Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
größere von beiden - brüllte laut auf und versuchte, die glühende Salve abzuwehren, während der rechte dem heranrasenden Funkenregen dümmlich entgegen glotzte. Sobald die kleinen Flammenpfeile ihn trafen, geriet auch er brüllend in Bewegung und taumelte vorwärts, gefolgt von seinem noch größeren Freund.
»Heilige Scheiße, sie kommen!« Shamas wirbelte herum und rannte zu uns zurück.
Die Dubba-Trolle hatten die Verfolgung aufgenommen, und alle vier Köpfe gaben donnernde Obszönitäten auf Calouk von sich. Hätte ich nicht so viel Angst davor gehabt, zertrampelt zu werden, dann hätte ich ein paar passende Erwiderungen zurückgeschleudert. Doch so wirbelte ich nur herum und floh nach rechts, Delilah neben mir. Trillian rannte uns nach, während Smoky, Chase und Menolly nach links auswichen.
»Was jetzt?«, rief Chase aus seiner Deckung hinter einem Grabstein hervor. Er erinnerte mich an die Maus, die Delilah ständig jagte. Aber sie spielte nur mit dem kleinen Geschöpf und hatte es aufgegeben, die Maus fressen zu wollen. Die Trolle würden nicht so nett zu uns sein.
Ich überließ Chase der Obhut von Smoky und Menolly und ignorierte ihn. Sobald ich den Trollen nicht mehr direkt im Weg war, stemmte ich die Füße fest auf die Erde und hob die Arme gen Himmel. »Mondmutter, gib mir deine Macht, leih mir deine Kraft, mit der ich die Blitze rufe!«
Meine Finger kribbelten, und ein leises Grollen aus den Wolken hallte über den Friedhof. Die Mondmutter hörte mich. Ich konnte spüren, wie ihre Energie mich einhüllte, sich in mir bewegte, sich wie eine wirbelnde Kraftsäule um mich aufbaute, ein Tornado unsichtbarer Wellen, die mich so heftig herumstießen, dass ich beinahe das Gleichgewicht verloren hätte und gestürzt wäre. Hastig fing ich mich und baute mich noch breit-beiniger auf. Wenn ich mich zu plötzlich bewegte, konnte es passieren, dass ich den Zauber brach oder danebenzielte.
Und dann hörte ich sie lachen. Die Stimme der Mondmutter plätscherte über einen kristallenen Wasserfall zu mir herab und besänftigte meine Angst wie ein Kissen aus Nebel in einer kühlen Nacht.
Am Himmel knackte und knisterte es, und ein Energiestrahl fuhr zu meinen Fingerspitzen herab und traf mich wie tausend Elektroschocks. Der Blitz prallte in meinem Körper zurück und zuckte in mir, während ich mich darauf konzentrierte, ihn zu einer Kugel von der Größe eines Strandballs zu formen. Meine Zähne begannen zu klappern, und ich wusste, dass ich den Blitz loswerden musste, ehe ich wegen völliger Überladung ins Koma fiel.
»Nehmt das, Jungs!« Ich streckte die Hände in Richtung des nächsten Dubba-Trolls aus. Das war natürlich zufällig der dumme, kleinere. Ich bekam immer die Dummen ab. Er blinzelte - mit allen vier Augen - und wollte sich gerade an den Köpfen kratzen, als der Blitz aus meinen Händen hervorschoss. Eine Kugel gleißenden Lichts sauste auf ihn zu. Sie traf ihn mit einem lauten Knall, und die Verwunderung auf seinem Gesicht wich dem Zorn und dann der Erkenntnis, dass er gerade zu Boden ging.
Besorgt hielt ich nach Anzeichen dafür Ausschau, dass mein Zauber abprallen und sich zum Querschläger entwickeln könnte, was leider schon des Öfteren vorgekommen war. Aber der Blitz hüllte den Troll nur in ein neongrelles Netz aus Funken. Binnen Sekunden krachte der Troll auf den Boden, dass die Erde bebte. Sein Kumpel drehte sich um, sah seinen gefallenen Kameraden und lief auf mich zu.
In diesem Moment zerrissen Polizeisirenen die Nachtluft. Mit quietschenden Reifen hielt ein Streifenwagen ganz in der Nähe, und Devins sprang heraus. »Johnson, was zum Teufel ist hier los?«
Chase tat mir zwar leid - sein Boss war ein echtes Arschloch -, aber ich hatte im Augenblick andere Sorgen. Ich rannte los. Schnell. Der Kumpel des Gefallenen kam mir allzu nahe.
Sobald Dubba-der-Größere an seinem Kollegen vorbeigerannt war, liefen Delilah und Trillian hin. »Er ist nicht tot«, rief sie mir zu. Trillian zog sein Schwert und stach den gefällten Troll ab, erst den einen Kopf, dann den anderen. Er rammte ihm das Schwert in die Augen, die einzige Stelle, wo er mit einer gewöhnlichen Klinge etwas ausrichten konnte.
»Jetzt schon«, sagte er und wich einem ekelhaften Spritzer Augenglibber aus.
»Sehr schön, aber ich habe Nummer zwei am Hals!« Ich duckte mich, als der größere Troll nach mir schlug, und wechselte die Richtung, doch er blieb dran. Während ich ihn abzuschütteln versuchte, schaute ich
Weitere Kostenlose Bücher