Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13
ich. »Man muss nur die richtige Frage stellen, und manchmal bekommt man vom Universum tatsächlich eine Antwort. Wir müssen mit ihm sprechen. Du hast gesagt, er will nicht mit Menschen reden? Gehört er zu den Erdwelt-Feen?«
»Das glaube ich nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass er ein VBM ist, aber er fürchtet und hasst seine eigene Art. Nachdem er mir von dem Siegel erzählt hat, ist er wieder in dieser Traumwelt verschwunden, die anscheinend viele empfindliche, gebrochene Menschen bewohnen.« Morio räusperte sich. »Ja, wir müssen mit ihm sprechen, aber das geht erst morgen.«
»Wo ist er denn? Und warum können wir ihn nicht gleich jetzt besuchen?«
»Weil der Mann in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt sitzt. Ich bin ihm begegnet, als ich eine Abkürzung über das Gelände genommen habe. Dazu hatte ich meine Fuchsgestalt angenommen, um weniger Aufmerksamkeit zu erregen. Die Angestellten haben mich nicht bemerkt, aber er schon - auf der Stelle. Er wusste sofort, dass ich ein magisches Wesen bin und kein gewöhnlicher Fuchs.«
Ich überlegte kurz. Wenn der Mann Morio als magisches Geschöpf erkannt hatte, dann musste er irgendeine Art Zweites Gesicht besitzen.
Über die Jahre hinweg waren eine Menge Menschen weggesperrt worden, weil sie hellseherische oder magische Begabungen hatten. Einige waren auch getötet worden.
Allzu oft waren die Stimmen, die nur sie hören konnten, wirklich da; sie waren keine reine Einbildung von wahnsinnigen oder gebrochenen Menschen.
»Wie heißt er? Ich kann ja mal versuchen, mit ihm zu reden, und wenn das nicht klappt, kann Delilah als Kätzchen durch den Garten spazieren.« Ich griff nach einem Notizblock auf der Küchentheke und dem Filzstift daneben.
»Benjamin Welter. Die Anstalt heißt Mountain Aspen Retreat. Das klingt wie ein nobles Hotel, ist aber in Wirklichkeit ein teurer Laden, in den reiche Familien ihre Problemkinder abschieben. Liegt in der Nähe von Normandy Park. Aber denk dir lieber eine sehr gute Geschichte aus, denn die Angestellten werden dafür bezahlt, die Außenwelt draußen zu halten und die Insassen drinnen.«
Ich seufzte tief. »Hier geht es drunter und drüber. Wo bist du?«
»Zu Hause. Warum?«
Ich fing Delilahs Blick auf und zeigte auf den Zettel am anderen Ende des Tischs.
»Wie war gleich die Adresse dieser Elfen, die Mistelzweig in ihrem Garten haben?«
»Mistelzweig?« Morio klang verblüfft. »Ihr habt Elfen mit einem Mistelproblem?«
»Nein«, erklärte ich. »Wir haben Elfen mit einem Pixie-Problem, und wir gehen jetzt hin und kümmern uns darum.« Delilah reichte mir den Zettel. »Okay, das ist die Nummer zehn-zweihundertsechsundzwanzig East Parkland Drive. Sei in einer halben Stunde dort. Wir müssen uns ein Einhorn-Horn holen, ehe die Dämonen es aufspüren.« Ohne auf seine Antwort zu warten, hängte ich den Hörer in die Gabel und trank mein Glas Saft aus.
»Los, an die Arbeit. Iris, würdest du bitte mit Henry sprechen? Und nimm Maggie heute mit. Bei dir im Laden ist sie sicherer als in Menollys Unterschlupf. Falls Trillian zurückkommt, sag ihm, wo wir sind. Wenn Smoky nach mir fragt, richte ihm aus, dass ich gegen Abend zu ihm rauskommen und mit Morgana sprechen werde.« Ich schlang mir die Stola um die Schultern.
»Hast du alles?«, fragte Delilah und schlüpfte in ihre Jacke.
»Ja«, sagte ich. »Das Problem ist nur, dass Feddrah-Dahns niemals in eines unserer Autos passen wird, also muss ich ihn wohl bitten hierzubleiben.«
Als wir ins Wohnzimmer gingen, dachte ich über das Chaos nach, das sich in unserem Leben immer mehr ausbreitete.
Das Einhorn-Horn, das dritte Geistsiegel, Smoky, der Bürgerkrieg zu Hause, ein Räksasa und eine Dschinniya, Pixies und Trolle und Elfen ... Wenn wir nicht wenigstens einen Teil davon bald in den Griff bekamen, würden wir vor lauter Verwirrung überhaupt nichts mehr gebacken kriegen.
Kapitel 10
Pixies zu jagen war kein Kinderspiel. In meiner magischen Ausbildung hatte ich zwar gelernt, einen Pixie zu bezaubern, aber das funktionierte auch bei anderen nur etwa jedes zweite Mal.
Zu Hause in der Anderwelt galten Pixies in der Stadt als Ungeziefer, und einige Ortschaften verbannten sie sogar ganz. So weit war Lethesanar nicht gegangen, aber wenn sie die Stadt selbst betraten, waren sie Freiwild.
Zunächst einmal lieben die meisten Pixies nichts so sehr, wie andere zu ärgern. Sie verursachen gern Chaos und Aufruhr und führen Menschen in die Irre. Pixies stehlen,
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