Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
mich noch immer zwei Dinge,
wenn ich an diese Unterhaltung während unseres ersten gemeinsamen Urlaubs in
Portugal denke. Erstens: Warum haben in meinem Kopf damals die Hochzeitsglocken
und nicht die Alarmglocken geschrillt? Zweitens: Hatte Rigoletto wirklich ganz
unschuldig eine baldige Hochzeit angekündigt oder hatte er mich ganz berechnend
für den Rest des Urlaubs ruhigstellen wollen?
Egal, was es war, es klappte. Ingrid hin, Ingrid her, der Urlaub
war plötzlich der Schönste meines Lebens. Ich lag einträchtig Liege an Liege
mit Ingrid am Strand, ölte mich – mit Kokosfett - ein und ölte Ingrid
ein. Rodrigo strich ich im Geiste das gedanklich bereits versprochene Trinkgeld als er es wagte, einen
Sonnenschirm in unsere Nähe zu stellen. Ich trank Wein, wenn Ingrid trinken
wollte und sah ihr fröhlich zu, wie sie meine Golfstunden nahm. Ehrlich gesagt
war ich sogar ganz froh, dass ich nicht Golfspielen musste. Meine Haut war so
sonnenverbrannt , dass jede Bewegung schmerzte.
Kapitel 18
Es gab allerdings einen Moment im Urlaub, da stellte sich noch mal kurz
die Frage, ob ich wirklich Teil dieser Familie werden wollte. Es war der Tag
vor unserer Abreise und Ingrid hatte den ganzen Morgen damit verbracht, in
ihrem Reiseführer zu blättern. Gegen Mittag schlug sie das Buch plötzlich mit
einem so lauten Knall zu, dass mindestens vier Urlauber neben uns vor Schreck
von ihren Sonnenliegen fielen.
„Ich
habe einen Plan“, verkündete Ingrid. „Den erzähle ich euch beim Mittagessen.“
Was bedeutete, dass wir uns alle, ohne weitere Aufforderung, von
unseren Liegen erhoben und in Richtung Restaurant gingen. Die kleine „Sekte“,
deren Teil ich nun war und die von Ingrid geführt wurde, funktionierte
reibungslos. An unserem Stammtisch angekommen, schickte Ingrid mich los, ihr
etwas zu Essen zu holen. Es war mittlerweile Routine, dass Ingrid sich den
weiten Weg zum Buffet sparte und mich hin und her rennen ließ.
„ Mandylein hat doch immer noch ein paar Pfündchen zu viel auf
den Rippen, was aber nicht wundert, sie bewegt sich bei der Golfstunde ja überhaupt
nicht.“
Dieser Satz eröffnete jedes unserer gemeinsamen Essen. Dann gab
Ingrid ihre Bestellung bei mir auf.
Diesmal trug sie mir auf, ihr „Schnitzelchen“ zu holen, um mich,
kaum war ich wieder am Tisch, sofort erneut loszuschicken, weil es erst zu
viele, dann zu wenige und schließlich zu große Schnitzel waren.
„Ich
habe doch gesagt ‚Schnitzelchen’!“
Ingrid schüttelte entnervt den Kopf.
„Dann
esse ich eben keine Schnitzelchen. Hol mir doch bitte es von dem Huhn in Tomatensausse .“
Als endlich ihr Essen zu ihrer Zufriedenheit vor ihr stand,
verkündete Ingrid ihren Plan.
„Also,
Kinder, wir hatten ja nun einen wunderbaren Urlaub. Wir sind - bis auf Mandy -
alle braun geworden und haben unser Golfspiel verbessert. Nun ist es an der
Zeit für ein bisschen Kultur!“
„Kultur
ist nie schlecht“, sagte Igerich und mir fiel vor
Schreck fast die Gabel aus der Hand.
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich Igerich in den vergangenen zwei Wochen noch nicht hatte sprechen hören – bis auf
seinen Standardsatz „Ich bestelle mal eine Flasche Wein“ natürlich. Aber wie
immer, wenn Igerich etwas sagte, konnte ich ihm nur
zustimmen. Kultur war nie schlecht, auch wenn ich nicht recht wusste, was genau
Ingrid vorschwebte.
„Ich
habe heute Morgen in meinem Reiseführer gestöbert und in einem Hotel in der
Nähe eine wunderbare, portugiesische Folklore-Veranstaltung mit Musik und
traditionellen Tänzen entdeckt. Das schauen wir uns heute Abend an. Ist laut
meinem Reiseführer ein echter Geheimtipp,“ führte sie weiter aus.
Genau! Darum stand es bestimmt auch in einem Reiseführer, der ca.100
000mal im Jahr verkauft wurde. „Aber vielleicht steht es auf einer geheimen
Seite, die nur Ingrid gefunden hat“, dachte ich bei mir und verabschiedete mich
innerlich von dem Glas Wein, das ich eigentlich allein mit Rigoletto auf der Terrasse hatte trinken wollen.
Da von den anderen keine Gegenwehr kam, war es beschlossene Sache. Am
Abend trafen wir uns in der Hotellobby, um mit einem Taxi zu Ingrids
Folkloreveranstaltung zu fahren. Ingrid hatte sich zur Feier des Tages in ein
Kleid in den portugiesischen Nationalfarben gehüllt und sah aus wie
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