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Schwesternmord

Schwesternmord

Titel: Schwesternmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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lieber woanders schlafen?«
    »Das hier ist mein Haus. Warum sollte ich woanders hingehen?«
    »Ich frage ja nur. Wahrscheinlich muss ich Sie nicht daran erinnern, alle Türen abzuschließen.«
    »Das mache ich sowieso immer.«
    Rizzoli wandte sich an Eckert. »Kann das Brookline Police Department ihr Haus bewachen lassen?«
    Er nickte. »Ich sorge dafür, dass eine Streife in regelmäßigen Abständen vorbeischaut.«
    »Danke«, sagte Maura. »Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
    Maura begleitete die drei Detectives zur Haustür und sah ihnen nach, als sie zu ihren Fahrzeugen gingen. Inzwischen war es nach Mitternacht. Die Straße vor ihrem Haus hatte sich wieder in die ruhige Wohngegend verwandelt, die sie kannte. Die Streifenwagen des Reviers Brookline waren weggefahren, der Taurus bereits zur Untersuchung durch das kriminaltechnische Labor abgeschleppt worden. Auch das gelbe Absperrband war verschwunden. Ich werde morgen früh aufwachen, dachte sie, und ich werde glauben, dass ich mir das alles nur eingebildet habe.
    Sie drehte sich um und sah sich Pater Brophy gegenüber, der immer noch in ihrer Diele stand. Noch nie hatte sie sich
in seiner Gegenwart so unbehaglich gefühlt wie jetzt, da sie ganz allein mit ihm in ihrem Haus war. Die Gedanken an das, was passieren könnte, gingen ihnen gewiss beiden im Kopf herum. Oder doch nur mir? Wenn du nachts allein in deinem Bett liegst, denkst du dann manchmal an mich, Daniel? So wie ich an dich denke?
    »Haben Sie auch ganz bestimmt keine Bedenken, allein hier zu bleiben?«, fragte er.
    »Ich komme schon klar.« Und was wäre denn die Alternative? Dass du die Nacht bei mir verbringst? Ist es nicht das, was du mir vorschlagen willst?
    »Wer hat Sie hierher gerufen, Daniel?«, fragte sie. »Woher wussten Sie, was passiert war?«
    Er erwiderte ihren Blick. »Von Detective Rizzoli. Sie sagte mir …« Er hielt inne. »Wissen Sie, ich bekomme andauernd solche Anrufe von der Polizei. Ein Todesfall in der Familie; jemand, der einen Priester braucht. Aber diesmal …« Wieder machte er eine Pause. »Verschließen Sie Ihre Türen, Maura«, sagte er. »So einen Abend wie diesen will ich nicht noch einmal durchmachen müssen.«
    Sie sah ihm nach, als er auf seinen Wagen zuging und einstieg. Er ließ den Motor nicht gleich an, sondern wartete, bis sie sicher im Haus war.
    Sie schloss die Tür und legte den Riegel vor.
    Durch das Wohnzimmerfenster sah sie Daniel davonfahren. Dann starrte sie noch eine Weile auf die leere Stelle am Straßenrand, und mit einem Mal fühlte sie sich einsam und verlassen. In diesem Moment wünschte sie sich, sie könnte ihn zurückrufen. Und was würde dann passieren? Was wollte sie von ihm, was erhoffte sie sich? Es ist besser, dachte sie, dass manche Verlockungen für uns in unerreichbarer Ferne liegen. Noch einmal ließ sie den Blick über die dunkle Straße schweifen, dann trat sie vom Fenster zurück, als ihr bewusst wurde, wie deutlich ihre Silhouette sich vor dem hell erleuchteten Wohnzimmer abzeichnen musste. Sie zog die Vorhänge zu und ging von Zimmer zu Zimmer, um
alle Schlösser und Fensterriegel noch einmal zu überprüfen. In einer warmen Juninacht wie dieser hätte sie normalerweise bei offenem Fenster geschlafen. Aber heute verriegelte sie auch das Schlafzimmerfenster und schaltete die Klimaanlage ein.
     
    Früh am Morgen erwachte sie, fröstelnd von dem kalten Luftzug, der aus der Anlage strömte. Sie hatte von Paris geträumt. Von Spaziergängen unter blauem Himmel, vorbei an Eimern voller Rosen und Lilien, und im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie war. Dann fiel es ihr ein: Ich bin nicht mehr in Paris, sondern in meinem eigenen Bett. Und es ist etwas Schreckliches passiert.
    Es war erst fünf Uhr morgens, und dennoch war sie hellwach. In Paris ist es elf Uhr vormittags, dachte sie. Dort scheint die Sonne, und wenn ich dort wäre, hätte ich jetzt schon meine zweite Tasse Kaffee getrunken. Sie wusste, dass der Jetlag sie im Lauf des Tages noch einholen würde, dass dieser frühmorgendliche Energieschub bis zum Nachmittag verflogen wäre, aber sie konnte sich einfach nicht dazu zwingen, noch länger zu schlafen.
    Sie stand auf und zog sich an.
    Die Straße vor ihrem Haus sah aus wie immer. Die ersten Strahlen der Morgenröte erhellten den Himmel. Maura sah, wie nebenan in Mr. Telushkins Haus die Lichter angingen. Er war ein Frühaufsteher, ging normalerweise mindestens eine Stunde vor ihr zur Arbeit, aber heute Morgen war sie als

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