Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
holen konnte, da ich keine Lust auf Ingrids
Kommentare hatte, als ich hörte, wie Ingrid Rodrigo zu sich rief.
Der Gute warf mir einen erstaunten Blick zu, als er mich in
scheinbar schönster Eintracht neben meiner Schwiegermutter liegen sah. Zum
Glück sagte er nichts und ich erhöhte sein Trinkgeld im Geiste nochmals. Ich
würde als die großzügigste Urlauberin aller Zeiten in seine persönliche
Geschichte eingehen.
„Go!
Go! Go“!
Ingrid sah Rodrigo auffordernd an. Rodrigo sah mich an und ich sah
Ingrid an. Diese wiederholte etwas eindringlicher:
„Go! Go! Go!“
Rodrigo wandte sich zum Gehen, wovon Ingrid ihn mit einem erbosten:
„ No !“ abhielt.
Rodrigo sah mich erneut an, ich sah Rodrigo an und zuckte mit den
Achseln. Ich hatte keine Ahnung, was Ingrid von ihm wollte.
„Go!
Go! Go!“ Ingrids Stimme hatte Martinshornlautstärke und sie fuchtelte mit den
Armen. Rodrigo wandte sich schicksalsergeben erneut zum Gehen.
„ No , not go !“ Ingrid war nun
richtig sauer und ich hatte ein Einsehen - mit Rodrigo natürlich, nicht mit
Ingrid. Ich griff ein.
„Ich
glaube, er spricht auch Deutsch“, klärte ich Ingrid auf.
„Und
warum sagt er das nicht, dieser ungehobelte Kerl?“
„Er
kann ja nicht wissen, dass du neben Englisch auch noch Deutsch sprichst“, antwortete ich so ernst ich konnte.
„Das
stimmt natürlich“, stimmte Ingrid mir selbstgefällig zu.
„Räum
weg Sonnenschirm. Stört“, sagte sie in bestem
Ich-spreche-mit-einem-Volltrottel-Deutsch zu Rodrigo.
„Gerne,
gnädige Frau“, lächelte Rodrigo.
Der Gute war eindeutig Kummer mit Strandgästen gewöhnt und hatte
sich ein dickes Fell zugelegt. Während ich genauso heimlich wie gehässig über
Ingrid und ihre Fremdsprachenkenntnisse lachte, fiel mir auf, dass ich nun
ebenfalls keinen Sonnenschirm mehr hatte. Das war nicht gut. Ingrid hingegen
war endlich zufrieden und ließ sich mit einem Seufzer auf ihre Liege fallen.
„Jetzt
fängt der Urlaub richtig an“, waren ihre letzten Worte, dann machte die Augen
zu und schlief ein.
Als sie zwei Stunden später aufwachte, hatte sie die Farbe eines
dieser rosa Marzipanschweinchen, wie es sie Sylvester zu kaufen gab. Vollkommen
unbeeindruckt rieb sie sich
abermals - mit meiner Hilfe - von
Kopf bis Fuß mit Öl ein, machte einen unzufriedenen Kommentar über den Sonnenschirm,
den Rodrigo für mich zurückgebracht hatte und schlief erneut ein.
Weitere zwei Stunden später – die ich zum Teil damit
verbrachte, zu überlegen ob Ingrid mit ihrer Sonnensucht vielleicht in einem
vorherigen Leben Engländerin gewesen war - erwachte sie erneut. Ich war mit
meinem Vormittag am Strand fast zufrieden. Ich hatte in Ruhe gelesen und nun
war Zeit für das Mittagessen, wo ich meinen Schatz wieder treffen würde.
Dieser Schatz saß mit seinem Vater bereits an unserem Stammtisch
und war bester Laune. Beide hatten eine deutliche Alkoholfahne, was die gute
Laune erklärte und meine Vermutung bestätigte, dass Igerich nicht ohne Wein am Pool liegen würde.
„Und,
wie war es?“, fragte mein Hase interessiert, als Ingrid und ich uns an den
Tisch setzten. Meine Vielleicht-Schwiegermutter hatte keine Zeit verschwendet
und sich bereits auf dem Weg zum Tisch wieder einen unfassbar mit Essen
beladenen Teller zusammengestellt.
„Herrlich!
Eine Sonne ist das, da wird man wunderbar braun“, schwärmte Ingrid, die sich
farblich nur unwesentlich von den Scampis auf ihrem
Teller unterschied.
„Unser Mandylein ist allerdings eine von diesen Sonnen- Panikerinnen , die lieber fad und blass aussehen, als mal
ein bisschen Sonne an ihre Haut zu lassen. Hast du das gewusst?“, erkundigte
sie sich bei ihrem Sohn, als hätte sie einen vollkommen netten, normalen Kommentar
über die Frau, die er liebte gemacht, und schob sich einen Scampi in den Mund.
„Zuviel
Sonne ist nicht gesund“, sagte ich und sah meinem Hasen mit einem Blick an, der
selbst einem Stein klar gemacht hätte, dass er sich jetzt besser auf meine
Seite rollte.
„Es muss natürlich jeder für sich selbst
entscheiden, wie er mit der Sonne umgeht“, begann
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