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Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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goldenem Licht. So viele Leute glauben, Weiß sei die Farbe der Reinheit, dabei ist Weiß die Farbe des Todes. Gold läutert, Silber schützt...
    Und ausatmen ... ich spüre, wie die Seelen dieses Land fliehen, um endlich Ruhe zu finden und zu ihren Ahnen heimzukehren. Der Schmerz an diesem Ort lässt nach ... Und da - da ist die Goshanti. Sie schläft, denn dies ist ihre Zeit zu ruhen, aber sie weiß, dass etwas nicht stimmt, und sie bemüht sich aufzuwachen ...
    »Camille! Camille! Komm zu dir. Wir müssen uns beeilen«, sagte Morio und rüttelte an meinen Schultern.
    Ich blinzelte. Die leuchtenden Farben der Magie blendeten mich, bis sie auf meine Umgebung herabfielen und ohne das leiseste Geräusch im Land um mich herum versanken. Die Eibe seufzte tief und zufrieden, und ich kippte rasch die Mischung aus Salbei und Salz über die Knochen. Dann stellten Morio, Delilah und ich uns vor das winzige Grab und sangen die Litanei für die Toten.
    »Was Leben war, ist verdorrt. Was Gestalt war, verfällt. Sterbliche Ketten lösen sich, und die Seele fliegt frei. Mögest du den Weg zu deinen Ahnen finden. Mögest du den Weg zu den Göttern finden. Mögen Lieder und Legenden deines Mutes und deiner Tapferkeit gedenken. Mögen deine Eltern stolz auf dich sein und deine Kinder dein Geburtsrecht weitertragen. Schlaf und wandle nicht länger.«
    Als wir fertig waren, rauschte ein leiser Windstoß vorbei und trug die letzten Spuren der Seelen ihrem fernen Ziel entgegen. Ich streckte mich und sah zu, wie Delilah das Loch zuschüttete. Wir zeichneten eine Binderune in die frische Erde, damit nichts ihren Schlaf stören konnte.
    »Jetzt nehmen wir uns die Goshanti vor«, sagte Morio. Er gab mir einen Wink, und ich hob den Beutel mit dem Salz auf. »Delilah, würdest du Wache halten? Stell dich am Rand des Grundstücks auf den Gehsteig.«
    Sie nahm ihren Platz ein, und ich sah Morio an. Er nickte, also ging ich langsam einmal um das ganze Grundstück herum und verteilte ganze Hände voll Salz, das einen weißen, ungleichmäßigen Ring aus Klarheit und Reinheit bildete. Das Salz zischte, wenn es auf den Boden traf, an manchen Stellen stieg sogar Rauch auf, so aufgewühlt war das Land. Ich schloss die Augen und ließ aus der Energie, die aus meinem Körper hinter mir her floss, eine schimmernde, glitzernde Barriere entstehen. Auch sie war weiß - weiß und rot. Tod und Macht.
    Dann erreichte ich den Anfangspunkt, wo Morio schon auf mich wartete, um mich in die Mitte zu führen. Ich würde den Brennpunkt bilden, die Linse, und er würde mich dazu benutzen, die Energie zu fokussieren. Ich kniete mich hin und streckte die Arme aus. Morio trat hinter mich und stellte sich mit den Beinen an meinen Seiten auf, die Hände zum Himmel erhoben. Ich wartete, erspürte die Energie, und da war es - das Band, das sich von ihm zu mir wand. Es heftete sich an meine Aura, und ich erschauerte leicht, denn nun würde die Kraft in mich strömen.
    Todesmagie war sinnlich und leidenschaftlich, sie machte geradezu süchtig, und doch war der magische Prozess selbst kühl und abgehoben. Er führte uns an den Rand jener letzten Grenze, über die jedes Lebewesen schließlich gehen musste. Selbst die Götter starben irgendwann einmal. Als Morio und ich uns zu einem einzigen Kanal verbanden, schnappte ich nach Luft, und mein Kopf fiel zurück. Ich konnte Morio spüren, aufmerksam und prachtvoll hinter mir aufgebaut.
    Er schwankte kurz, und ebenso schnell, wie die Energie uns gepackt hatte, führte sie uns tief in die Schatten der Bäume, die Schatten des Lebens, und wir wandelten am Rand der Schattenwelt zwischen den Reichen. Schweigende Geister zogen in Scharen an uns vorbei. Sie sahen uns nicht und bemerkten auch nicht, dass wir in ihr Reich eingedrungen waren.
    Ich atmete tief ein und ließ mich von Morio führen. Er packte einige Stränge der Magie, von denen man an den Toren der Schattenwelt viele fand, und flüsterte etwas. Dann verbanden sie sich mit ihm und durch ihn auch mit mir. Wir waren so weit.
    »Öffne die Augen«, sagte er leise.
    Ich schlug die Augen auf. Das Grundstück sah vollkommen anders aus. Wohin ich mich auch wandte, konnte ich an den Auren der Pflanzen erkennen, welche starben und welche gediehen. Ich konnte die Knochen, die wir vergraben hatten, am Fuß der Eibe spüren. Und die Aura der Eibe selbst, die leuchtete wie Blaulicht auf einem Rettungswagen. Und ich konnte das Blut sehen, das diesen Boden genährt hatte - schon vor langer

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