Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
niederzulassen. »Es ist einfach zu viel... es gibt zu viel zu tun, und alles ist so verstreut, dass man nicht sehen kann, wie die Puzzleteilchen zusammenpassen. Was glaubt ihr, wo das dritte Siegel ist?«
»Es könnte sonstwo sein, wenn man bedenkt, wo wir die beiden ersten gefunden haben«, bemerkte Delilah und hüpfte, immer noch im Pyjama, zu mir herunter. Wir jäteten gemeinsam Unkraut und verschmierten uns die Hände mit feuchter, lehmiger Erde. Der kräftige Geruch stieg mir in die Nase, vermengt mit einem leicht modrigen Hauch, satt und säuerlich und erfüllt vom Versprechen auf neues Wachstum. »Wenn wir nur irgendeinen Hinweis hätten ...«
Menolly räusperte sich. »Also, ich habe gestern Nacht bei der Arbeit etwas herausgefunden, aber ich weiß nicht, wie nützlich das sein wird.« Sie gesellte sich zu uns, schaute aber nur zu, während wir sprießenden Löwenzahn und Klee ausrupften.
Vampire konnten nicht besonders gut mit wachsenden, lebendigen Dingen umgehen, und sie hatte sich ohnehin nie so fürs Gärtnern interessiert wie Delilah und ich.
»Was denn?« Ich blickte zu ihr auf. »Im Moment ist jede Kleinigkeit willkommen.«
Ich fügte nicht hinzu, dass ich alles hören wollte, was mich vielleicht von Trillians Rückkehr in die Anderwelt ablenken könnte, doch ich sah das Verständnis in ihren Augen.
Sie schaute wieder zum Himmel auf. »Mir bleibt noch etwa eine Stunde, ehe ich mich drinnen verstecken muss«, sagte sie. »Okay, hört euch das an.« Sie ließ sich im Schneidersitz neben uns nieder, pflückte einen langen Grashalm und spielte damit herum, während sie weitersprach.
»Ich habe gestern die Bar gemacht, und Luke hat an den Tischen bedient, weil Chrysandra Urlaub hat. Er ist zu einem neuen Gast in einer der Sitznischen gegangen, und als er mir die Bestellung gebracht hat, hat er gesagt, die Frau hätte ihm Fragen über mich gestellt. Sie wollte wissen, wo ich wohne und wann ich Feierabend habe.«
»Das klingt nicht gut.« Ich zog an einer besonders störrischen Distelwurzel, die schließlich aus der Erde glitt. Ich warf sie auf den wachsenden Haufen. »Was hat er ihr gesagt?«
»Gar nichts natürlich, aber ich habe ein bisschen herumgeschnüffelt. Genehsys war da. Die Sängerin, ihr kennt sie doch - tritt manchmal mit ihren Volksliedern im Wayfarer auf? Jedenfalls ist sie eine Fee und besitzt die Gabe, magische Wesen zu erspüren. Ich habe sie gebeten, sich die Frau mal vorzunehmen.«
»Und was hat sie herausgefunden?« Delilah hielt inne und griff nach einem Zweig, auf dem viele Marienkäfer saßen. Sie hob ihn auf, trug ihn zu einem nahen Rosenbusch und schüttelte die Käfer sacht auf die Blätter. »Wir haben Blattläuse«, sagte sie. »Marienkäfer fressen die.«
Menolly zog die Augenbrauen hoch. »Na, dann legt los, Marienkäfer. Also, Genehsys hat gesagt, die Frau sei anscheinend eine Dschinniya.«
»Eine was? Scheiße.« Delilah fuhr herum. »Mit einem Dschinn möchte ich nicht aneinandergeraten.«
Ich runzelte die Stirn. »Wie verstehen sich Dschinns denn so mit Räksasas?«
Menolly zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, aber das sollten wir vielleicht feststellen. Ich bin der Dschinniya gefolgt, als sie gegangen ist, und habe Luke kurz die Bar überlassen. Sie ist durch eine Tür neben einem persischen Teppichgeschäft verschwunden. Über dem Laden sind Wohnungen. Was wetten wir, dass sie da haust?«
»Ein persisches Teppichgeschäft? Räksasas sind ursprünglich aus Persien.« Ich runzelte die Stirn. »Wenn sie tatsächlich mit dem Dämon zusammenarbeitet, dann weiß er vermutlich von uns, da er sich ja schon eine ganze Weile in Seattle aufhält.
Wenn nicht... wer ist sie dann, und was will sie hier?«
Ein Wiehern unterbrach uns. Feddrah-Dahns war aufgewacht und stand plötzlich so dicht hinter mir, dass ich seinen Atem auf der Schulter spüren konnte. »Ihr seid sehr früh wach«, bemerkte er. »Wollen wir uns gleich auf die Suche nach Mistelzweig machen?«
Delilah schüttelte den Kopf. »Noch nicht gleich. Menolly, hast du vor Ende deiner Schicht noch etwas über streunende Pixies gehört?«
Sie grinste und zog einen Zettel hervor. »Das ist das Beste.
Ich wollte euch das auf den Tisch legen, damit ihr es beim Frühstück findet. Zwei Elfen an der Bar haben sich über einen unberechenbaren Pixie beklagt, der nicht hier aus der Gegend stammt. Anscheinend hat er sich in ihrem Garten niedergelassen. Ich habe mir ihre Adresse geben lassen und ihnen
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