Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
anderen alten Sprache, und die Klänge mittelalterlicher Instrumente begleiteten ihn. Die Musik schwebte durch die Flure und zog mich an. Die Melodie hallte durch die unterirdischen Räume wie ein gespenstischer Lockruf, und die Stimmen machten mich nervös.
Delilah lehnte sich zu mir herüber. Ihr Atem ging schnell und flach. »Das gefällt mir nicht. «
»Festhalten, Kätzchen. Wir können es uns nicht leisten, dass du dich hier verwandelst«, flüsterte ich. »Du würdest davonlaufen, und ich würde dich nie wiederfinden.« Sie sah aus, als würde sie sich jeden Augenblick verwandeln, und die Vorstellung, mit einem sechs Kilo schweren, goldenen Tigerkätzchen an meiner Seite in irgendeinen Kampf zu geraten, war nicht sehr angenehm.
»Ich weiß. Das ist die Musik. Sie dringt richtig in meinen Körper ein, wie Nebel in einer Herbstnacht.« Sie zitterte.
Ich nahm ihre Hand und drückte sie. Delilah lächelte schwach. »Gehen wir nur noch ein Stückchen weiter den Flur entlang und sehen nach, was wir da finden«, schlug ich vor.
Ab hier gab es kein Versteck mehr. Wir konnten nur hoffen, dass uns niemand sah, wenn wir den Flur entlangflitzten. Ich deutete auf die erste Tür auf der linken Seite. »Versuchen wir mal, da reinzukommen. Hier könnten wir uns verstecken, falls wir jemanden kommen hören.« Ich hoffte nur, dass der Raum leer war, denn sonst würde jemand gleich eine Riesenüberraschung erleben.
Wir huschten leise zu der Tür. Ich drückte das Ohr an den Stahl und hörte nichts. Also schob ich die Tür auf. Als wir eintraten, war die Dunkelheit so vollständig, dass selbst ich nichts mehr sah, aber zumindest spürte ich auch niemanden hier drin oder sah irgendwelche Wärmequellen. Der Raum roch muffig, alt und unbenutzt.
Ich schloss leise die Tür, sobald Delilah sich hinter mir vorbeigeschoben hatte, und wartete einen Herzschlag lang ... und noch einen. Kein Laut war zu hören. »Hast du eine Taschenlampe?«
Sie antwortete nicht, aber binnen Sekunden schnitt die winzige Taschenlampe, die sie an ihrem Schlüsselbund hängen hatte, eine Schneise in die Finsternis. Das war keine richtige Taschenlampe, aber immerhin stärker als die ganz billige Variante. Wir blickten uns im Raum um. So weit, so gut. Nichts rührte sich.
Und dann erstarrte Delilah, als ihr dünner Strahl die gegenüberliegende Wand erfasste. Drei Paar Handschellen waren an der Wand befestigt, und in einem Paar hing eine Gestalt. Die anderen waren leer, doch unter dem zweiten Paar lagen ein Häufchen Staub und ein paar Kleidungsstücke.
»O Scheiße. O nein«, sagte ich, als wir langsam näher traten. Ich kniete mich vor die leeren Klamotten, und Delilah leuchtete vor mir auf den Boden. Jeans und eine hübsche rote Bluse. Frauenkleidung, etwa Größe 38. Als ich sie anhob, rieselte Asche aus den Falten des Stoffs. Ich wusste ganz genau, was das für Asche war.
»Vampir. Sie hatten eine Vampirin hier drin angekettet, und sie haben sie zu Staub zerfallen lassen.« Und ich hätte meine Reißzähne darauf verwettet, dass ich schon wusste, wer das getan hatte.
Ich wandte mich der Gestalt daneben zu. Sie war nackt und schon lange tot. Sie war teilweise mumifiziert, deshalb sah man noch, dass sie eine Elfe gewesen war. Zierlich, hübsch, und sie hatte Schmerzen gelitten - das war ihrem Gesichtsausdruck deutlich anzusehen. Ein paar ihrer Finger fehlten, sie waren grob abgehackt worden, und ein klaffendes Loch in ihrer Brust ließ mich schaudern. Während ich die verwitterte Haut und die starren Züge betrachtete, stieg Trauer in mir auf.
»Große Herrin Bast.« Delilah dachte offenbar ganz ähnlich wie ich. »Sabele?«
Ich nickte. »Ganz sicher können wir noch nicht sein. Aber ... ja, ich glaube schon. Und das da ...« Ich deutete auf das Häuflein Asche. »Das war Claudette, die vermisste Vampirin, von der Chase mir erzählt hat. Dantes Teufelskerle haben soeben die Grenze von gefährlichen Spinnern zu grausamen Mördern überschritten.« Ich betrachtete Sabeles Leichnam genauer. »Sie haben ihr das Herz herausgenommen. Es fehlt.«
Delilah verzog das Gesicht. »Verdammte Scheißkerle. Die haben aber nichts mit den Leichenzungen zu tun, oder? «
»Unwahrscheinlich.« Ich schüttelte den Kopf. »Eine Menge dämonischer Rituale erfordern irgendwelche Körperteile, vor allem das Herz oder Blut. Das hier ist übel. Richtig übel. Wenn ich das so sehe, glaube ich, wir sollten schleunigst von hier verschwinden. Wir bewegen uns auf sehr
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