treppe.
Ich verzog das Gesicht, als die Spitze des Einhorn-Horns mich in die Hüfte piekste.
Ich befürchtete nicht, dass es brechen könnte - vermutlich würde es selbst dann keinen Schaden nehmen, wenn ein Lastwagen darüberrollte -, aber ich hatte große Angst davor, aus Versehen seine Kraft zu entfesseln. Ich wusste ja immer noch kaum etwas darüber, wie das verdammte Ding funktionierte.
»Autsch! Pass doch auf!«, rief Delilah und rieb sich den Hintern. Sie rappelte sich auf und half mir hoch.
Menolly stand hinter uns. Ich erwartete ein höhnisches Grinsen, doch sie starrte unsere Besucher mit verschleiertem Blick und todernster Miene an. Morio und Smoky blieben ebenfalls stehen.
»Dass ihr beide auf einmal hier seid, gibt mir ein ungutes Gefühl«, sagte ich und rieb die schmerzende Stelle an meiner Hüfte. »Was ist passiert?«
»Wir müssen uns unterhalten«, sagte Großmutter Kojote, deren stählerne Zähne im schwachen Lichtschein schimmerten. Der Neumond war erst ein paar Tage her, und ich konnte die grollende Energie der Dunklen Mutter noch in der Luft spüren.
»Möchtet Ihr hereinkommen?«, fragte ich und wies auf die Haustür.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben keine Zeit für Höflichkeiten. Du musst dich beeilen. Das Gleichgewicht wird heute Abend kippen.
Morgen ist die Tagundnachtgleiche, und die Balance muss wiederhergestellt werden.
Was vor langer Zeit aus dem Lot geriet, kann heute Nacht geradegerückt werden. Die Mächte, die einst herrschten, werden sich von neuem erheben. Du musst dabei sein, um Zeugnis abzulegen, und du musst tun, was du kannst, um den Ruck herbeizuführen.«
Rätsel. Großmutter Kojote sprach immer in Rätseln. Ich machte mir nicht mehr die Mühe, sie zu fragen, wovon sie eigentlich sprach. Das war zwecklos. Wir würden es auf die harte Tour herausfinden. So lief das immer.
Ich wandte mich
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