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Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 04 - Hexenküsse-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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hätten die meisten Zivilisten von der Straße geschafft, aber da sind noch einige Polizisten, und diese Pfeile können sie an Stellen treffen, wo ihre Westen sie nicht schützen.«
    Ich sah ihr an, welche Sorgen sie sich um Chase machte. Er war für solche Begegnungen allzu menschlich und allzu verletzlich. Tetsa-Pfeile waren giftig - die nadelspitzen Geschosse wurden in eine Mischung aus Froschgift und einer Brühe getaucht, die aus der Leber des Pogolienvogels hergestellt wurde. Sowohl der Hajafrosch als auch der Vogel waren unglaublich schön. Und unglaublich tödlich.
    Als ich das Horn befühlte, begann es zu vibrieren, beinahe so, als wolle es mir etwas vorsingen. Zuerst dachte ich, das könnte Eriskel sein, der mit mir zu kommunizieren versuchte, doch gleich darauf merkte ich, wie zart und ätherisch die Stimme war ... sie trieb in einer leichten Brise. War sie weiblich? Ich schloss die Augen, lehnte mich zurück und ließ mich tiefer in den Strudel der Energie hinabsinken, der mich in sich hineinlockte.
    Erst herrschte Stille, dann spürte ich ein Zupfen, und plötzlich stand ich in einem Raum, dessen schwarze Decke mit Sternen übersät war. Oder waren das tatsächlich die Sterne? Die Wände wurden von vier Spiegeln eingenommen. Aber ich konnte mich in dem Glas nicht sehen.
    Im ersten Spiegel erschien eine Frau, die aussah wie eine Dryade. Sie war in ein blattgrünes Gewand gehüllt und hielt einen Zauberstab aus Eichenholz in der Hand.
    Ihre Haut war so braun wie die Erde, Augen und Haar golden wie frisches Stroh. Als sie mich entdeckte, sank sie in einem tiefen Knicks auf ein Knie.
    Ich wandte mich dem zweiten Spiegel zu, und ein geflügelter Krieger landete in einem Adlerhorst über einer Schlucht, hoch oben auf einem kahlen Berg. Blitze zuckten hinter ihm vom Himmel. Er war groß und blass mit flachsblondem Haar, ganz in weiches Leder gekleidet, und seine Augen waren groß und rund wie die einer Eule. Er trug ein langes, schimmerndes, scharfes Schwert. Er sah mich, nickte anmutig und nahm Haltung an.
    Ein Geräusch aus dem dritten Spiegel erregte meine Aufmerksamkeit. Eine Frau in einem Kleid aus glühender Magma drehte sich um, und ihre Augen leuchteten so hell, dass sie mich beinahe blendeten. Ihr Haar lag wie ein Lavastrom um ihre Schultern, und ein breiter Kranz aus Ranken bedeckte ihre Stirn. Sie beugte sich vor und starrte mich kurz an, ehe auch sie, wie die Dryade, knickste und kniend auf dem Boden verharrte.
    Wenn das so weiterging, dachte ich, müsste im vierten Spiegel ein Wasserelementar erscheinen. Und tatsächlich, als ich mich dorthin wandte, stieg ein Meermann aus der Tiefe auf. Große Locken in der Farbe von Seetang schwankten vor seiner azurblauen Haut, und seine Augen glänzten schwarz wie Onyx. Er war entweder im Meer oder in einem so riesigen See, dass ich in der Ferne hinter ihm bis zum Horizont kein Land erkennen konnte. Er sprang aus dem Wasser empor wie ein Delphin, tauchte wieder ein und brach erneut durch die Oberfläche hervor. Er hob einen bronzenen Dreizack zum Gruß.
    »Wer seid ihr? Wo bin ich?« Beinahe konnte ich den Strom von Gedanken und Gefühlen verstehen, der auf mich zukam. Sie warteten darauf, dass ich ihnen irgendeinen Befehl gab.
    »Du hast das Herz des Horns gefunden«, sagte Eriskel erfreut, als er urplötzlich neben mir erschien.
    Ich fuhr zusammen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Entschuldige, wenn ich dir gegenüber ein wenig argwöhnisch bin«, entgegnete ich.
    »Immerhin hast du ein paar tausend Megawatt auf mich gehetzt. Also, auf einer tieferen Ebene begreife ich diesen Ort, und ich kann spüren, wie sich zwischen meinem dritten Chakra und diesem Raum eine Verbindung aufbaut, aber ich verstehe noch nicht ganz, wie ich Kontakt zu ihnen aufnehmen kann. Würdest du mir einen Hinweis geben, ohne mich wieder brutzeln zu wollen?«
    Eriskel grinste, und in diesem Moment bemerkte ich die umwerfend schönen, großen Ringe aus Gold mit Diamanten, die von seinen Ohren baumelten. Ich begann förmlich zu sabbern. Er bemerkte, dass ich abgelenkt war, und erkannte offenbar auch den Grund dafür. »Willst du die Ohrringe haben?«, fragte er und verdrehte die Augen gen Himmel.
    »Ja, wenn du nichts dagegen hast.« Ich errötete; normalerweise schnorrte ich den Leuten nicht ihren Schmuck ab, aber sie hatten irgendetwas ...
    Er schüttelte den Kopf. »Das darf doch... ach, was soll's, mache ich eben noch ein Paar für dich. Ich habe durchaus gewisse Fähigkeiten der

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