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Schwestern schenkt der liebe Gott

Schwestern schenkt der liebe Gott

Titel: Schwestern schenkt der liebe Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.Z. Thomas
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Frage!“
braust Herr Günther auf. „Das fehlte noch, daß wir uns unter Druck setzen
lassen! Wir ziehen aus und damit basta!“
    „Aber du weißt selbst, daß das
nicht von heute auf morgen geht“, erwidert Frau Günther.
    „Was willst du denn noch mit dem
alten Anzug?“ mischt sich Guggi ein. „Du ziehst ihn ja doch nicht mehr an. Ich
gebe ihn dem Lumpenmann! Dann braucht ihr euch nicht darüber zu streiten.“
    „Dem Lumpenmann? Dafür ist er
zu schade!“ sagt die Mutter.
    „Lieber dem Lumpenmann als dem
Hausmeister!“ widerspricht Herr Günther. „Der Kerl hat mich zu sehr geärgert!
Kinder, wir müssen die Zeit noch durchhalten, bis ich mit dieser Arbeit fertig
bin. Vielleicht helfen mir dann auch Bresselmanns zu einer Wohnung.“
    Die Mutter trägt seufzend Gine
und das Lineal in die Küche. Guggi beugt sich über ihr Heft und schreibt ihren
Aufsatz zu Ende:

    Sie legt das Löschblatt auf die
nasse Schrift und klappt das Heft zu. Fertig! Das Heft fliegt in die Mappe, und
Guggi läuft in die Küche.
    Sie bringt ihrem Vater das
blank geputzte Lineal. „Du mußt nicht immer schimpfen, Vati. Mutti hat wirklich
viel Ärger seit dem Krach mit dem Hausmeister. Davon ahnst du gar nichts!“
    „Hab’ ich denn geschimpft?“
fragt er verwundert.
    „Oh, manchmal kannst du schon
mächtig grantig sein!“ sagt Guggi. „Aber das liegt nur an unserer kleinen
Wohnung. Wir wollen keine Familie werden, wo immer gestritten und geschimpft
wird, nein?“
    Sie sagt es so flehentlich, daß
er lacht. „Auf gar keinen Fall!“ verspricht er.
    Guggi läuft in die Küche
zurück. „Welchen alten Anzug von Vati meinst du denn, Mutti?“
    „Den hellgrauen“, erwidert die
Mutter, während sie Regine mit Brei füttert. „Aber der Lumpenmann kriegt ihn
nicht! Hol Brüder herauf. Wir essen gleich!“
    Guggi antwortet nichts. Sie
macht die Küchentür vorsorglich zu, geht an den Kleiderschrank im Schlafzimmer,
rollt den hellgrauen Anzug zu einer dicken Wurst zusammen, klemmt ihn unter den
Arm, ruft auf dem Korridor: „Ich hole Brüder!“ und verschwindet.
    Bevor sie jedoch den Jäger aus
dem Urwald vertreibt, übergibt sie dem Hausmeister mit einem schönen Gruß von
ihrer Mutter den grauen Anzug.
    „Na also!“ meint der
Hausmeister, „wer sagt denn, daß der Löwe kein Schmalz frißt!“ und beguckt sich
sehr genau das Jackett und die Hose. Dann nickt er mit dem Kopf. Der Anzug
gefällt ihm. Zwar ist er nicht mehr der neueste, aber immerhin, bei der Arbeit
kann man ihn noch gut anziehen. Es ist ihm ohne weiteres klar, daß Herr Günther
keine Ahnung hat, wohin dieser Anzug gewandert ist. Also wird der Hausmeister
ihn sofort anziehen und sich nachher in Günthers Hauseingang dem Herrn
Ingenieur vorstellen. Mai sehen, was der für Augen macht!
     
     

Brüder geht
eigene Wege
     
    Als Guggi die Treppe wieder
hinauf springt, klingelt gerade ein Depeschenbote bei Tante Käthe.
    „Ein Telegramm!“ sagt er und
reicht Tante Käthe den gelben Umschlag.
    Guggi staunt. „Da hat es aber
jemand eilig!“
    Tante Käthe reißt das Papier
auf. „Bestimmt eine dringende Arbeit, die ich zum Abschreiben holen soll.“ Sie
blickt auf den Text und wird blaß. Dann greift sie an ihre Haare, als müßte sie
feststellen, ob die Frisur in Ordnung ist. „Was Schlimmes, Tante Käthe?“
    Geistesabwesend starrt Tante
Käthe Guggi an. Nur zwei Worte bringt sie heraus: „Käptn Kraft!“
    „Ist sein Schiff gesunken?“
    „Nein!“ Tante Käthes Augen
werden einen Schein dunkler. „Er kommt her!“
    „Ach!“ Guggi nimmt ihr das
Telegramm aus den Händen, überfliegt den Text und stößt einen Jubelschrei aus.
    Die Tiere im Urwald spitzen
sämtliche Ohren. Was war das? Der Jäger unterbricht die Verfolgung einiger
Räuber, die mit der Dame Laura das Weite gesucht haben, und stürzt mit Speer,
Säbel, Pfeil und Bogen aus dem wilden Wald herbei.
    „Brüder!“ empfängt ihn Guggi
auf dem Flur. „Käptn Kraff kommt auf Urlaub!“
    Na und? denkt Brüder. Deswegen
solch ein Geschrei? Ihm kann der Käptn gestohlen bleiben. Er kennt ihn nicht.
    „Ahoi! Ahoi! Ahoi!“ kreischt
Karolin’, der alte Papagei, auf der Messingstange im Zimmer.
    „Ich muß sofort zum Friseur!“
stellt Tante Käthe fest. „Ich wollte sowieso diese Woche gehen!“
    Was haben sie denn alle?
überlegt Brüder. Ist das denn ein so großes Ereignis, wenn ein Käptn auf Urlaub
kommt?
    „Schnell, räum deine Sachen
weg!“ sagt Guggi. „Es gibt Essen!“
    Brüder

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