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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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erkannte. Geheimnisse, dachte sie. Warum haben sie alle Geheimnisse vor mir? Was ist es, das ich nicht wissen darf?
    Sie blickte auf, als die beiden Detectives ins Wohnzimmer traten. Bei ihnen war ein Mann, der sich als Detective Eckert vom Revier Brookline vorstellte – ein Name, den sie vermutlich in fünf Minuten wieder vergessen haben würde. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf Rizzoli gerichtet, mit der sie schon zusammengearbeitet hatte. Eine Frau, die sie mochte und respektierte.
    Die Detectives nahmen Platz; und Rizzoli und Frost sahen Maura über den Couchtisch hinweg an. Sie fühlte sich in die Ecke gedrängt – vier gegen eine, alle Augen auf sie gerichtet. Frost zog Stift und Notizbuch aus der Tasche. Wieso machte er sich Notizen? Warum hatte sie plötzlich das Gefühl, dass ihr ein Verhör bevorstand?
    »Wie geht es Ihnen, Doc?«, fragte Rizzoli mit sanfter, besorgter Stimme.

    Maura musste über die banale Frage lachen. »Es ginge mir wesentlich besser, wenn ich wüsste, was hier gespielt wird.«
    »Dürfte ich Sie fragen, wo Sie heute Abend gewesen sind?«
    »Ich komme gerade vom Flughafen.«
    »Was haben Sie da gemacht?«
    »Ich war in Paris. Ich hatte einen Direktflug von Charles de Gaulle. Es war ein langer Flug, und ich bin absolut nicht
    in der Stimmung für irgendwelche Fragespielchen.«
    »Wie lange waren Sie in Paris?«
    »Eine Woche. Der Hinflug war letzten Mittwoch.« Maura glaubte einen anklagenden Unterton in Rizzolis direkten Fragen entdeckt zu haben, und aus ihrer leichten Verärgerung wurde allmählich Wut. »Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie meine Sekretärin Louise fragen. Sie hat den Flug für mich gebucht. Ich habe dort an einer Konferenz teilgenommen …«
    »An der Internationalen Konferenz zur Forensischen Pathologie. Ist das korrekt?«
    Maura stutzte. »Das wissen Sie schon?«
    »Louise hat es uns gesagt.«
    Sie haben Fragen über mich gestellt. Schon vor meiner Rückkehr aus Paris haben sie mit meiner Sekretärin gesprochen.
    »Sie hat uns gesagt, dass die Maschine um siebzehn Uhr in Logan landen sollte«, sagte Rizzoli. »Jetzt ist es fast zehn. Wo sind Sie in der Zwischenzeit gewesen?«
    »Unser Abflug von Charles de Gaulle hat sich verspätet. Irgendwas mit zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen. Die Fluggesellschaften sind ja inzwischen so paranoid; wir konnten froh sein, dass wir nach drei Stunden endlich abheben durften.«
    »Sie sind also mit drei Stunden Verspätung gestartet.«
    »Das sagte ich doch gerade.«
    »Um wie viel Uhr sind Sie gelandet?«
    »Ich weiß es nicht genau. So gegen halb neun.«

    »Sie haben für die Fahrt von Logan hierher anderthalb Stunden gebraucht?«
    »Mein Koffer ist nicht aufgetaucht. Ich musste bei Air France eine Verlustanzeige aufgeben.« Maura brach ab; sie war mit ihrer Geduld am Ende. »Verdammt noch mal, ich will jetzt endlich wissen, was das alles soll! Ich habe ein Recht, das zu erfahren, ehe ich irgendwelche weiteren Fragen beantworte. Werfen Sie mir irgendetwas vor?«
    »Nein, Doc. Wir werfen Ihnen gar nichts vor. Wir versuchen nur, den Zeitrahmen zu ermitteln.«
    »Den Zeitrahmen für was?«
    Jetzt schaltete Frost sich ein. »Haben Sie irgendwelche Drohungen erhalten, Dr. Isles?«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Was?«
    »Kennen Sie irgendjemanden, der einen Grund haben könnte, Ihnen etwas anzutun?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    Maura lachte frustriert auf. »Na ja, kann man sich jemals absolut sicher sein?«
    »Es muss doch den einen oder anderen Prozess gegeben haben, bei dem Sie sich mit Ihrer Aussage bei irgendjemandem extrem unbeliebt gemacht haben«, sagte Rizzoli.
    »Nur, wenn man sich mit der Wahrheit unbeliebt macht.«
    »Sie haben sich im Gerichtssaal Feinde gemacht. Sie haben geholfen, Täter hinter Gitter zu bringen.«
    »Das haben Sie ja wohl auch, Jane. Einfach nur, indem Sie Ihren Job gemacht haben.«
    »Haben Sie irgendwelche spezifischen Drohungen erhalten? Briefe oder Anrufe?«
    »Meine Nummer steht nicht im Telefonbuch. Und Louise gibt niemals meine Adresse heraus.«
    »Was ist mit der Post, die Sie im Rechtsmedizinischen Institut erhalten haben?«
    »Dann und wann bekommen wir schon mal einen verrückten Brief. Das geht jedem von uns so.«

    »Verrückt?«
    »Ja, von Leuten, die irgendetwas von grünen Männchen aus dem Weltraum oder von Verschwörungen faseln. Oder die uns beschuldigen, die Wahrheit über eine Autopsie zu vertuschen. Solche Briefe legen wir einfach unter ›S‹ wie Spinner ab. Außer

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