Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
ersten Leben könnte sie eine sehr gute Projektmanagerin sein. Ich hätte dich erst um Erlaubnis bitten sollen, aber ich fand die Idee …«
»Hervorragend. Das ist sie. Ist schon in Ordnung, ich habe es selbst nicht gern gesehen, dass sie ihre Zeit als Putzfrau im Wayfarer vergeudet. Du wirst sie doch jeden Abend zur Arbeit abholen und wieder nach Hause begleiten lassen? Sie ist noch nicht daran gewöhnt, allein unterwegs zu sein.«
Er nickte. »Das verstehe ich. Und ich glaube sogar, sie und Brett könnten sich gut verstehen. Beide Außenseiter. Er ist schon länger ein Vampir als ich, um ehrlich zu sein. Er soll ihr helfen, sich zurechtzufinden, und er wird seine Sache sicher gut machen.«
»Brett … ist der immer noch auf seinem Superhelden-Trip?« Brett war sehr jung gewesen, als er aus dem Tod erweckt worden war – Anfang zwanzig. Im Leben war er ein großer Comic-Fan gewesen, er hatte immer ein Superheld werden wollen. Deshalb lief er jetzt in der Verkleidung seines Alter Ego Bat-Vamp herum und suchte nach Möglichkeiten, wie er mit seinem Dasein als Vampir Menschen helfen konnte. Er hatte schon mehrere Frauen vor der Vergewaltigung gerettet, eine Handvoll Bürger vor Raubüberfällen bewahrt, und er trank ausschließlich Blut von der Blutbank, außer er konnte einmal gar nicht anders.
»Ja, aber der ist sogar gut für ihn. So bleibt er auf dem rechten Weg. Und einen Job und eine Aufgabe zu haben, wird auch Erin helfen, sich richtig zu orientieren. Ich glaube ehrlich, dass Sassy zum Teil auch deshalb solche Probleme hatte, weil sie nie richtig arbeiten wollte. Ich habe versucht, ihr feste Aufgaben bei den Anonymen Bluttrinkern zu geben, aber sie konnte nie bei der Sache bleiben. Sie musste ihr ganzes Leben lang nicht arbeiten, weil ihre Eltern reich waren und sie dann ihren verstorbenen Mann beerbt hat. Ein Vampir, der zu viel Zeit hat, gerät früher oder später in Schwierigkeiten.«
»Da hast du recht. Erin hat ein kluges Köpfchen. Sie braucht Beschäftigung, und das weiß sie auch.« Ich blickte mich um. »Also, du hast auch keine Ahnung, wohin unser Flüchtiger verschwunden ist?«
Wade schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich halte auf dem Rückweg die Augen offen. Was tust du eigentlich hier?«
Rasch berichtete ich ihm, was an diesem Abend geschehen war.
»Nicht Morio – er ist so ein netter Kerl. Verdammt. Also, ich versuche mal herauszufinden, wer heute Nacht hier im Park war. Jetzt muss ich aber weiter. Ich wünsche deiner Schwester und ihrem Yokai alles Gute.«
»Ich muss auch zurück.« Ivana würde nicht ewig auf mich warten, und am liebsten wollte ich so rechtzeitig wieder da sein, dass sie gar nicht warten musste. Das Letzte, was ich brauchen konnte, war eine Alte Fee, die von mir genervt war. Ich streifte mir Schnee von den Schultern. »He, Wade …«
Er hob lächelnd die Hand. »Schön, dass wir wieder miteinander reden.«
»Ja, das hat mir gefehlt.«
»Mir auch. Bis dann.« Damit war er verschwunden.
Ich drehte noch eine Runde durch den Park und lief dann zurück zu meinem Auto. Kaum hatte ich den Jaguar erreicht, da erschien Ivana in einer glitzernden Staubwolke aus dem Schachteingang. Ihr silberner Stab glühte wie ein Lichtschwert.
Stumm reichte ich ihr die zweite Tüte Rindfleisch. Ich brauchte gar nicht erst zu fragen, ob sie die Geister eingefangen hatte. Ihr befriedigter Gesichtsausdruck war beredt genug. Ich hätte sie allerdings gern gefragt, ob sie da unten über irgendeinen Hinweis auf meinen Serienmörder gestolpert war, aber dann hätte ich einen neuen Handel mit ihr eingehen müssen. Wenn ich an meinem Abend mit Ivana eines gelernt hatte, dann, dass die Alten Feen nichts taten, wofür sie nicht entlohnt wurden.
Ich bedankte mich nicht bei ihr, sondern ging langsam rückwärts zum Auto. Ivana machte sich auf den Weg die Straße entlang, beladen mit ihren zwei Tüten. Dann hielt sie inne und drehte sich zu mir um.
»Totes Mädchen!«
»Ja?«
»Du darfst mich gern wieder anrufen, wenn du einen weiteren Handel abschließen möchtest. Aber sei in Zukunft vorsichtiger. Nicht alle der Alten sind so vernünftig wie ich. Nicht alle so angenehm.« Und damit verschwand sie in den Schatten.
Ich starrte ihr nach und fragte mich, in welchem Zustand sie die Tunnel hinterlassen haben mochte. Ich fragte mich, was sie mit den Geistern und Schattenmännern machen würde, die sie daraus hervorgezerrt hatte. Und vor allem fragte ich mich, ob alle Alten Feen erdseits geblieben
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