Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
Dämonen benutzten, wurde mir schlecht.
Doch Menolly schüttelte ungerührt den Kopf. »Lass es gut sein, Kätzchen. Mit schmutzigen Tricks kann man eine Schlacht gewinnen. Glaub mir, wenn ich lernen könnte, wie man die Magie der Dämonen auf sie selbst zurückwirft, würde ich es sofort tun. Aber ich habe nun mal keinerlei magische Begabung. Ich finde, wir sollten uns über alles freuen, was uns einen Vorteil gegenüber Schattenschwinge und seinen Armeen verschafft. Wer weiß, was diese wilden Portale noch anrichten werden? Vielleicht öffnen sich bald auch welche in die Unterirdischen Reiche, und dann bekommen wir es überall mit Dämonen zu tun, ganz unabhängig von den Geistsiegeln.«
Ich schwieg. In meinem Hinterkopf konnte ich Hi'ran lachen hören. Der Herbstkönig war meine Form dämonischer Magie. Und Menolly - was mochte wohl als Nächstes mit ihr geschehen? Welchen Pfad würde uns dieser Krieg, den keine von uns gewollt hatte, noch aufzwingen?
»Ich verstehe«, sagte ich und spürte, wie ein weiterer Faden zerriss, der mich mit meinem naiven, optimistischen Selbst von vor ein paar Monaten verbunden hatte. »Also, zurück zu unserem jetzigen Problem. Könnt ihr diesen Gespensterschreck-Zauber bei den Totenmännern ausprobieren?«
»Ich bezweifle, dass er viel nützen wird«, sagte Morio. »Er wird jedenfalls nicht dafür sorgen, dass sie tot umfallen, das kann ich dir garantieren. Wir werden einen heftigen Kampf bekommen, also schlage ich vor, dass alle die Waffen bereithalten. Und passt auf diesen Schatten auf. Schatten sind nicht so gefährlich wie Wiedergänger, aber sehr viel mächtiger als Gespenster. Ihre Berührung vertreibt alle Wärme aus eurem Körper, so dass ihr in euren Stiefeln erfriert. Aber wir werden vermutlich mit ihm fertig.«
»Berühmte letzte Worte«, brummte Smoky. »Bringen wir es endlich hinter uns.«
Menolly und Vanzir führten uns in einen schmalen Gang, der links von der Haupthöhle abzweigte. Ich fragte mich, was am Grund dieser Schlucht liegen mochte. Es war schon lange her, seit wir zuletzt nur zum Vergnügen eine Wanderung unternommen hatten.
Wenn dies alles vorbei war, sollten wir vielleicht mal hierher zurückkommen und sie uns näher ansehen.
»Am Ende dieses Tunnels liegt die Kammer mit den Geistern«, erklärte Menolly und blickte über die Schulter zurück, während wir dem gewundenen Gang folgten und darauf achteten, ja nicht die Wände zu berühren, wo dicker Schleim nur darauf wartete, dass wir genau das taten.
»Weiter hinten liegt noch eine Kammer. Da ist das Geistsiegel, bewacht von dem Schatten«, fügte sie hinzu. »Ich habe das Gefühl, dass er uns nicht angreifen wird, ehe wir die Totenmänner ausgeschaltet haben. Er scheint mir eher ein Hüter des Siegels zu sein.
Und das führt mich zu der Vermutung, dass er der Geist einer Person ist, die vor Jahrhunderten in den Besitz des Geistsiegels gelangte und es als ihre Pflicht ansieht, auch nach ihrem Tod bei dem Siegel zu bleiben und es zu schützen.«
»Das würde einiges erklären«, sagte Morio. »Schatten sind oft selbsternannte Hüter. Ob es um einen Ort geht, ein Objekt oder sogar eine andere Person, spielt im Grunde keine Rolle. Wenn derjenige einmal im Besitz des Geistsiegels war, hat er womöglich erkannt, wie groß dessen Macht ist - wenn er auch nicht ahnen konnte, was genau es ist - und dass es besonderen Schutz braucht.«
»Was ist mit den Totenmännern?«, fragte ich. »Wie passen die ins Bild, angenommen du und Menolly habt recht?«
»Schatten können Totenmänner beschwören«, warf Smoky ein. »Sie können sie aus der Schattenwelt herbeirufen.«
Morio blieb stehen und hob die Hand. »Darüber sprechen wir lieber noch, ehe wir reingehen. Totenmänner können auch von einem Schamanen oder Nekromanten erschaffen werden, der die Macht besitzt, die Toten aufzuwecken. Womöglich besaß der Schatten zu Lebzeiten die Macht, den Toten neues Leben einzuhauchen. Totenmänner sind bessere Wachhunde als Zombies und schwerer zu erschaffen. Falls unser Geist sie also beschworen hat, sollten wir uns auf einen gewaltigen Showdown gefasst machen.«
Ein nagender Gedanke drängte sich aus meinem Hinterkopf nach vorn, obwohl ich ihn eigentlich lieber nicht bemerkt hätte. »Was, wenn der Schatten auch jetzt noch die Macht besitzt, Totenmänner zu beschwören? Was, wenn der Schatten immer noch ein Nekromant ist? Verschwinden magische Kräfte denn einfach so, wenn man stirbt?«
Obwohl meine Schwester
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