Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
coolen Braids und der Art, wie du dir von niemandem was gefallen lässt. Ich habe viel von dir gelernt, Menolly. Danke.« Er stand auf, schlug mir sacht die Aktenmappe in seiner Hand aufs Knie und ging zur Tür. »Wir treffen uns drüben in der Klinik.«
Ich folgte ihm nach draußen und schlug die andere Richtung ein. Ich wusste nicht, was ich von alledem halten sollte. Chase hatte noch nie zugegeben, dass ihn der Vampirismus faszinierte, und ich fragte mich, wie viele weitere Geheimnisse noch an ihm zutage kommen würden, nachdem er den Nektar des Lebens getrunken hatte.
Ich schob die Schwingtür zum Kliniktrakt auf, entdeckte Sharah und winkte ihr zu. »Wie geht …«
Sie schüttelte den Kopf und zog mich in ihr Büro. »Es geht ihm immer schlechter. Hör mal, ich habe ein bisschen nachgeforscht, und es gibt genau eine Behandlung, die den Impuls zur Besserung geben könnte, aber ich weiß nicht, wie du dazu stehst.«
»Was spielt es für eine Rolle, wie ich dazu stehe?«
»Na ja …« Sie verstummte mit einem Seufzen, und ihr Blick huschte zur Seite.
»Nun sag schon.«
»Vampirblut. Nicht genug, um ihn zu verwandeln, aber ich habe gehört, dass es eine heilende Wirkung hat, wenn es einem Menschen gespritzt wird.«
Heilige Scheiße. So etwas wollte ich gar nicht hören. An so etwas wollte ich nicht mal denken. »Er ist aber kein Sterblicher. Er ist ein Dämon. Wir können unmöglich wissen, was Vampirblut mit ihm anstellen wird.«
»Er erholt sich nicht, Menolly. Die Wunde in seiner Seite hört nicht auf zu bluten.«
Ich blickte durch die Glastür in den Wartebereich hinaus. Camille war nicht da, aber Vanzir und Trillian saßen dort. »Wissen sie es? Was sagt Camille?«
Sharah schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe noch nicht mit ihnen darüber gesprochen. Ich wollte zuerst mit dir reden. Wenn du ablehnst, vergessen wir die Sache. Ich meine, das Blut sollte von dir kommen, weil ihr Freunde seid. Ein fremder Vampir könnte irgendeine Art Macht über ihn erlange und sie gegen Morio benutzen. Bei dir bin ich sicher, dass du das nicht tun wirst.«
»Wie viel brauchst du?«
Sharah hielt eine Kanüle an einem Schlauch und ein 100-ml-Röhrchen hoch. »Sieht nach ziemlich wenig aus, was da zwischen Leben und Tod steht, oder?«
Ich nickte ernst. »Ja. Bist du sicher, dass das funktioniert?«
»Nein, aber wenn nicht, wird er mit Sicherheit immer schwächer werden und wahrscheinlich sterben.«
»Verfluchte Geister. Warum heilt die Wunde nicht? Was hindert sie daran?«
Sharah bedeutete mir, an ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen. »Einer der Hungergeister hat ihm die Wunde beigebracht. Wir glauben, dass er Morio genug Lebenskraft ausgesogen hat, um seinen Körper stark zu schwächen. Und der Pflock hat viel mehr Schaden angerichtet, als wir ursprünglich dachten. Es ist nicht möglich, ihm Lebensenergie zuzuführen, außer euer Freund Vanzir könnte seine Methode der Nahrungsaufnahme umkehren und geben statt nehmen.«
Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte lieber nicht erwähnen, dass Vanzir jetzt niemandem mehr Energie abzapfen konnte, geschweige denn, sie jemandem eingeben. »Nein. Das ist nicht möglich. Gibt es denn keine Zauber, die ihm Lebenskraft schenken könnten? Oder Selbstheilungskräfte stärken?«
Sie runzelte die Stirn und deutete auf einen hohen Stapel Bücher. »Ich habe den ganzen Tag lang gelesen in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, was funktionieren könnte. Camille kennt keinen Zauber, der ihm helfen könnte. Smoky und Roz wüssten vielleicht Rat, aber sie sind nicht da. Ich kann es nicht riskieren, in den Zauberläden herumzufragen, wegen eurer Zusammenstöße mit Van und Jaycee – die laufen immerhin noch da draußen herum, und es wäre nicht weiter schwierig für sie, Morio durch ein angebliches Heilmittel zu vergiften.«
Ich dachte an Wilbur, verwarf die Idee aber gleich wieder. Wilbur war gut, aber nicht so gut. »Also, die einzige Möglichkeit, die du herausgefunden hast, ist Vampirblut.«
»Ja, so sieht’s aus.«
Schweigend saß sie neben mir, während ich darüber nachdachte. Auf diese Weise verabreicht, würde mein Blut ihn nicht zum Vampir machen, aber es würde ein Band zwischen uns schaffen, von dem ich nicht sicher war, ob ich es wollte. Und da er ein Dämon war, könnte es alle möglichen anderen Probleme verursachen, die wir nicht voraussehen konnten. Aber die einzige andere Option war, ihn sterben zu lassen. Das kam nicht in Frage, nicht wenn mein Blut ihm helfen
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